Hans-Jürgen Grasemann

Rückblick 2006

Demokratie braucht Erinnerung

Diskussionsforum mit GULAG-Überlebendem  und Ex-NVA-Offizier

Für den 2. November 2006 in der Jugendherberge Werdau und für den 30. November 2006 in der Muldenbühne des Alten Gasometers Zwickau, jeweils um 19 Uhr hat das Werk für kommunalpolitische Bildung Sachsen (WkB) in Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-King-Zentrum Werdau zu Diskussionsforen mit zwei Zeitzeugen mit bemerkenswerten Biografien eingeladen.

Günther Rehbein hat den Gulag überlebt. Er war drei Jahre im stalinistischen Straflager Workuta inhaftiert, bei dem zahlreiche Zwangsarbeiter ums Leben kamen. Nach seiner Rückkehr in den sozialistischen Teil Deutschlands erwarteten ihn weitere Schicksalsschläge. Er wird von der Stasi bespitzelt, vom DDR-Staat enttäuscht und schikaniert.
Günther Schilinski hatte ein sehr wechselvolles Schicksal innerhalb der Nationalen Volksarmee der DDR. Zunächst vom sozialistischem System überzeugt ändert sich seine Haltung, als er durch seinen russischen Schwiegervater Leonid Petrowitsch mit den dunklen Kehrseiten des sowjetischen Systems in Berührung gekommen war. Nach über 20 Jahren bei der NVA wird er 1978 ehrenhaft entlassen.
Die Erlebnisse der beiden Betroffenen, aus erster Hand vermittelt, können deutlich machen, welch schwerwiegende Folgen gravierende Demokratiedefizite in einer Gesellschaft haben. So kann aus der Negativ-Erinnerung der beiden Zeitzeugen in der Diskussion der Positiv-Wert von Demokratieentwicklung herausgearbeitet und dazu ermutigt werden, entgegen extremistischen und totalitären Tendenzen als Bürger Verantwortung zu übernehmen, sei es im kommunalpolitischen Bereich oder darüber hinaus – Erinnerungen für Gegenwart und Zukunft.

Die in Thüringen lebenden Zeitzeugen werden auch ihre Buchveröffentlichungen vorstellen:
Günther Rehbein, Gulag und Genossen. Aufzeichnungen eines Überlebenden. Verlag Neue Literatur, Plauen 2006
Günther Schilinski, Träume, Terror, Tatsachen. DOMOS Verlag, Michelstadt 2003

Günther Rehbein, Jahrgang 1933, gelernter Maler wurde 1952 von der Staatssicherheit verhaftet und wegen angeblicher Spionage und antisowjetischer Hetze zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er kam in das sibirische Straflager Workuta. 1955 wurde er in die DDR zurückgeführt. 1968 kam er vier Jahre in die Haftanstalt Bautzen. Durch seine politische Vergangenheit blieb Günther Rehbein ein beruflicher Aufstieg in der DDR verwährt. Eine Meisterausbildung im Malerberuf  wurde ihm untersagt.

Günther Schilinski, Jahrgang 1935, war zwischen 1953 und 1978 bei der NVA. Von 1968 bis 1972 absolvierte er die „Leninakademie“ in Moskau. In den Jahren 1972 bis 1975 analysierte er Drangsalierungen bei der NVA. Die Folge waren Strafversetzungen und  schließlich 1978 die „Ehrenhafte Entlassung“.
Dennoch war er bis 1992 Hochschullehrer in der Sektion Marxismus-Leninismus (ML) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Werdauer Oberschülerprozess vor 55 Jahren

Ein Verurteilter lebt heute noch in der Stadt – MDR sendet Interview mit Betroffenem

VON GEORG MEUSEL

Werdau/Zwickau
. Am 3. Oktober 2006 jährt sich zum 55. Male der Prozess vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Zwickau gegen 19 Werdauer Jugendliche, die sich politisch kritisch zu Wort gemeldet hatten. Sie wurden beschuldigt, durch die Verteilung von Flugblättern „den Frieden der Welt gefährdet“ zu haben. Auf insgesamt 130 Jahre Zuchthaus lautete das Urteil für die jungen Leute, zumeist Schüler der Alexander-von-Humboldt-Oberschule Werdau, in deren damaliges Gebäude jetzt die Gerhart-Hauptmann-Grundschule eingezogen ist.
Was war geschehen? Im Oktober 1950 fanden Wahlen zur Volkskammer der 1949 gegründeten DDR statt, die erstmals keine freien Wahlen mehr waren, sondern nach Einheitslisten unter Vorherrschaft der SED durchgeführt wurden. Wer mit „nein“ stimmte, wurde als „Kriegstreiber“ abgestempelt. Das hatte die kritischen jugendlichen in Rage gebracht. Sie trafen sich heimlich, vervielfältigten und verbreiteten Flugblätter mit Texten wie „Wir alle sehnen uns nach Frieden, nach der Einheit Deutschlands in Freiheit – Weg mit den Volksverrätern, wählt mit NEIN“. Im Mai 1951 wurden die jungen Leute gefasst.
Der Prozess begann am 3. Oktober um 10 Uhr, dauerte den ganzen Tag und weiter bis in die Nacht. Die DDR-Presse durfte nicht berichten. Doch die Nachricht wurde in den Westen geschmuggelt und von dort aus deutschlandweit verbreitet. Am 4. Oktober, dem 19. Geburtstag von Achim Beyer, einem der Beschuldigten, erfolgte kurz nach Mitternacht die Urteilsverkündung. Er selbst wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Gerhard Schneider, der die ganze Zeit über die Aussage verweigert hatte, weil die Eltern nicht zur Verhandlung zugelassen wurden, erhielt 13 Jahre aufgebrummt. Er ist der einzige noch in Werdau lebende Betroffene. Sechs der Jugendlichen waren damals nicht ganz 18 Jahre alt. Auch drei Mädchen befanden sich unter ihnen.
Der Strafvollzug wurde zu einer Odyssee durch verschiedene Zuchthäuser wie Cottbus, Torgau und Waldheim unter schweren und demütigenden Bedingungen. Vor nunmehr 5o Jahren wurden aufgrund eines Gnadenerlasses von Staatspräsident Wilhelm Pieck im Herbst 1956 die letzten der jungen Häftlinge entlassen. Die meisten gingen in den Westen, weil sie in der DDR keine Möglichkeit bekamen, das Abitur abzulegen. Selbst ihre Eltern wurden beruflich diskriminiert.

Am 2. Oktober sendete der MDR im „Sachsenspiegel“ zwischen 19 und 19.30 Uhr darüber einen Beitrag.
Die Artikelserie in Originalausgaben über den Werdauer Oberschüler-Prozess, womit die Affäre im „Werdau-Crimmitschauer Wochenblatt“ 1990 enttabuisiert wurde, und die Buchveröffentlichung „130 Jahre Zuchthaus“ von Achim Beyer sind im Martin-Luther-King-Zentrum Werdau erhältlich.

Freie Presse 30. September/1. Oktober 2006   

„Der aufrechte Gang – Zivilcourage und Opposition in der DDR“

Georg Meusel aus dem Martin-Luther-King-Zentrum auf der Internationalen philatelistischen Wettbewerbsausstellungninnerhalb der 11. Sachsenschau vom 30.09. bis 03.10.2006 auf der Besucherplattform des Flughafens Dresden u.a. mit dem Philatelistisch-thematischen Exponat

„Der aufrechte Gang – Zivilcourage und Opposition in der DDR“

vertreten.

Auf fast 100 Blättern wird mit postalischen Belegen die Nachkriegsentwicklung im Osten Deutschlands, Ursachen für Opposition und Widerstand in der DDR (Entfernung von sozialistischen Idealen, Demokratiedefizite, Mangelwirtschaft und Repressionen gegen Andersdenkende) dargestellt.

Im Hauptteil sind Beispiele für Zivilcourage und Opposition aus dem frühen Widerstand der 1950er Jahre bis zur Friedlichen Revolution 1989/1990 behandelt. Den Schluß bilden Belege zur Aufarbeitung von DDR-Oppositiionsgeschichte.

Das Exponat enthält einzigartige postalische Dokumente, wie Zuchthausbriefe der „Werdauer Oberschüler“ aus den 1950er Jahren, Briefe von der Haftanstalt Leipzig Kästnerstraße, wo auch Todesurteile vollstreckt wurden, zum Arbeiteraufstand  vom 17. Juni 1953 und von der Stasi beschlagnahmte Briefe, die erst nach 12 Jahren den rechtmäßigten Empfänger erreichten. Es wird auch dargestellt, wie kritische Bürger die
offene Postkarte zum Transportmittel für brisante Nachrichten benutzten oder die Anschriftseite von Briefumschlägen zur Verbreitung von pazifistischen Gedankengut, wie „Schwerter zu Pflugscharen“.
Bisher wurde das Exponat in Chemnitz, Arnstadt, Berlin und Marktbreit gezeigt und mit einer Goldmedaille sowie mehrfach mit einer Silbermedaille bewertet.

Staatsrechtler aus Braunschweig über Chancen und Gefahren einer Entwicklung

Werdau.  „Vom Rechtsstaat zum Sicherheitsstaat?“ lautete das Thema eines Vortrages mit Dr.Hans-Jürgen Grasemann am Donnerstag, den 24. August 2006 um 19.00 Uhr im Rathaus Werdau.

Es handelte sich um eine Gemeinschaftsveranstaltung der Wilhelm-Külz-Stiftung Dresden, der Stasiunterlagenbehörde Chemnitz und des Martin-King-Zentrums.

Hans-Jürgen GrasemannStaatsanwalt Grasemann aus Braunschweig stellt den Rechtsstaat dem Sicherheitsstaat gegenüber und analysiert die Reaktionen unseres Staates auf Kriminalität, Extremismus und Terrorismus. Die Terroranschläge in New York, Djerba, Bali, Istanbul, Madrid und London haben auch in Deutschland
als Teil der angegriffenen westlichen Welt Verunsicherung und Ängste hervorgerufen. Wird das viel beschworene „Recht auf Sicherheit“ zum Universalinstrument, um Grundrechte einzuschränken? Sind wir auf dem Weg zum Präventions- und Überwachungsstaat? Gelingt uns die Balance zwischen der gewünschten Sicherheit und der für die Menschen notwendigen Freiheit? Verfügt der Staat in einer offenen Gesellschaft über die geeigneten Mittel, den Bedrohungen von Terrorismus und Extremismus entgegen zu treten? Wird er seiner Verantwortung für die Sicherung einer „angstfreien Daseinsgewissheit“ gerecht? Oder führt uns die innenpolitische Aufrüstung an einen Scheideweg in der Kriminalpolitik?
Dr. Hans-Jürgen Grasemann, Jahrgang 1946, promovierte 1973 an der Universität Göttingen mit einem Thema aus dem DDR- Verfassungsrecht. Bis 1975 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Ost-Akademie Lüneburg. In den Jahren 1976 und 1977 wirkte er als Richter am Landgericht Braunschweig, ab 1978 als Staatsanwalt. Von 1988 bis 1994 agierte er als Pressesprecher der Zentralen Beweismittel- und Dokumentationsstelle  der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter und der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig. Seit 1994 ist er als Abteilungsleiter in der Staatsanwaltschaft Braunschweig tätig. Dr. Hans-Jürgen Grasemann veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, insbesondere zu juristischen Fragen der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit.

8. Torbogenfest ist wieder ein Produkt vieler Werdauer

VON THOMAS MICHEL [Freie Presse, 17. Juli 2006]

Werdau. „Für uns spielt die gute Nachbarschaft eine ganz besondere Rolle“, sagte Claus Eisenkolb. Der Mann wohnt mit seiner Frau seit vielen Jahren im Torbogenhaus in der 8o Jahre alten Werdauer Stadtgutsiedlung, das am Samstag zum 8. Mal im Mittelpunkt eines kleinen, aber feinen Festes stand. Schon bei der Vorbereitung legten Eisenkolb und seine ‚Kollegen‘ aus dem Haus mit Hand an. „Da gab es überhaupt keine Frage, der Schorsch ist doch unser Nachbar“, betonte er.
Eisenkolb meinte damit Georg Meusel, der mit seinem Martin-Luther-King-Zentrum erneut der Gastgeber des Torbogenfestes war. „Die Nachbarn packten und packen alle mit an, kümmerten sich zum Beispiel um die Ausgestaltung unseres kleinen Festplatzes und um den Bierausschank“, sagte Meusel, der die Gäste – zumindest am Nachmittag – per Handschlag begrüßte. Leckeres für den kleinen Hunger kam aus Meusels Garten. Unter anderem konnten sich die Kinder beim Waffel backen probieren, während am Bastelstand Tafeln und Figuren aus Holz mit Farbe in bunte Türschilder verwandelten.
Den erwachsenen Gästen fielen derweil die vielen Hämmer mit den eigenartigen Stielen aus Buchenholz auf. Die nämlich waren krumm. „Ich habe irgendwann von einem Wettnageln gehört, bei dem die Hämmer krumme Stiele hatten“, erklärte mit Andreas Wenig der „Schöpfer“ dieser Werkzeuge, der ebenfalls im Haus mit dem Torbogen wohnt. Allerdings erlebten die in Eigenbau entstandenen Hämmer ihre Premiere bereits zum letzten Fest der Kirchgemeinde. Aber auch am Samstagnachmittag versuchte sich der eine oder andere mit dem Nageln der ungewöhnlichen Art. Am Abend lagen dann die Klänge der Band „True Skin“ aus dem Vogtland über dem Torbogenhaus.

Nur mit viel Geschick war der Nagel ins Holz zu treiben, hatten doch die Erfinder des Spieles keine geraden Hammerstiele genommen, sondern krumm gewachsene. 

-FOTO: RALF ROJE

Impressionen vom Torbogenfest 2006

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8. Torbogenfest 

Werdau.Torbogenfest 2005 Für Samstag, den 15. Juli 2006 lädt das Martin-Luther- King-Zentrum Werdau zum Torbogenfest mit Begegnung, Gesprächen, Essen und Trinken, Spiel und Musik nach Werdau-West ein. Es beginnt um 16 Uhr mit einem Kinderprogramm. Ab 17 Uhr erklingt Live-Musik. Das denkmalgeschützte Torbogenhaus, in dem sich die Vereinsräume des King-Zentrums befinden, wird wie die Stadtgutsiedlung 80 Jahre alt. Der Verein selbst, der Geschichte der Bürgerbewegung in der DDR aufarbeitet und zu Zivilcourage und Gewaltfreiheit heute ermutigen will, besteht seit acht Jahren. Zum Fest ist auch Gelegenheit, in der Friedensbibliothek des King-Zentrums zu stöbern.

Georg Meusel
1. Vorsitzender

Atlanta erwirbt Martin Luther Kings Archiv

New York(dpa) Die Heimatstadt des ermordeten amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King hat nach US-Medienberichten 32 Millionen Dollar (25 Millionen Euro) für Kings Privatarchiv gezahlt. Das berichtete die «New York Times».New York (dpa) Die Heimatstadt des ermordeten amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King hat nach US-Medienberichten 32 Millionen Dollar (25 Millionen Euro) für Kings Privatarchiv gezahlt. Das berichtete die «New York Times».Die Bürgermeisterin von Atlanta, Shirley Franklin, habe die Sammlung quasi in letzter Minute für Kings Geburtsstadt gesichert. Das Archiv sollte ursprünglich an diesem Freitag von dem New Yorker Auktionshaus Sotheby’s versteigert werden. Stattdessen geht sie an das Morehouse College in Atlanta, an dem King einst studiert hatte. Sotheby’s hatte den Nachlass auf 15 bis 30 Millionen Dollar (bis zu 23,7 Millionen Euro) geschätzt.
Franklin gelang es nach Angaben der Zeitung, einen nicht genannten Sponsoren zu einem zinslosen Darlehen in Höhe des Kaufpreises zu überreden. Nach Einschätzung des Auktionshauses sind die 10 000 Manuskripte und Bücher «das wichtigste amerikanische Archiv des 20. Jahrhunderts in Privathand». Zu dem Nachlass gehören Predigten, Gebete und Aufzeichnungen aus der politisch aktiven Zeit Kings zwischen 1948 und seiner Ermordung 1968.

(Stand: 27.06.2006 17:48)

SZOn News  (Schwäbische Zeitung online)

Vortrag von Friedrich Wilhelm Schlomann in King-Zentrum

Unter diesem Thema findet am Donnerstag, dem 22. Juni 2006 um 19 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum ein Vortrag von Friedrich Wilhelm Schlomann aus Königswinter statt.

Der Referent,  Dr. jur. Friedrich Wilhelm Schlomann, war jahrelang hauptamtlich in der PsK tätig. Er schildert in seinem Vortrag mit Flugblättern und anderen Dokumenten den Kampf des Bundesverteidigungsministeriums gegen die DDR-Grenztruppen sowie andererseits die Zersetzungsversuche mehrerer DDR-Stellen gegen die Bundeswehr.

Buchpräsentation

„Für ein freies Land mit freien Menschen“ – 73 Biograhien ostdeutscher Oppositioneller

Image Am Dienstag, dem 16. Mai 2006 wuirde in der Ratsschulbibliothek Zwickau das Buch „Für ein freies Land mit freien Menschen“ vorgestellt. Es handelt sich um eine reich bebilderte Darstellung ostdeutscher Oppositioneller im Widerstand gegen die 40-jährige SED-Herrschaft.Aus der Region Westsachsen/Ostthüringen sind mit ihrer Biographie vertreten: Michael, Beleites, Achim Beyer, Martin Böttger, Oskar Brüsewitz, Jürgen Fuchs und Hansjörg Weigel.

Mitwirkende waren neben den Herausgebern Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Dr. Olaf Weissbach zwei der im Buch porträtierten Bürgerrechtler Martin Böttger (Zwickau/Berlin) und Hansjörg Weigel (Werdau/Königswalde).

Diese Präsentation fand im Rahmen der „Tage der Demokratie und Toleranz“ in Zwickau statt, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dietmar Vettermann und Landrat Christian Otto stehen.

Gulag, Roter Stern und Coca Cola

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Unter diesem Thema fand im Rahmen der Tage der Demokratie und Toleranz am Freitag, dem 19. Mai 2006, in der Galerie am Domhof in Zwickau ein Dia-Vortrag statt.
Georg Meusel, Vorsitzender des King-Zentrums, besuchte im Jahr 2005  Moskauer Aufarbeitungsinitiativen des Stalinismus, die er in diesem Vortrag vorstellte.

Vom Staat beargwöhnt und oft behindert, erforschen, dokumentieren und markieren sie Lager des „Gulag“, Erschießungsplätze sowie Massengräber, errichten Erinnerungsstätten und versuchen, Überlebenden stalinistischen Terrors oder nationalsozialistischer Zwangsarbeit zu helfen.

Initiativen wie das Sacharow-Institut und die Menschenrechtsorganisation MEMORIAL engagieren sich gleichzeitig für die Demokratieentwicklung des modernen Russland und gegen dessen grausamen Tschetschenien-Krieg. Sie gehen einen schmalen Gratweg zwischen Misstrauen des Staates und Lethargie in der Bevölkerung.

Russland ist noch weit von einer Bürgergesellschaft entfernt. Viele Menschen in Moskau, das noch vom Roten Stern auf dem Kreml überstrahlt wird, lassen sich von sowjet- verherrlichender Propaganda einwickeln und laufen dabei lieber der Werbung von Coca Cola und Mc Donalds nach, als Geschichte redlich aufzuarbeiten und Zukunft mitzugestalten.
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Mit dem Vortrag in Wort und Bild wird ein Blick in Geschichte verfälschende Museen, hinter die Mauern früherer Gefängnisse sowie in Räume von Bürgerrechtsinitiativen geworfen, die bis heute mit Gewalt eingeschüchtert werden sollen.
Trotzdem lassen sich die Menschen nicht entmutigen, an einem demokratisierten Russland mitzubauen.

Vor der Tretjakow-Galerie schmiedet ein  Mann noch immer „Schwerter zu Pflugscharen““ – ein Hoffnungsschein für Russland und Tschetschenien.

Langjähriger Pax-Christi-Mitarbeiter Rüdiger Grölz vom Bistum Limburg geehrt

Limburg. Der langjährige Mitarbeiter der katholischen Friedensorganisation PAX CHRISTI, Rüdiger Grölz aus Königstein im Taunus wurde am 25. April 2006 von Bischof Franz Kamphaus in Limburg mit der St.-Georgs-Medaille des Bistums geehrt.
Rüdiger GrölzDer 58jährige Raumausstatter-Meister ist seit Ende der 1960er Jahre in der christlichen Friedensbewegung aktiv. Im Vorstand der Pax-Christi-Bistumsstelle Limburg hat er seinerzeit gemeinsam mit Thomas Meinhard die damals ausgeprägt bischofstreue Organisation bundesweit reformiert und demokratisiert. Im Bistum wurde zusätzlich zum Vorstand ein Leitungsgremium aus Vertretern der Gruppen geschaffen und damit die Basis verbreitet und aufgewertet. Der jahrzehntelang Friedensbewegte galt, obwohl er Laie war, als exzellenter Kenner von Gesellschaft und Politik der DDR und Mittelost-Europas. Mit seinen Ost-Kontakten hat er  Vertretern der staatsunabhängigen Friedensbewegung in der DDR und darüber hinaus immer wieder geholfen, sie ermutigt und mit seinen Ideen bereichert, ohne sie belehren zu wollen.

Im Jahre 1998 gehörte Grölz zu den Mitbegründern des Martin- Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau/Sachsen, eines von nur vier King-Zentren weltweit.
In den letzten Jahren hat Rüdiger Grölz die Geschichte der Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus im kirchlichen Bereich des Bistums Limburg erforscht und aus den Ergebnissen eine Wanderausstellung dazu mitgestaltet. 2006 war er intensiv an der Organisation eines „Zwangsarbeiter-Enkel-Projektes“ beteiligt. Enkel früherer Zwangsarbeiter aus Polen konnten im Raum Frankfurt/Main ein bezahltes Praktikum leisten, einen Deutsch-Sprachkurs sowie ein Besichtigungs -und Begegnungsprogramm absolvieren.

Vorstand und Team des Martin-Luther-King-Zentrums freuen sich über die Ehrung ihres Gründungsmitgliedes und gratulieren ihm herzlich.

Offener Brief

Der Leiter der Außenstelle Chemnitz der Bundesbehörde für die Stasiunterlagen und 2. Vorsitzende des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau gehört zu den Mitunterzeichnern eines Offenen Briefes von mehr als 200 ehemaligen DDR-Oppositionellen an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, gegen DDR- Geschichtsverfälschung durch frühere Stasioffiziere in Berlin.
Diese hatten in der Gedenkstätte Hohenschönhausen öffentlich rechtsstaatswidrige Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit bestritten und Opfer von SED-Unrecht als damals zu Recht inhaftiert bezeichnet.
Martin Böttger hat mit seiner Familie lange Zeit selbst in Berlin gelebt, war dort als Bürgerrechtler aktiv und selbst von einer Verhaftung aus politischen Gründen betroffen.

Spannungsfeld Anarchismus, Pazifismus und liberales Denken in der Muldenbühne Zwickau

Zwickau. Für Sonntag, den 19. März 2006 um 17 Uhr lädt das Martin- Luther-King-Zentrum Werdau zu Buchvorstellungen zur Thematik „Frieden und  Gewaltfreiheit“ aus dem Graswurzel-Verlag in die Kleine Muldenbühne im Alten Gasometer Zwickau ein. Dazu kommt der Publizist Lou Marin aus Marseille im Anschluss an die Leipziger Buchmesse exklusiv in die Muldestadt.

Die Autoren Beatrix Müller-Kampel und Reinhard Müller von der Universität Graz haben in ihren Büchern

„Krieg ist der Mord auf Kommando    und    „Franz Prisching“

Bertha von Suttner (100 Jahre Friedensnobelpreis) mit Pierre Ramus und Franz Prisching bemerkenswerte Vertreter des Pazifismus sowie von gewaltlosem, christlichem, selbst- und lebensreformerischem Anarchismus gegenüber gestellt. Eingearbeitet sind auch Dokumente von Petr Kropotkin, Erich Mühsam, Romain Rolland, Lev Tolstoi und Stefan Zweig.

Wie der Analphabet Prisching das biblische Gebot „Du sollst nicht töten“ zu „Ich will nicht töten“ weiter entwickelt hat, Vordenker für Bodenreform und Siedlungsbewegung und Herausgeber einer Zeitung wurde, bietet interessanten Gesprächsstoff. Zur aktuellen Kritik am Krieg wiederum kann es hilfreich sein, Grenzen und Stärken traditioneller antimilitaristischer und pazifistischer Überlegungen wie die von Suttner und Ramus neu zu diskutieren.

Veranstalter sind das King-Zentrum gemeinsam mit der Wilhelm-Külz-Stiftung im Rahmen der Aktionswoche „Gesicht zeigen gegen Rassismus und Gewalt

Horst-Eberhard Richter wird Ehrenmitglied des Martin-Luther-King-Zentrums

Prof.Dr.Dr. RichterGiessen/Werdau. Der bedeutendste Repräsentant der bundesdeutschen Sektion der Internationalen Ärztevereinigung gegen Atomkrieg, Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter aus Gießen, wurde Ehrenmitglied des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Werdau in Sachsen.

Der 82-jährige Psychoanalytiker steht damit neben der wiederholt für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagenen „Grande Dame“ der internationalen Friedensbewegung Hildegard Goss-Mayr vom Internationalen Versöhnungsbund aus Wien und der in Köln lebenden afroamerikanischen Gospelsängerin Melbra Rai, die schon als junges Mädchen unter Martin Luther King mit demonstrierte.

Das Martin-Luther-King-Zentrum wurde 1998 als Verein gegründet. Es knüpft an Kings Gedankengut der gewaltfreien Konfliktlösung, an die Friedens- und Bürgerbewegung in beiden deutschen Staaten und die Friedliche Revolution in der DDR an, um aktuell- politisch mit Jugendlichen wie Erwachsenen in die Gesellschaft des vereinigten Deutschland hinein zu wirken. Neben dem King Center in Atlanta/Georgia-USA gibt es Martin-Luther-King-Zentren in Havanna auf Kuba und in Lausanne in der Schweiz. Das King- Zentrum Werdau wirbt gegenwärtig zur Beteiligung von Einzelpersonen an einer Martin-Luther-King-Friedensstiftung, um die Basisarbeit für Bürgergesellschaft und Gewaltfreiheit innerhalb Deutschlands und in der Mitte Europas grenzübergreifend konsolidieren zu helfen.

Martin Luther Kings Vermächtnis erstickt unter den freundlichen Worten

Nach Coretta Scott Kings Tod sagte der Präsident des Rechtshilfe- und Bildungsfonds des NAACP, Theodore Shaw: „Ich befürchte, die Leute könnten ihren Tod als Chance sehen, die Anliegen, für die sie, ihr Mann und andere gestanden haben, weiter zu antiquieren“. Shaw fügt hinzu: „Jeder, der denkt, die Arbeit sei getan, ist entweder schrecklich dumm oder verschließt bewusst die Augen“. In welcher Form sich seine ignorante Verblendung, seine bewusste Vermeidungsstrategie auch jeweils äußern mögen, Präsident Bush ist der Anführer jener Kräfte, die dafür kämpfen, Kings Vermächtnis – Aktivismus, soziale Gerechtigkeit, Frieden – rückgängig zu machen. Von Norman Solomon. Znet 03.02.2006

Witwe von Martin Luther King ist tot

Washington. Die Witwe des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King, Coretta Scott King,
ist tot.Coretta King / Foto:Reuters Sie starb im Alter von 78 Jahren, wie gestern US-Fernsehsender berichteten. Scott King hatte im August vergangenen Jahres einen leichten Schlaganfall erlitten. Öffentlich aufgetreten war sie zuletzt am 16. Januar, dem Martin-Luther-King-Tag zum Gedenken an ihren 1968 ermordeten Mann. Die Witwe des berühmten Bürgerrechtlers hatte das King-Zentrum in Atlanta gegründet und das politische Erbe ihres Mannes fortgeführt, indem sie sich für die Rechte der Schwarzen und weiterer Minderheiten einsetzte. (ap)

Freie Presse, 01.02.2006
Foto: Reuters

Der Reisekader

Die Reisekader

Die Reisekader - Buch von NiederhutDie Reiseerlaubnis ins „nicht-sozialistische Ausland“ stellte in der DDR ein besonderes Privileg dar. Ein strenges Auswahlverfahren und Auflagen wie regelmäßige Berichte über die Erfahrungen im Ausland waren damit verbunden.
Am Beispiel der TU Dresden und des VEB Carl-Zeiss-Jena untersucht der Historiker Jens Niederhut das Reisekadersystem, die Auswahl und Schulung der Mitglieder und die Rolle der Stasi.

Broschiert – 152 Seiten – Evangelische Verlagsanstalt
Erscheinungsdatum: 2005
Auflage: 1
ISBN: 3374023398
Preis: 9,80 EUR

Erhältlich im Martin-Luther-King-Zentrum

GrenzFall Einheit

      Zwischenberichte aus Sachsen

Image Menschen in und aus Sachsen schildern in dem Buch, wie die deutsche Vereinigung den Alltag trifft, wo sie nach innen geht, was Entfremdung heißt. Die Alltagsperspektive zeigt aber eben auch, dass das Schicksal Einigung das Entdecken von Leben einschließt. Und das kann schlicht Freude machen.
Die Wahrnehmungen, Ansichten und Erinnerungen hat die Evangelische Akademie Meißen mit dem Aufruf „Grenzfall“ in 74 Texten und 16 Bildern ans Licht gebracht. Enthalten sind auch zwei Texte von Georg „Schorsch“ Meusel, dem 1. Vorsitzenden des Martin- Luther-King-Zentrums. Einer davon hat King zum Thema.

Constanze John, Kerstin Schimmel (Hg.), GrenzFall Einheit, Zwischenberichte aus Sachsen, Forum Verlag Leipzig 1005
208 Seiten, 16 s/w-Abbildungen, Broschur, 16,5 x 23,5 cm, 1. Auflage 2005, ISBN 3-931801-53-5
Preis: 14,80 EUR