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Rückblick 2007

„Der gefährliche Schmied“
Die Auseinandersetzungen zwischen Friedensbewegung und DDR-Staat

Vor 25 Jahren befanden sich die Auseinandersetzungen um die staatsunabhängige Friedensbewegung in der DDR auf ihrem Höhepunkt.
Aus diesem Anlass erarbeitete das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau e.V. eine Wanderausstellung über die Schwerter-zu-Pflugscharenbewegung.

Mit ihren Symbolen trug die staatsunabhängige Friedensbewegung in der DDR die Botschaft der Gewaltfreiheit über Kirchenmauern hinaus in die Öffentlichkeit. Diese Zeichen förderten das Zusammengehörigkeitsgefühl von Kritikern des militarisierten Staates. Image
Ein Staat mit außenpolitischem Friedens- und Abrüstungsanspruch bekam plötzlich Angst vor eigenen Friedenssymbolen, als diese von Bürgern aufgegriffen wurden, die sich ideologischer Reglementierung und Kontrolle entzogen.
So wurde der friedfertige Mann der sowjetischen Skulptur, der die biblische Vision „Schwerter zu Pflugscharen“ verbildlichte und gegenwartsnah machte, zum „gefährlichen Schmied“, den man meinte, bekämpfen und tabuisieren zu müssen. Für das eben noch preisgekrönte Motiv mit dem Mann, der mit zerbrochenem Gewehr schützend vor der Weltkugel steht, traf plötzlich der Volksmund „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“ zu.
Unter diesen Zeichen führte die Friedensbewegung ihre Aktionen. Das forderte den Staat heraus, gegen Friedensbewegte vorzugehen. Viele hielten diesem Druck stand.
Bis hin zur Friedlichen Revolution und bis zum Verfassungsentwurf des Runden Tisches begleiteten diese Symbole die Bürgerbewegung.
Selbst die Friedensbewegung des vereinigten Deutschlands mahnt mit den in der DDR hart umstrittenen Zeichen Abrüstung, zivile Konfliktbearbeitung und eine gewaltfreie Gesellschaft an.

Die Eröffnung der Ausstellung fand am Donnerstag, 1. November, um 18 Uhr in der Kreuzkirche Dresden statt.

Begrüßung:   Joachim Zirkler, Pfarrer der Kreuzkirche und Dr. Martin Böttger, Werdau,
                        1. Stellvertreter des Vorsitzenden des  Martin-Luther-King-Zentrums,
Grußwort:     Bischof Jochen Bohl, Dresden,
Einführung    OLKR i.R. Harald Bretschneider, Dresden,
Musikalische Umrahmung:   Gerhard Schöne, Meißen.

Kreuzkirche während der Einführung von OLKR Harald Bretschneider

Öffnungszeiten 2. bis 21. November 2007:

montags bis samstags 10 bis 18 Uhr, sonntags 12 bis 18 Uhr.

Liedermacher Gerhard Schöne
Am Montag, den 19. November 2007 fand ein Benefizkonzert mit dem Liedermacher Gerhard Schöne unter dem Thema

„Lass uns eine Welt erträumen“

in der Kreuzkirche Dresden statt.

Die Ausstellung wurde gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und unterstützt von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Freitag, 16. 02.2007, 19:00 Uhr, Galerie am Domhof, Domhof 2, Zwickau

Rechtsstaat und innere Sicherheit auf kommunaler Ebene

Vortrag und Diskussion mit Dr. Hans-Jürgen Grasemann

Rechtsstatt und innere Sicherheit auf kommunaler Ebene ist das Thema des Vortrages mit Dr. Hans-Jürgen Grasemann.

Dr. Grasemann beschäftigt sich in seinem Vortrag mit extremistischen, insbesondere rechtsextremistischen Erscheinungen, die auf unseren demokratischen Verfassungsstaat einwirken und so eine Gefahr für ihn darstellen.  Extremismus umfasst alle Gesinnungen und Bestrebungen, die den demokratischen
Verfassungsstaat, seine fundamentalen Werte und seine pluralistische Gesellschaftsordnung
ablehnen. Rechtsextremismus ist eine Sammelbezeichnung  für ein ideologisches Weltbild, zu dem die Befürwortung eines autoritären Führerstaates, Nationalismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus,
Sozialdarwinismus, ein hierarchisches Familien- und Gesellschaftsbild und die Verharmlosung
des Nationalsozialismus gehören. Die Auseinandersetzung mit Extremismus und Gewalt ist seit langem Aufgabe von Politik und Gesellschaft.    
Rechtsextremismus ist dabei längst nicht nur ein landespolitisches Problem, sondern wirkt bis in die kommunalen Ebenen hinein  – oder sogar aus dieser heraus. In nicht wenigen Räten sitzen Personen mit einem Mandat einer extremen Partei oder Gruppierung.   Rechtsextreme Einzüge in Landesparlamente
erzielen größere öffentliche Aufmerksamkeit als in kommunale Räte.  
Dennoch müssen gerade Erfolge auf dieser Ebene mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Gefährliche rechtsextremistische Entwicklungen beginnen lange vor der statistischen Überwindung einer
parlamentarischen 5-Prozent-Hürde. Rechtsextremismus wächst schleichend aus
der Mitte der Gesellschaft.

Veranstalter:
       Werk für kommunalpolitische Bildung Sachsen e. V. in Zusammenarbeit mit dem Martin-
       Luther-King-Zentrum

 

Vorschlag des King-Zentrums für Gewaltfreiheitstag aufgegriffen

Werdau/Hamburg. Der Norddeutsche Rundfunk Hamburg hat in einer Sendung am Montag einen Vorschlag des King-Zentrums Werdau aufgegriffen: „Das ist ja nun ein Zufall: In einem kleinen Ort in Sachsen – Werdau heißt der Ort – also da im Osten der Republik erklärt das Martin-Luther-King-Zentrum den 19. Februar zum ‚Tag der gewaltfreien Aktion‘. Sehr viel weiter im Westen ziehen die Rosenmontagszüge durch die Städte. In Köln gibt es einen Motivwagen zum Thema Frieden. Mit Friedensengeln und der Kölner Friedenskirche.“ Der Sender verweist darauf, dass das King-Zentrum die UNESCO bitten wolle, dieses Datum „zum ‚Tag der gewaltfreien Aktion‘ zu machen. International“. Die beiden Meldungen speisten sich aus derselben Quelle, „der Erkenntnis, dass man keinen Frieden mit Gewalt herstellen kann – das Lebensthema von Martin Luther King und der Sehnsucht nach Frieden, nach Freude am Leben“. Das bedeute nämlich Karneval, Freude am Leben – und dazu brauche der Mensch Frieden. Der Vorschlag aus dem King-Zentrum geht auf eine gemeinsame gewaltfreie Direktaktion von Polizisten und Bürgern vor dem Volkspolizei-Kreisamt im Verlauf der Friedlichen Revolution am 19. Februar 1990 zurück. Die Werdauer Friedensinitiative erinnert in diesem Zusammenhang an Martin Luther King, der 1965 resümierte: „Die gewaltfreie Aktion hat sich als der wirksamste Urheber des Wandels erwiesen, den die Bürgerrechtsbewegung gesehen hat“. (Martin Luther King, „Wohin führt unser Weg“)

(PI)    22.02.2007
Tag der gewaltfreien Aktion

„Ich bin überzeugt, dass Gewaltfreiheit der zweckmäßigste, vernünftigste und moralisch vortrefflichste Weg ist, das jahrhundertealte Problem der Diskriminierung ernsthaft in Angriff zu nehmen … Die gewaltfreie Aktion hat sich als der wirksamste Urheber des Wandels erwiesen, den die Bürgerrechtsbewegung gesehen hat“.

Martin Luther King, Nobelpreisrede 1964 und „Wohin führt unser Weg“ 1965

Werdau. Die Mitglieder-Vollversammlung des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Werdau e.V. vom 17. Februar 2007 hat den

19. Februar zum „Tag der gewaltfreien Aktion“

erklärt.

Sinngemäß nach Definitionen des Professors für Politische Wissenschaft, des Konflikt- und Friedensforschers und Gründungsmitgliedes des King-Zentrums, Theodor Ebert, Berlin, und anderer Theoretiker, reichen die Stufen der gewaltfreien Aktion in der Verneinung vom „Protest“ über die „legale Nichtzusammenarbeit“ bis zum „Zivilen Ungehorsam“. Sie sollten immer durch eine konstruktive, bejahende Aktion ergänzt werden, die nach Alternativen sucht und diese ggf. schon praktiziert. Zu jeder der o.g. drei Stufen lassen sich Beispiele benennen, die auf einen
19. Februar fallen:

Im Jahre 1936 protestierte die Bekennende Kirche in Deutschland in einer Denkschrift an Hitler gegen Gewaltmaßnahmen gegenüber kirchlicher Jugend- und Pressearbeit, gegen Wahlfälschungen und Willkürmaßnahmen der Gestapo, Konzentrationslager und Judenhass. Sie forderte die Auflösung der Gestapo und der KZs.

  • Am 19. Februar vor 70 Jahren wurde in Folge dieses Protestschreibens der Rechtsberater und Kanzleichef der Bekennenden Kirche, der oppositionellen Protestanten,
            Friedrich Weißler (1892-1937)
    (früher Richter in Halle und Landgerichtsdirektor in Magdeburg, 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen,) im „Bunker“ des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu Tode geprügelt und getreten. Er war der erste Märtyrer der Bekennenden Kirche. Sein Grab befindet sich in Berlin.
  • Der 19. Februar ist auch Todestag des Bulgarischen religiösen Pazifisten und Tolstoianers,  Rechtsanwalts, Dramenschreibers, Dichters und Esparantisten
            Yordan Kovachev (1895-1966)
    Yordan Kovachev (andere Schreibweise Jordon Kovatschev) lebte in Plovdiv und gehörte der 1921 gegründeten War Resisters International (WRI), der Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK), an. Er besuchte internationale Konferenzen der WRI 1928 in Sonntagsberg/Österreich und 1931 in Lyon/Frankreich und setzte sich in Bulgarien für die Abschaffung der Todesstrafe ein. Wegen seiner pazifistischen Aktivitäten und Einsatz als Strafverteidiger für die demokratische Agrarpartei, die er auch in der Verfassung gebenden Versammlung vertrat, wurde er nach 1945 auf Veranlassung der Kommunistischen Partei dreimal in Konzentrationlagern inhaftiert, 1947 im KZ „Kuzijan“, (nach sechs Monaten mit stark geschädigter Gesundheit entlassen).
  • Am 19. Februar 1990 fand im Verlauf der Friedlichen Revolution in der DDR im Bezirk Karl-Marx-Stadt eine gemeinsame
            Gewaltfreie Direktaktion von Polizisten und Bürgern in Form einer
            erfolgreichen Blockade des Volkspolizeiamtes Werdau

    statt, um den Amtsantritt eines Politoffiziers zu verhindern.
    An diese bescheidene, aber wohl DDR-einmalige Aktion erinnert heute eine Tafel an dem Gebäude. Volkspolizisten hatten sich seinerzeit Hilfe suchend an Bürger gewandt, die in der Kreisstadt Werdau 1989 Friedensgebete, Demonstrationen, den Runden Tisch, eine Menschenkette, die erste SED-unabhängige DDR-Zeitung in Sachsen und schon vor der ersten Freien Wahl in der DDR eine basisdemokratische Bürgerratswahl initiiert bzw. organisiert hatten.
    Im Februar 1990 sollte auf Veranlassung der Bezirksbehörde Karl-Marx-Stadt der Deutschen Volkspolizei der damalige Leiter des Volkspolizeikreisamtes Werdau durch einen Politoffizier aus Zwickau ersetzt werden. Der bis dahin leitende Major hatte am 4. Dezember 1989 während einer Kundgebung öffentlich um Entschuldigung für einen Polizeieinsatz mit Schlagstöcken und Hunden gegenüber Bürgern gebeten, die am 7. Oktober 1989 am Gleisdreieck Steinpleis-Ruppertsgrün für Reisefreiheit und Freizügigkeit demonstrierten. Im  November hatte er mit den Initiatoren weiterer Demonstrationen Sicherheitspartnerschaft vereinbart und praktiziert.
    Mehrere Volkspolizisten solidarisierten sich im Februar 1990 mit ihrem bisherigen Leiter, baten die Bürgerrechtler um Unterstützung und diese vereinbarten mit ihnen ein gemeinsames Vorgehen.

Nach dem Vorbild von und im Gedenken an kaum bekannte wie auch prominente Vertreter der Gewaltfreiheit wie Weißler, Gandhi, Kovachev und King will das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau mit einem alljährlich zu begehenden „Tag der gewaltfreien Aktion“ zugleich an die während der Herbst-Revolution in der DDR 1989 praktizierte Gewaltfreiheit, den „aufrechten Gang“, das Selbstbewusstsein, die Zivilcourage und die Kraft, die DDR-Bürger damals entwickelt haben, erinnern.
Der „Tag der gewaltfreien Aktion“ soll Menschen dazu ermutigen, das Schicksal wieder stärker in die eigene Hand zu nehmen, sich zur Wahrnehmung sozialer Interessen zusammenzuschließen und gegen Gewalt, Militarisierung und Rechtsextremismus in der Gesellschaft aktiv zu werden.

Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau

  •  ruft alljährlich am 19. Februar, dem „Tag der gewaltfreien Aktion“ zu Gedenkveranstaltungen an gewaltfreie Aktionen aus verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten auf.
  • Es bittet die Bevölkerung, gesellschaftliche Konflikte gewaltfrei auszutragen und zu lösen, Gewalt, Militarisierung und Rechtsextremismus entgegenzutreten.
  • Es fordert die Bürger auf, aus dem ganzen Land Beispiele für gewaltfreie Aktionen als „gute Nachrichten“ bekannt zu machen und dem King-Zentrum zur Sammlung und Veröffentlichung mitzuteilen.
  • Es schlägt vor, Menschen, die Zivilcourage in der Gesellschaft zeigen und Gewaltfreiheit praktizieren, öffentlich zu benennen und deren Engagement zu würdigen.

Das Martin-Luther-King-Zentrum wird die UNESCO Paris bitten, den 19. Februar zum „Internationalen Tag der gewaltfreien Aktion“ zu erklären.

Erstunterzeichner

  • Rudolf Albrecht, Langelsheim, Pfarrer, 1975 Gründer des Friedensseminars Meißen, in den 1980er Jahren Friedensbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Sachsens,
  • Dr. Martin Böttger, Zwickau-Cainsdorf, DDR-Bürgerrechtler, 1989 Mitbegründer des Neuen Forums, Bundesbehörde für die Stasiunterlagen, Außenstellenleiter Chemnitz, 2. Vorsitzender des Martin-Luther-King-Zentrums,
  • Heiko Engel, Crimmitschau, EDV-Kaufmann, Langzeitarbeitsloser,
  • Liane Freudenberg, Dresden, Heilpraktikerin (Psychotherapie), FrauenBildungsHaus Dresden, Interkulturelles FrauenNetzwerkUniversitas YONI,
  • Detlef Gaida, Reichenbach, Anlagenberater,
  • Angelika Glumann, Crimmitschau, Gymnasiallehrerin a.D.,
  • Rüdiger Grölz, Königstein, Raumausstattermeister, Pax Christi Limburg,
  • Annette Herrgott, Tübingen, Religionspädagogin, Friedenskreis Tübingen,
  • André Kallinich, Werdau, Postkaufmann, Langzeitarbeitsloser,
  • Schorsch Meusel, Werdau, Elektromonteur, 1973 Mitbegründer des Christlichen Friedensseminars Königswalde, Gründungsinitiator und 1.Vorsitzender des Martin-Luther-King-Zentrums,
  • Claudia Möckel, Zwickau-Planitz, Politologin,
  • Gerhard Schneider, Werdau, EDV-Bearbeiter, Gruppe der „Werdauer Oberschüler 1950/51“,
  • Heike Steinchen, Crimmitschau, Diplom-Informatikerin,
  • Manfred Steinchen, Crimmitschau, Diplomingenieur Medizintechnik, Personalrat Paracelsus-Kliniken, Vorstandsmitglied des Martin-Luther-King-Zentrums,
  • Sonnhild Thiel, Karlsruhe, Hausfrau, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Baden/Württemberg, Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden,   
  • Ulli Thiel, Karlsruhe, Sonderschullehrer, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Baden-Württemberg,  Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden, 1983 Initiator der 200.000 Teilnehmer zählenden Menschenkette Stuttgart – Neu-Ulm gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in der BRD.
  • Anna-Maria Weber, Plauen, Gymnasiastin,
  • Andreas Weirauch, Dresden, Diplom-Sozialarbeiter.

Die Unterzeichner haben als Privatpersonen, nicht als Vertreter der jeweiligen Initiative/Institution unterschrieben, der sie außer dem Martin-Luther-King-Zentrum noch angehören.

Kooptiert:

  • Karl Bohley, Berlin, Verwaltungsangestellter, Personalrat bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport,
  • Caritas Führer, Annaberg, Schriftstellerin,
  • Dr. Klaus Michael Führer, Annaberg, Superintendent,
  • Lutz Rathenow, Berlin, DDR-Bürgerrechtler, Schriftsteller,
  • Helga und Wolfgang Weber-Zucht, Kassel, War Resisters International.