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Rückblick 2012

Resümee zur Eröffnung der Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums e.V.

„Sanfte Töne, starke Worte – Kritische Liedermacher in der DDR“

Werdau/Chemnitz.  Am Donnerstagabend, den 8. November 2012 konnte erfolgreich vor einer großen Besucherzahl die neue Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums „Sanfte Töne, starke Worte – Kritische Liedermacher in der DDR“ im Chemnitzer „DAStietz“ eröffnet werden.

Im Anschluss an die begrüßenden Worte des King-Zentrums-Vorsitzenden, Dr. Martin Böttger und der Stadtbibliotheks-Leiterin, Frau Tina Goldammer, referierte der Kulturwissenschaftler Dr. Lutz Kirchenwitz, Experte auf dem Gebiet der DDR-Liedermacher- und Singebewegung, zum Thema. Der Berliner Liedermacher Arno Schmidt übernahm zusammen mit der Akkordeonistin und Flötistin Jeanne Grabner die musikalische Gestaltung der Vernissage.

In der Exposition, die 20 Roll-Up-Banner umfasst, werden neben der DDR-Kulturpolitik, der FDJ-Singebewegung und der Entstehung der politischen Liedkultur in beiden Teilen Deutschlands beispielhaft einzelne DDR-Liedermacher anhand von Fotos, Informationstexten, Dokumenten, Liedtext- und Hörbeispielen vorgestellt. Dabei werden die musikalischen Balanceakte zwischen vorauseilender Anpassung und Widerstand sowie die Repressionen des SED-Staates gegen kritische Geister bis hin zur Zwangsausbürgerung in die Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt. Besonders reizvoll für den Zuhörer ist wohl das viele Versteckte, Halbversteckte, das in Andeutungen und zwischen den Zeilen zu Vermutende, das in den Songtexten in geschickter Art und Weise untergebracht wird.

Die Ausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, dem Landkreis Zwickau und der Stadt Werdau gefördert. „Sanfte Töne, klare Worte – Kritische Liedermacher in der DDR“ kann bis zum 28.12.2012 im Chemnitzer TIETZ in der Stadtbibliothek besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Ab Januar steht die Ausstellung allen Interessierten zur Ausleihe bereit.

„Sanfte Töne, starke Worte – Kritische Liedermacher in der DDR“

»Nichts ist aImageuffälliger als dies: Immer dann, wenn ein Lied mehr war als bloße Pflichterfüllung, wenn dahinter der aufrichtige Wunsch nach einer besseren und gerechteren Gesellschaft stand, wenn Lob der DDR keine Liebedienerei [oder] Zuneigung zum eigenen Land war, dann kann man ganz sicher sein, daß hier ein … Sänger am Werk war, der früher oder später in die Mühle Obrigkeitlichen Eingreifens geriet.« (Holger Böning)

Oft reagiert der Staat hart gegen jedes Aufbegehren der Kulturschaffenden. Diese Einstellung trägt mit dazu bei, dass sich gerade um das Liedermachertum, um politische Sänger wie Stephan Krawczyk, aber auch christlich motivierte wie Gerhard Schöne ein politischer Untergrund sammelt. Aus diesem gehen Ende der 1980er-Jahre einige einflussreiche Teile der Opposition hervor, die das Ende der DDR mit erwirken.
»Wer Lieder singt, steckt auch die Herberg‘ in Brand«, heißt es in dem Song »Musikanten sind in der Stadt« des westdeutschen Liedermachers Reinhard Mey, der auch in der DDR sehr bekannt und beliebt war. Er beschreibt damit ein Phänomen, das sich aus der Antike über Hans Sachs und François Villon bis in die jüngste Vergangenheit und Gegen wart durchzieht. Liedermacher werden unter Despoten und in Diktaturen oft als Gefahr für die jeweilige Herrschaftsstruktur betrachtet, verdächtigt, verfolgt und ihrer Freiheit beraubt. Die mittelalterlichen Spielleute – rechtlos und vogelfrei – waren oftmals Instrumentalisten, Gaukler, Spaßmacher und Sänger in einer Person. Sie waren  Nachrichtenüberbringer  und  bisweilen  gefürchtete  Kritiker  des  Adels,  der Kirche und des Bürgertums.
Auch in der DDR werden einige Liedermacher als Gefahr für das Staatssystem betrachtet. Aufgrund der starken Bedeutung des Textes zu ihrer Musik und des damit vertretenen Standpunktes gehören einige von ihnen zu den bekanntesten Oppositionellen in der DDR. In ihren Liedern greifen sie gesellschaftskritische Themen auf. Politische, umweltspezifische  und  soziale  Inhalte  werden  thematisiert,  in  der  Regel  untermalt durch die eigene Erfahrungswelt im beruflichen und privaten Alltag. Die meisten Liedermacher bringen in ihren Liedern den Wunsch nach einer besseren und veränderbaren DDR zum Ausdruck.

„Was man nicht fragen kann,
frage du,frag es mit einem Song!
Was man nicht sagen kann, sage du,
sag es mit einem Song!“
                              Gerhard Schöne


Bilder von der Eröffnung

   

   

Dienstag, 23.10.2012,  um 19 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum, Stadtgutstr. 23, Werdau

Vortrag mit anschließender Diskussion

„Klassenkampf gegen die Bauern“ –
Die Zwangskollektivierung der ostdeutschen Landwirtschaft und ihre Folgen bis heute

mit Herrn Michael Beleites

Michael Beleites berichtet in seinem Vortrag über die Zwangskollektivierung der Bauern, die sich heute noch in der Struktur der ostdeutschen Landwirtschaft widerspiegelt. Im Frühjahr 1960 wurde die Kollektivierung in der Landwirtschaft abgeschlossen. Mehr als 19 000 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, so genannte LPGs, sind gegründet worden. Sie verfügten über mehr als 80 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche. Mit Repressionen und Agitation wurden die Landwirte genötigt, ihre Höfe aufzugeben. Viele entzogen sich dieser Zermürbungstaktik durch Flucht. Das verlassene Land wurde enteignet, ohne die Zustimmung der Besitzer einzuholen, und in die LPGs integriert.
ImageDer Klassenkampf gegen die Bauern stellt bis heute einen wissenschaftlich wie medial kaum beachteten
Aspekt der DDR-Geschichte dar. Vor mehr als 50 Jahren wurde mit Repression und großer Brutalität die Zwangskollektivierung zum Ende geführt. Die fundamentalen Einschnitte in die Agrarstruktur und den ländlichen Raum im ehemaligen Gebiet der DDR haben auch heute noch Bestand und werden noch Generationen fortwirken. 1990 mussten sich die LPGs den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen.
Die LPG-Betriebe konnten sich teilen, zusammenschließen und in neue Rechtsformen umwandeln. Private Bauern konnten ihren Betrieb wieder einrichten. Vor allem aufgrund fehlender beruflicher Erfahrungen verlief die Wiedereinrichtung oder Existenzgründung landwirtschaftlicher Familienbetriebe zurückhaltend.
Das Hauptproblem, das sich dabei ergibt, ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche, die überwiegend an die LPG-Nachfolgeunternehmen verpachtet worden ist. Obwohl kleinere Landwirtschaftsbetriebe mehr Arbeitskräfte je Fläche beschäftigen, begünstigt man mit den flächenbezogenen EU-Agrarsubventionen die Großbetriebe.

Michael Beleites ist 1964 als Sohn eines Pfarrers in Halle geboren und studierter Landwirt. Beleites war ein Mitbegründer der DDR-Umweltbewegung. 1984 war er Initiator der ersten Protestaktionen gegen Umweltzerstörung in der Chemieregion Wolfen-Bitterfeld und Mitinitiator des Meininger Friedensgottesdienstes. Seit 1986 recherchierte er illegal zu den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des Uranabbaus der SDAG Wismut. Durch sein Mitwirken in kirchlichen Friedens- und Umweltinitiativen geriet er schnell unter die Beobachtung des DDR-Ministeriums für Staatsicherheit. Daher durfte er weder Abitur machen noch studieren. Seit 1983 verfolgte die Stasi ihn mit einem „Operativen Vorgang“. 1989 war er Mitglied des Bürgerkomitees zur MfS-Auflösung in Gera, 1990 Berater des Neuen Forums beim Zentralen Runden Tisch. Von Dezember 2000 bis Dezember 2010 amtierte Michael Beleites als Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.

 – eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Weiterdenken

 Resümee zu Vortrag und Diskussion

Am Dienstagabend, den 23.10.2012, waren etwa 45 interessierte Besucher zu einem Vortrag zu Gast im Martin-Luther-King-Zentrum. Thema der Kooperationsveranstaltung mit der Stiftung Weiterdenken e.V. Dresden war die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, über das der studierte Landwirt Michael Beleites referierte.
ImageIm Frühjahr 1960 wurde die Kollektivierung in der Landwirtschaft abgeschlossen, mehr als 19 000 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) sind gegründet worden. Sie verfügten über mehr als 80 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche. Mit Repressionen und Agitation wurden die Bauern genötigt, ihre Höfe aufzugeben. Viele entzogen sich dieser Zermürbungstaktik durch Flucht. Das verlassene Land wurde enteignet und in die LPGs integriert. Die fundamentalen Einschnitte in die Agrarstruktur und den ländlichen Raum im ehemaligen Gebiet der DDR haben auch heute noch Bestand und werden noch Generationen fortwirken.
Nach der „Wende“ mussten sich die LPGs den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Die LPG-Betriebe konnten sich umwandeln, private Bauern konnten ihren Betrieb wieder einrichten. Vor allem aufgrund fehlender beruflicher Erfahrungen verlief die Wiedereinrichtung oder Existenzgründung landwirtschaftlicher Familienbetriebe zurückhaltend. Das Hauptproblem, das sich dabei ergibt, ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche, die überwiegend an die LPG-Nachfolgeunternehmen verpachtet worden ist. ImageObwohl kleinere Landwirtschaftsbetriebe mehr Arbeitskräfte je Fläche beschäftigen, begünstigt man mit den flächenbezogenen EU-Agrarsubventionen die Großbetriebe. Jung- und Neubauern ist es dadurch kaum möglich, sich in der Region anzusiedeln, zwar gibt es genug Bauernhöfe, aber eben ohne oder nur mit wenig verfügbarem Land – auch ein Grund für die Abwanderung vieler Menschen in den Westen Deutschlands, so Michael Beleites. Im Osten beträgt die durchschnittliche Größe landwirtschaftlicher Betriebe mehr als das Fünffache von jener im Westen; die Zahl der Beschäftigten liegt in Westdeutschland wesentlich höher. Wegen ihrer Konzentration auf billige Massenprodukte erzielen Großbetriebe subventionsbereinigt eine geringere Nettowertschöpfung je Fläche als kleinere Betriebe. Laut Beleites haben kleine Betriebe weitaus bessere Voraussetzungen, nach der Grundidee einer ökologischen Kreislaufwirtschaft zu funktionieren als große. In dem bäuerlichen Erbe der mitteldeutschen Region sieht er eine besondere Chance zur schrittweisen Wiederbelebung sozial und ökologisch verträglicher bäuerlicher Strukturen – vorausgesetzt, die künftige Agrarpolitik trägt mit dazu bei.
Im Anschluss an den Vortrag gab es eine lebhafte Diskussion, in der sich auch Betroffene, darunter Zeitzeugen und Bauern, zu Wort meldeten und über ihre Erfahrungen berichteten.

Dienstag, 25.09.2012,  um 19 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum, Stadtgutstr. 23, Werdau

Vortrag mit anschließender Diskussion

„Uranbergbau im Kalten Krieg“

mit Herrn Dr. KarlschImage. Die ostdeutsche Wismut AG war der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Sie ermöglichte den Aufstieg der UdSSR zur nuklearen Supermacht. Um den strategischen Rohstoff Uran zu gewinnen, entstand in der DDR ein „Staat im Staate“. Nirgends sonst auf der Welt wurde Uran mit einem derart immensen Aufwand gewonnen wie in Sachsen und Thüringen. Auf der Grundlage erstmals zugänglicher Akten des sowjetischen Atomministeriums analysieren Historiker aus Russland und Deutschland den Stellenwert der Wismut AG im sowjetischen Atomkomplex und im internationalen Vergleich. Sie beschreiben das rigide Sicherheitsregime und dessen Auswirkungen auf die Beschäftigten, fragen nach dem Strahlenschutz und den Effekten der betrieblichen Sozialpolitik. Thematisiert wird auch die Alltagsgeschichte, so die Situation der Wismut-Frauen sowie Kultur und Sport. Abschließend werden die Auseinandersetzungen um die Sanierung der Altlasten behandelt.

Rudolf Boch (geb. 1952), Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Technischen Universität Chemnitz.
Rainer Karlsch
(geb. 1957), Studium der Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, dort 1982-91 Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte, 1986 Promotion. 1992-94 Mitarbeiter der Historischen Kommission zu Berlin, 1995-98 Mitarbeiter eines DFG-Schwerpunktprogramms. Seit 1999 Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der FU Berlin.

Resümee zum Vortrag und Diskussion

Etwa 35 interessierte Zuhörer waren am Dienstagabend, den 25. September bei einem Vortrag zu Gast im Martin-Luther-King-Zentrum Werdau. Thema war der „Uranbergbau im Kalten Krieg“, über das der Berliner Wirtschaftshistoriker Dr. Rainer Karlsch referierte. Dr. Karlsch, einer der besten Kenner der Wismut-Geschichte, berichtete in seinem Vortrag über das Bergbauunternehmen, das zu den größten Uranproduzenten der Welt gehörte. Das Uran war die Grundlage für die atomare Aufrüstung der Sowjetunion und insofern überlebenswichtig für die Supermacht. Nirgends sonst auf der Welt wurde Uran mit einem derart immensen Aufwand gewonnen wie in Sachsen und Thüringen. Karlsch beschrieb das rigide Sicherheitsregime und dessen Auswirkungen auf die Beschäftigten, hinterfragte den Strahlenschutz und die Effekte der betrieblichen Sozialpolitik. Thematisiert wurden von ihm auch die Alltagsgeschichte und die Auseinandersetzungen um die Sanierung der Altlasten. Nach seinem Vortrag stand Dr. Rainer Karlsch dem Publikum für eine rege Diskussion zur Verfügung und überzeugte die beeindruckten Zuhörer mit seinem expliziten Fachwissen.

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Serie:   Was macht eigentlich…?
Sie standen im Rampenlicht, doch was machen sie heute?
„Freie Presse“ hat Menschen besucht, die einst Gesprächsstoff boten und um die es still wurde.
Von Andreas Wohland

Die Freiheit ist sein höchstes Ziel

Werdau. Die Frage, weshalb er den Chefsessel in der Chemnitzer Außenstelle der Stasiunterlagenbehörde schon zwei Jahre vor Erreichen des Rentenalters geräumt hat, ist für Martin Böttger nicht neu. „Auch meine damalige Chefin Marianne Birthler wollte das von mir wissen. Die Antwort findet sich in meinem bisherigen Leben. Es hat mich kaum länger als vier oder fünf Jahre an einer Arbeitsstelle gehalten“, sagt er. Noch heute schwört Böttger auf seine Berufsphilosophie, wonach man sich nicht zu sehr an eine Tätigkeit und schon gar nicht an einen Arbeitgeber binden sollte. Aus seiner Sicht schränkt das die persönliche Freiheit ein. „Außerdem sind neue Aufgaben meist auch immer mit neuen Herausforderungen verbunden und halten einen geistig fit“, sagt er.

 

Wohl auch deshalb scheint es Langeweile im Leben des 65-jährigen Cainsdorfers nicht zu geben. Seit Februar ist er Vorsitzender des Vereins des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau. „Ich bin Gründungsmitglied und kenne mich in der Materie aus. Als unser langjähriger Vorsitzender Georg Meusel beschlossen hat, aus Altersgründen in die zweite Reihe zurückzutreten, wurde ich gefragt, ob ich den Vorsitz übernehmen würde“, sagt Böttger.

 

Die Anliegen des Vereins stimmen in vielerlei Hinsicht mit Böttgers eigener Geschichte und seinen Idealen überein, wie er sagt: „Schon Martin Luther King trat für gewaltfreie Proteste ein. Genau das liegt auch mir am Herzen, insbesondere, wenn es heute darum geht, als Bürger den Nazis mit demokratischen Mitteln entgegenzutreten.“ Politisch ist Martin Böttger nach wie vor aktiv – unter anderem als Grünen-Stadtrat in Zwickau. Bei der Arbeit in dem Gremium kommt ihm eine seiner Leidenschaften zugute: Er ist ein begeisterter Anhänger von Gesellschaftsspielen. Was Politik und Spiele verbindet? „Es gibt gewisse Regeln, Konkurrenzkämpfe und damit dann auch Gewinner und Verlierer. Erfolg hat meist derjenige, der in der Lage ist, Strategien zu entwickeln. Wer all das beherrscht, auch mal mit Anstand verlieren kann und nicht gleich den Kopf in den Sand steckt, ist nicht nur ein guter Spieler, sondern oftmals auch ein erfolgreicher Politiker“, sagt Böttger. Bei allen ehrenamtlichen Funktionen, denen sich Martin Böttger verschrieben hat, bleibt trotzdem noch genügend Zeit fürs Privatleben. Gartenarbeit? „Nein, in dieser Beziehung sind meine Frau und meine Schwiegermutter die Expertinnen, denen ich dann auch nicht ins Handwerk pfusche. Aber ich erfreue mich natürlich an der Schönheit des Gartens und der Blumen“, sagt er. Wesentlich mehr Fachkompetenz legt der 65-Jährige an den Tag, wenn es um sein Motorrad geht. Sofern es die Entfernungen und das Wetter erlauben, nutzt er seine MZ, Baujahr 1995, um zu seinen Terminen zu fahren. Böttger: „Es ist eine schöne Maschine, die ein tolles Fahrgefühl vermittelt. Wir waren damit schon oft im Urlaub. Das weiteste Ziel lag in Südschweden. Ansonsten drehe ich aber auch gern eine Runde durch unsere Region, die viele sehr schöne Ausflugsziele bietet.“

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Physiker verwaltete acht Kilometer Stasi-Akten
 

Martin Böttger (65) hat von Dezember 2001 bis Mai 2010 die Chemnitzer Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde geleitet. In dieser Zeit war er Herr über acht Kilometer Akten des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Bereits seit 1972 wirkte Böttger in der kirchlichen Friedensarbeit mit. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre beteiligte sich der promovierte Physiker mit selbst gefertigten Transparenten an Maidemonstrationen und geriet ins Fadenkreuz der Stasi. Weil er versuchte, sich an einer Menschenkette zum Weltfriedenstag zu beteiligen, wurde Böttger im September 1983 für 14 Tage inhaftiert.

 

Im Wendejahr gehörte er dann zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums und koordinierte die Bürgerbewegung im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt. Von 1990 bis 1994 saß er für das Bündnis 90 als Abgeordneter im sächsischen Landtag. Danach arbeitete er fünf Jahre als

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Geschäftsführer einer Seniorenpflegeeinrichtung in Kirchberg. Böttger erhielt für seine politischen Verdienste den Deutschen Nationalpreis und den Sächsischen Verdienstorden. (awo)

Freie Presse, Montag, 11. Juni 2012

Vortrag mit anschließender Diskussion am 22. Mai 2012 im King-Zentrum

Rechtsstaat und innere Sicherheit auf kommunaler Ebene

mit Oberstaatsanwalt i. R. Dr. Hans-Jürgen Grasemann

Dr. Grasemann beschäftigte sich in seinem Vortrag mit extremistischen, insbesondere rechtsextremistischen Erscheinungen, die auf unseren demokratischen Verfassungsstaat einwirken und so eine Gefahr für ihn darstellen.
Extremismus umfasst alle Gesinnungen und Bestrebungen, die den demokratischen Verfassungsstaat, seine fundamentalen Werte und seine pluralistische Gesellschaftsordnung ablehnen.
Rechtsextremismus ist dabei längst nicht nur ein landespolitisches Problem, sondern wirkt bis in die kommunalen Ebenen hinein – oder sogar aus dieser heraus. In nicht wenigen Räten sitzen Personen mit einem Mandat einer extremen Partei oder Gruppierung.
Rechtsextreme Einzüge in Landesparlamente erzielen größere öffentliche Aufmerksamkeit als in kommunale Räte.
Dennoch müssen gerade Erfolge auf dieser Ebene mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Gefährliche rechtsextremistische Entwicklungen beginnen lange vor der statistischen Überwindung einer parlamentarischen 5-Prozent-Hürde. Rechtsextremismus wächst schleichend aus der Mitte der Gesellschaft.

Buchvorstellung mit anschließender Diskussion am 19. April 2012 im King-Zentrum

„Politisch Verfolgte in der DDR “

ImageDie politische Verfolgung in Ostdeutschland von 1945 bis 1989 wird in dieser Materialsammlung für den Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht anhand von Einzelschicksalen deutlich gemacht. Die aufgeführten Personen werden nicht als Helden dargestellt, sondern als Menschen des Alltags. Sie setzten sich u.a. für Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Toleranz ein. Dafür wurden sie von der DDR-Justiz hart bestraft. Die Beschäftigung mit diesen Schicksalen kann zu einer Art Vorbildwirkung werden, wenn sie besonders im kompetenzorientierten Unterricht in Schulen eingesetzt wird.

Gehalten wurde der Vortrag von Dr. Edmund Käbisch.

Die Moderation der Diskussion, an der auch Marita Pach neben Uwe Kinzel und Gerhard Schneider als Zeitzeugen teilnahmen, übernahm Dr. Martin Böttger, Vorsitzender des Martin-Luther-King-Zentrums.
Diese Veranstaltung wurde im Rahmen der Tage der Demokratie und Toleranz in Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR durchgeführt.

„Geld stinkt doch“

Was machen Banken mit unserem Geld – Kritische Aktionäre und Ethisches Banking

ImageWerdau.  Was machen Banken und Fondsgesellschaften mit unserem Geld? Investieren sie beispielsweise in Rüstungsproduktion oder Regenwaldabholzung oder in ethisch-ökologisch-sozial verantwortbare Projekte? Oft bleibt das für den Sparer und Anleger undurchsichtig. Welche Möglichkeiten gibt es, sich als Bankkunde oder Kleinaktionär sachkundig zu machen und sich einzumischen? Wer sind die „Kritischen Aktionäre“ und bei welchen Kreditinstituten ist ethisches Banking möglich?

Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau ludt zu diesen Themen für 

Dienstag, den 27. März 2012 um 19 Uhr,

zu einem Vortrags- und Diskussionsabend mit Detlef Gaida in das Martin-Luther-King-Zentrum ein. Der Referent ist Mitglied im Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in sozialer Verantwortung.

King-Zentrum Werdau zum Gegenbesuch in der USA-Botschaft Berlin

„Schwerter zu Pflugscharen“ im Geist Martin Luther Kings als länderübergreifendes Ziel herausgestellt

Werdau/Berlin. Nach einem Besuch von US-Botschafter Philipp Murphy im vergangenen Jahr im Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Werdau folgten vier Vertreter des King-Zentrums am Donnerstag, den 1. März 2012, einer Gegeneinladung des höchsten Repräsentanten der Vereinigten Staaten in Deutschland.
Als das neue Vorstandsmitglied Claudia Möckel ihm eine Erinnerungsmappe an seinen Aufenthalt in Werdau überreichte, brachte der Botschafter nochmals seine hohe Wertschätzung für die regionale und überregionale Arbeit des Werdauer Vereins zum Ausdruck. Martin Luther King sei für ihn persönlich der bedeutendste „Held“ unter allen prominenten Amerikanern. Es freue ihn von daher sehr, dass eine Initiative in Ostdeutschland Kings Gedankengut der gewaltfreien Konfliktlösung wach halte und verbreite.
Geschäftsführer Bernd Gerber berichtete  von der großen Resonanz, die der Botschafterbesuch in sächsischen Schulklassen ausgelöst habe. Botschaftsrat Dr. Bruce Armstrong führte die Werdauer Delegation durch das Botschaftsgebäude am Pariser Platz.  Der Vorstandsvorsitzende des King-Zentrums, Dr. Martin Böttger, erzählte ihm, wie er 1982 als Friedensbewegter wegen Teilnahme an einer Menschenkette zwischen der sowjetischen und der amerikanischen Botschaft in Ost-Berlin festgenommen und kurze Zeit inhaftiert wurde.
Ehrenvorsitzender Georg Meusel überreichte Philipp Murphy das mehr als 30 Jahre alte, seltene Original eines Schwerter-zu-Pflugscharen-Aufnähers, wie ihn in der DDR damals Tausende friedensbewegter junger Leute am Ärmel trugen und dafür Repressalien ausgesetzt wurden. Meusel stellte thematische Querverbindungen heraus, die sich aus der biblischen Vision bei den Propheten Jesaja und Micha über Zeiten und Kontinente entwickeln lassen. Der Künstler Jewgeni Wutschetitsch habe das „Schmieden wir unsere Schwerter zu Pflugscharen“ in eine Skulptur umgesetzt, die die Sowjetunion 1959 der UNO New York schenkte. Martin Luther King sagte 1967 in der letzten Weihnachtspredigt vor seiner Ermordung in Atlanta: „Ich träume auch heute noch davon, dass eines Tages der Krieg ein Ende nehmen wird, dass die Männer ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“. Und 1980 wurde diese Losung in Verbindung mit dem sowjetischen Symbol von der Friedensbewegung in der DDR aufgegriffen. Meusel betonte, wie wichtig für die Kinder eine friedliche Welt sei. Er drückte seine Hoffnung aus, dass auch Präsident Obama dazu beitragen könne, diesem Ziel ein Stück näher zu kommen.
Philipp Murphy berichtete von seinem Besuch von Lutherstädten im Zusammenhang mit der Lutherdekade. Georg Meusel konnte diese Erzählung mit einer Episode ergänzen. Reverend Martin Michael („Daddy“) King senior war 1934 während des Baptistischen Weltkongresses in Deutschland vom Besuch von Lutherstätten und der Persönlichkeit des Reformators so fasziniert, dass er sich und seine damals fünfjährigen Sohn von „Martin Michael King“ in „Martin Luther King“ umnannte.
Botschafter Murphy erklärte, dass er zwischen dem neuen US-Generalkonsul Mark J. Powell in Leipzig und dem Martin-Luther-King-Zentrum Werdau Kontakt zur weiteren Zusammenarbeit herstellen wolle. Anlässlich des 50. Jahrestages von Martin Luther Kings Ost-Berlin-Besuchs im Jahr 1964 plant das King-Zentrum eine Ausstellung über die Wirkungsgeschichte von Kings Gedankengut in der DDR. Dafür erhofft es sich auch Unterstützung durch die US-Vertretung in Deutschland. (PI-GME)

Gentechnik – Frevel oder Fortschritt?

Vortrag mit Diskussion im King-Zentrum

ImageWerdau. Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau lädt herzlich ein zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit dem Naturwissenschaftler Joachim Krause aus Schönberg am Dienstag, den 31. Januar 2012 um 19 Uhr zum Thema „Gentechnik – Frevel oder Fortschritt?“.

Joachim Krause gibt einen Grundlagenüberblick über die Anwendung der Gentechnik im Alltag, bei Medikamenten, in der Landwirtschaft und in der vorgeburtlichen Diagnostik.
„Wir wollen gemeinsam nachdenken über die damit verbundenen Chancen und Gefahren“, erklärt der Diplomchemiker und Buchautor dazu. So sollen die Zuhörer zur Meinungsbildung über die Gentechnik und politischen Einmischung zum Thema befähigt werden. Krause war 27 Jahre lang Umweltbeauftragter der Sächsischen Landeskirche und hat als solcher schon zu DDR-Zeiten brisante und tabuisierte Themen aufgegriffen.