Margot Käßmann im Martin-Luther-King-Zentrum

Werdau. Am Sonntag, den 15. Juni 2025 besuchte die renommierte Theologin und Friedensbewegte Dr. Margot Käßmann zum ersten Mal das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage im sächsischen Werdau, dessen Ehrenmitglied sie seit 2014 ist.
Margot Käßmann hat maßgeblich die repräsentative Buchveröffentlichung „Fels der Verzweiflung – Stein der Hoffnung. Martin Luther King und die DDR“ gefördert. Diese erschien 2020 in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig (ISBN 978-3-374-06356-7). Der Titel greift ein Zitat aus Kings Predigt von 1964 in der Ost-Berliner Marienkirche auf „Mit unserem Glauben werden wir aus dem Fels der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung hauen“.

Bei ihrem Besuch wurde Frau Käßmann auch die Gründungsgeschichte des King-Zentrums geschildert. Der Verein war 1998 von Vertretern der pazifistischen Bewegung in der DDR, aus dem Christlichen Friedensseminar Königswalde, der Friedlichen Revolution in der DDR, aus der Friedensbewegung und Friedensforschung in der Alt-BRD und Jugendlichen aus dem Umfeld des Gymnasiums Werdau der Nachwendezeit ins Leben gerufen worden.
Margot Käßmann zeigte sich beeindruckt von Arbeiten bildender Künstler aus der DDR. Diese hatten mit ihren Mitteln ihre Sympathie mit Kings Botschaft der Gewaltfreiheit und ihre Betroffenheit von seiner Ermordung zum Ausdruck gebracht.

Mit einem überraschend gewonnenen Schülerstipendium sei Margot Käßmann in den 1970er-Jahren als 16-jährige an eine Eliteschule in den USA gelangt. Durch schwarze Mitschüler wurde sie vom Gedankengut Martin Luther Kings inspiriert und hörte voll Spannung Tonbänder mit Reden Kings an. Das politische Christentum Kings und seine Gewaltfreiheit habe sie bis in die Zeit, als sie hohe kirchliche Ämter in Deutschland und in der Ökumene innehatte, geprägt. Bei ihrem Besuch schilderte sie, wie sie auch im Blick auf Russland und Ukraine sowie andere aktuelle militärische Konflikte konsequent an ihrer pazifistischen Position festhält, sich gegen Rüstungspolitik und Waffenlieferungen wendet. Dafür würde sie von verschieden Seiten als naiv oder Putin-Versteherin heftig kritisiert oder angegriffen. Die von Verteidigungsminister Pistorius propagierte „Kriegstüchtigkeit“ Deutschlands lehnt sie vehement ab.

Die bei dem Besuch anwesenden Mitglieder des King-Zentrums aus Werdau und aus Tübingen kamen mit der Theologin in regen Austausch. Dabei wurde auch die Not nicht verschwiegen, die durch gegensätzliche Auffassungen zur Rüstungsproblematik einen Riss auch durch den Verein entstehen ließen. Alle Anwesenden stimmten schließlich darin überein, dass Gewaltfreiheit schon in Schulklassen eingeübt werden sollte.

Margot Käßmann vermittelte den Gastgebern Ermutigung und Hoffnung auf eine Zeit, in der mit gewaltfreien Konfliktlösungen kriegerische Auseinandersetzungen überwunden werden können. „Fels der Verzweiflung – Stein der Hoffnung“ – zur Verabschiedung wurden an alle Steine mit der Aufschrift „Niemals Gewalt“ verteilt.

Georg Meusel