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Rückblick 1999

Ein Klopfen um Mitternacht – Macht hoch die Tür (Weihnachtsbrief, Weihnachten 1999)

»Erich, gib den Schlüssel ‘raus!« rief ein Sprechchor von der Freitreppe des Verkehrsmuseums Dresden vor Tausenden von Demonstranten, als wir am 13. Februar 1988 der Zerstörung der Stadt gedachten. Nun ist es zehn Jahre her, dass Erich den Schlüssel überhaupt abgab und das Brandenburger Tor geöffnet wurde.
MACHT
Inzwischen haben wir es uns längst angewöhnt, zumindest die Haustüren fester zu verschließen, als wir es zu DDR-Zeiten taten.
Die »Festung Europa« wird immer mehr dicht gemacht, sei es mit Verschärfung der Asylpraxis oder auch mit Hilfe des von Ministerpräsident Biedenkopf geweihten neuen Kriegsschiffes »Sachsen« im Hamburger Hafen. Menschen aus Ländern, die früher als Kolonien und heute mit
mit diktierten Pfenniglöhnen für Baumwoll- und Bananenpflücker, für Kaffee- oder Kupferminenarbeiter von uns Europäern arm gemacht wurden und werden, wird die Teilhabe an unserem Wohlstand verwehrt.
HOCH
Als Martin Luther King 1966 wegen Rassenunruhen in Chicago kurzfristig seine Teilnahme an der Weltkonferenz für Kirche und Gesellschaft absagen musste – wir besitzen eine Kopie seines Telegramms – wurde seine Eröffnungspredigt via Filmband in die Saint Pierre Kathedrale nach Genf übertragen. Das Thema lautete »Ein Klopfen um Mitternacht« zu der Beispielgeschichte aus dem Lukasevangelium von dem in Not geratenen Mann, der nachts an die Tür des Freundes klopft. King mahnte die Kirchen an, Menschen in dunklen Zeiten sozialer Not oder kriegerischer Auseinandersetzungen nicht vergeblich an ihre Tür klopfen zu lassen.
DIE
»Ein Klopfen um Mitternacht« kann man wohl auch die Weihnachtsgeschichte nennen, als Josef und Maria um ein Nachtlager von Tür zu Tür zogen.
TÜR
Die Durchfahrt durch den Torbogen in dem Haus, worin sich das Martin-Luther-King-Zentrum befindet, ist mit zwei Pflanzschalen als freundlichen Verbotsschildern für Autofahrer versehen. Wollte man sie gegen Mopedfahrer verschließen, könnten auch Fußgänger und Rollstuhlfahrer nicht mehr hindurch. Gewollt oder ungewollt – dieses Tor lässt sich nicht verschließen, auch nicht gegenüber Knallkörper- und Raketenwerfern – unterm Torbogen hallt es so schön – in der Silvesternacht zum Jahr 2000. So bleibt das Torbogenhaus verletzbar.
DIE
Unsere Haustür blieb auch seit der deutschen Vereinigung wenigstens tagsüber unverschlossen. Ungefähr 1.500 Stunden offene Tür haben Sabine Schewe als unsere einsatzfreudige ABM-Kraft und ich ehrenamtlich dieses Jahr im Martin-Luther-King-Zentrum angeboten. Wenige hundert Menschen, darunter aber Schulklassen, Konfirmanden- und Junge-Gemeinde-Gruppen besuchten uns in diesem Zeitraum.
In unserer Ausstellung »Künstler für Freiheit und Gewaltlosigkeit – Martin Luther King in der bildenden Kunst«, wurden deutschlandweit zum ersten Mal Kunstwerke über King gezeigt. Anlässlich des 10. Jahrestages der friedlichen Revolution folgte die Ausstellung »Der aufrechte Gang« über Zivilcourage und Opposition in der DDR.
Als besonders hoffnungsvoll empfinde ich es, dass es dieses Jahr nur drei Dienstagabende gab, an denen sich nicht junge Leute im King-Zentrum getroffen haben und dass die Jugendgruppe auch seit dem Wegzug von vier Studenten letzten Herbst weiterbesteht.
In bescheidenem Maße wurden auch unsere Angebote für Information und Beratung genutzt und die 13 Begleitveranstaltungen in Form von Gesprächsrunden mit Zeitzeugen zur Ausstellung.
Eine ganz neue Tür zu uns und zu dem Gedankengut Martin Luther Kings hat sich mit unserem Internetprogramm aufgetan, durch die monatlich mehr als 1.000 Besucher zu uns hereinschauen. Diese Chance haben wir vor allem unserem treuen Freund Friedemann Gehrt aus Radebeul zu danken, der diese Internetseiten gestaltet, ins Netz stellt und laufend aktualisiert.
Wenig genutzt wurden bisher unsere, allerdings noch im Aufbau befindlichen Projekte Friedensbibliothek und Archiv der Bürgerbewegung Südwestsachsens.
Nicht gelungen ist es, Jugendliche aus dem Asylbewerberheim oder auch der gewaltbereiten bzw. rechtsextremen Szene zu gewinnen, durch unsere Tür zu treten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
TOR
Kultur- und Ausstellungsprojekte des King-Zentrums wurden mit Fördermitteln des Landkreises und der Stadt unterstützt. Für das Archivprojekt erhielten wir im Dezember erstmals von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin eine Zuwendung. Auch die Stiftung Mitarbeit gehört zu unseren Förderern. Die Fördermittelanträge an Kreis- und Landesjugendamt für unsere offene und präventive Jugendarbeit sowie jegliche institutionelle Förderung der laufenden Kosten wurden jedoch abgelehnt.
Aus den Beiträgen unserer 30 Mitglieder allein ließe sich das Martin-Luther-King-Zentrum bei weitem nicht finanzieren. Aber eine ganze Reihe von Leuten, zum Teil gerade diejenigen, die schon die meiste ehrenamtliche Arbeit für das Zentrum leisten, haben sich als Einzelspender für uns geöffnet.
MACHT
Für die von der King-Jugend gestaltete Ausstellung »Spurensuche« mit Fotos und Texten über Rechtsextremismus unter Kindern und Jugendlichen der Stadt blieben die Türen von Rathaus und Sparkasse verschlossen. Aber Werdauer Gewerbetreibende haben uns für Januar einen öffentlich frequentierten Ausstellungsraum in Aussicht gestellt.
WEIT
In wenigen Tagen gehen wir durch das Tor zum neuen Jahr. Möge durch dieses Tor auch mehr an Frieden, Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit in dieses Land und unsere Welt einziehen als bisher.
Wir danken allen, die uns in diesem Jahr geholfen haben und bitten Sie und Euch, jede und jeden auf seine Weise dem Martin-Luther-King-Zentrum verbunden zu bleiben und es durch das Jahr 2000 zu begleiten.
Mit guten Wünschen für ein neues Jahr in Gesundheit und Frieden und herzlichen Grüßen, auch von Alexander Leistner, Sabine Schewe und Manfred Steinchen,
Ihr und Euer Image

Expo-Wochenende zur Zeitgeschichte (17.12.1999)

WERDAU (GME). Die Ausstellung »Der aufrechte Gang« über Zivilcourage und Opposition in der DDR anhand von Fotos, Dokumenten und Sachzeugnissen im Martin-Luther-King-Zentrum Werdau wird zum 4. Advent einmalig am Wochenende und dann noch bis zum Mittwoch geöffnet sein.
Die Exposition beginnt mit den politischen Schicksalen von Oberbürgermeister Gerhard Weck und dem bekannten Laienmusiker Bernhard Backhaus sowie dem Zwickauer Oberschülerprozess von 1951, in dem 19 Jugendliche zu 130 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Aus der frühen Junge-Gemeinde-Zeit ist dokumentiert, wie einem jungen Mann aus Vielau wegen religiöser Haltung der Arbeitsplatz gekündigt, ein Lehrling wegen Tragens des »Bekenntniszeichens« aus der Berufsschule »Thomas Münzer« verwiesen und das Rüstzeitenheim Lauenhain mit Polizeigewalt aufgelöst und geschlossen wurde. Auch Proteste gegen das Kirchentagsverbot in Berlin, gegen die Biermann- und Havemann-Repressalien, Aktionen gegen die Ausbringung von strahlendem Wismutsplitt und die Affäre um »Schwerter zu Pflugscharen« gehören zu den dokumentierten Ereignissen.
Es wird gezeigt, wie die Stasi arbeitete, wo sie in Crimmitschau, Werdau und Zwickau ihre konspirativen Wohnungen hatte und wie die Wahlfälschungen von 1989 aufgedeckt wurden. Auf den Fotos der Friedensgebete, Demos und der Menschenkette Zwickau-Lichtentanne wird sich mancher wiederentdecken. Einige Exponate wurden eigens aus dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Leipzig zurückgeholt.

Gesprächsrunde mit Akteuren der Friedlichen Revolution im Martin-Luther-King-Zentrum (23.11.1999)

WERDAU (GME). Zur am besten besuchten, spannendsten und heitersten Begleitveranstaltung zur Ausstellung »Der aufrechte Gang« wurde am Donnerstag im Martin-Luther-King-Zentrum die Gesprächsrunde mit Dr. Friedrich Jacob, Anselm Meyer und weiteren Akteuren der Wende 1989/90.
Längst vergessene Details, die für die damaligen Zustände charakteristisch waren, wurden wieder wach und weckten immer neue Erinnerungen. Karl Seidel erzählte, wie die Eingabe des Kirchenvorstandes Werdau an das Politbüro der SED vom 16. Oktober 1989 mit Forderungen zur Wahlpraxis, zur weltanschaulichen Erziehung und zur Reisefreiheit zur Veröffentlichung gegen die Innenseite des Pfarramtsfensters geklebt wurde, wo sie nicht entfernt werden konnte.
Starke Emotionen weckte die Erinnerung an den Volkspolizei- und Kampfgruppeneinsatz am Gleisdreieck Steinpleis/Ruppertsgrün, als sich mehr als 100 Menschen den Übersiedlerzügen Prag-Dresden-Hof nähern wollten. 80 Prozent der Kampfgruppen und selbst Kampfgruppenkommandeure hätten dem 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Gerd Hoffmann die Gefolgschaft aufgesagt. »Wir hatten Angst«, bekannte der damalige VP-Major Reinhard Günther, auch im Verlauf der weiteren Ereignisse, weil die SED die Lage völlig fehleinschätzte, sich im Hintergrund hielt, aber die Macht ausübte. »Die Stasi saß mit am Tisch, aber die Befehle gab der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung«. Polizisten hätten im Schulranzen ihrer Kinder Morddrohungen gefunden. Die Volkspolizisten schliefen wochenlang in Stiefeln, hatten ständig Alarmbereitschaft. Aufgrund der gegen Bürger gerichteten Einsatzbefehle am Bogendreieck und in Plauen gaben sie Ende Oktober nach und nach ihre Parteibücher zurück. Daß die Ereignisse in friedlichen Bahnen abliefen, wurde den Friedensgebeten und der Sicherheitspartnerschaft zwischen Bürgerbewegung, Kirche und Polizei gedankt.
Als später Honecker in Lobethal beherbergt wurde, habe sich der Volkszorn gegen die Kirche gerichtet. Eine Drohung, das Lutherhaus in Werdau in die Luft zu sprengen. Gerade in dieser Situation durchbrach eine marode Putzdecke ein Badfenster und schlug in der Wanne auf. Die Familie von Kirchenmusikdirektor Hans-Dieter Schöne sei zu Tode erschrocken. Heute konnte darüber schallend gelacht werden. Günther widersprach den Gerüchten, während des Friedensseminars am 7. Oktober hätten Polizei und Kampfgruppen in den Wäldern gelegen. Einzig die Stasi sei in der Nähe gewesen. Nachts um 2 Uhr sei ein Verbindungsoffizier mit einer langen Adressenliste gekommen, wo die VP brennende Kerzen aus den Fenstern nehmen lassen sollte. Gerhard Dix habe dann die Abschrift der Liste verzögert, bis der Morgen anbrach.
Dr. Jacob habe weniger Angst vor der Polizei als davor gehabt, daß in Königswalde während des Friedensseminars der wegen Platzmangel im Schiff mit rund 100 Teilnehmern besetzte Kirchenboden durchbrechen könnte, der für solche Deckenbelastung nicht konstruiert ist.
Für ihn sei die »Spannung weg« gewesen, als die großen Friedensgebete und Demos im Gange waren. »Da fühlte ich mich wohler«. Interessant waren die damals notierten Schätzzahlen. Georg Meusel hatte das erste Werdauer Friedensgebet mit 1400 Besuchern beziffert, Dr. Jacob mit 2000, das zweite sogar mit 3000.
Barbara Gabor rekonstruierte die Entwicklung in Crimmitschau, wo die Bürgerrechtler sich zuerst in der Wohnung von Pfarrer Wenzel getroffen hatten, dann im Piusheim Besucher schon auf den Fensterbrettern stehen mußten, bis am 4. November der zögernde Kirchenvorstand die Johanneskirche für die Friedensgebete öffnete, deren Teilnehmerzahlen mit 4- bis 6000 geschätzt wurden. Anselm Meyer benannte die unterschiedlichen Intentionen. Während er und Andreas Bayer für eine langsame Entwicklung waren, hätten Matthias Gabor und Thomas Walther sich schon für Großveranstaltungen eingesetzt.
Dr. Jacobs tiefstes Erlebnis im positivsten Sinne: »Es bewegt sich was, und wir können etwas bewegen. In dieser Zeit bin ich das einzige Mal in meinem Leben auf die DDR stolz gewesen«. In einer gewissen Euphorie habe er eine neue menschlichere und demokratische Gesellschaft für möglich gehalten. Gegenüber einer Wiedervereinigung sei er skeptisch gewesen. “Die Russen geben den Gewinn eines mörderischen Krieges nicht aus der Hand”. Klaus Michael Kunze dagegen habe schon Anfang 1989 in Gedanken an die 40 Jahre, die in der Bibel mehrfach eine Rolle spielten, die Meinung vertreten, daß die DDR nicht 41 Jahre alt werde.
“Negativ für mich war zu erleben, daß ganz andere Kräfte sehr bald alles in der Hand hatten und die DDR mit dem, was an Wertvollem noch da war, zum Ramschladen wurde”, berichtete Dr. Jacob. Er bedauerte, daß die Bürgerrechtler, die die Entwicklung in Bewegung gebracht hatten, nicht die Möglichkeit erhielten, sie mitzugestalten, bekannte aber auch, “wir hätten nicht die Kraft gehabt”. “Es macht sich die Trauer darüber breit, wie die Bürgerbewegung im Staat unterging” Die Leute hätten die DM gewollt, und was das Volk will, müsse man akzeptieren. Klaus Michael Kunze meinte, man hätte nicht nochmal mit “17 Millionen weißer Mäuse” ein sozialistisches Experiment machen können.
Für Dr. Jacob hat “die Wirtschaft die Politik überrollt”. Die Politik sei nur noch eine Art Verzierung.
Barbara Gabor meinte, Begriffe wie “gesamtdeutsche Konföderation” seien für den Normalverbraucher überhaupt nicht verständlich gewesen. Das Crimmitschauer Neue Forum habe ein Telegramm an Bärbel Bohley geschickt: “Wir wollen die Wiedervereinigung”. Es sei dann zur DSU übergetreten, habe mit Streibl korrespondiert, aber von den neuen Leuten an der DSU-Spitze und von Helmut Kohl, der nur die CDU wollte, im Stich gelassen worden.
Jacob sagte, für die evangelische Kirche, über deren frühere Rolle in der Politik es nur schlechte Nachrichten gebe, siehe Textilarbeiterstreik Crimmitschau, wie Kunze einwarf, sei die Wende in der DDR eine Sternstunde gewesen. Trotz großer Spannungen sei es gelungen, ihr institutionell konservatives Element mit dem sozial engagierten revolutionären Element von Christen an der Basis zu verbinden und zusammenzuhalten. Diese revolutionäre Gruppe sei ganz stark vom Friedensgedanken und von Gewaltfreiheit geprägt gewesen. Er habe die Wende aber auch als eine Sternstunde der Ökumene gesehen. “Wir wissen gar nicht mehr, wer da vorne sitzt”, hätten Kirchenbesucher gesagt, als Lutheraner, Katholiken und Methodisten gemeinsam auf dem Altarplatz agierten. “Wir haben uns überrollen lassen von den Ordnungen der Westkirche”, so Jacob zur gesamtdeutschen Entwicklung, “unser theologisches Pfund vergraben”. Meusel bestätigte dies in Bezug auf die Werte der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung. Als “ganz großes Geschenk von Gott” bezeichnete Christine Jacob die politische Wende vor zehn Jahren.

Tondokumente des ersten Friedensgebetes im Martin-Luther-King-Zentrum

WERDAU (GME). Nur zehn Besucher waren der Einladung gefolgt, am 4. November 1999 im Martin-Luther-King-Zentrum in die Tondokumente des ersten Friedensgebetes mit 1400 Teilnehmern aus Werdau und Umgebung vom 3. November 1989 hineinzuhören und darüber zu reden. Die Gäste werteten es als Zeichen für das stark zurückgegangene Interesse an politisch-gesellschaftlichem Engagement. Die 45-minütigen Ausschnitte aus der mehr als dreistündigen Aufzeichnung weckten dennoch sehr lebendige Erinnerungen an die Wochen und Monate des „aufrechten Ganges“ im Wendeherbst. Kirchenmusikdirektor Diethard Bernstein, Pfarrerin Sabine Münch und Landrat Christian Otto, die 1989 nicht in Werdau gelebt hatten, wollten sich vor allem ein authentisches Bild von den hiesigen Wendeereignissen machen. Für Jutta Hoffmann, Dieter Merten oder Ursula Tuch wiederum war es Retrospektive des selbst Miterlebten oder Mitbewegten. Zu den Gästen gehörte auch der Journalist Jörg Rübsam von der „taz“ Berlin, der gegenwärtig wenig bekannte Aktionen der friedlichen Revolution außerhalb der permanent in den Medien genannten DDR-Großstädte recherchiert. Von Band war nochmals auch die Stimme der 1986 in Irland mit dem Fahrrad tödlich verunglückten Anett Opitz zu hören, die 1996, überwältigt von dem Besucherstrom in der Marienkirche, das Friedensgebet eröffnet hatte. Aus damaligen Zurufen, stürmischem Beifall, Gelächter oder Tumult zu den jeweiligen Berichten der Betroffenheit und Forderungen wurde etwas von der Dramatik deutlich, unter der die Veranstaltung abgelaufen war.

Martin-Luther-King-Zentrum Werdau ist freier Träger der Jugendhilfe

WERDAU. Der Jugendhilfeausschuß des Landkreises Zwickauer Land hat in seiner Sitzung vom 15. November 1999 einstimmig beschlossen, das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau als »freien Träger der Jugendhilfe« anzuerkennen. Grundlage dafür war der Jahresbericht über die Jugendarbeit zur Gewaltprävention des Vereins von Juli 1998 bis Juni 1999.

Gesprächsrunde mit frühen Akteuren und Zeitzeugen

WERDAU (GME). In seiner Reihe »Geschichte(n) für die Zukunft« lädt das Martin-Luther-King-Zentrum für Donnerstag, 21.10.99 um 19 Uhr zu einer Gesprächsrunde mit frühen Akteuren und Zeitzeugen der DDR-Oppositionsgeschichte in. Als Gesprächspartner steht Gerhard Schneider, der einzige noch in Werdau Lebende der 1951 inhaftierten »Werdauer Oberschüler« zur Verfügung. Der frühere Journalist Heinz Schulze kann befragt werden zu den Umständen seiner Zuchthausstrafe in Bautzen, die er wegen des Buches »Die Revolution entläßt ihr Kinder« von Wolfgang Leonhardt antreten mußte. Gerhard Nicolaus bringt seine Erfahrungen als Lehrer in der ideologisierten DDR-Schule ein. Vorher kann die Ausstellung »Der aufrechte Gang« besichtigt werden.

Ausstellung »Der aufrechte Gang« ab sofort im Martin-Luther-King-Zentrum (09.10.1999)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

die politische Wende in der DDR vor zehn Jahren fiel nicht aus heiterem Himmel. Trotz restriktiver Bedingungen hat es, wenn auch oftmals nur von Wenigen praktiziert und ohne Medienöffentlichkeit, Gesellschaftskritik und widerständiges Handeln von Einzelnen und Gruppen immer gegeben. Der Boden war lange Zeit vorbereitet dafür, daß 1989 eine Bürgerbewegung wachsen und unter den damaligen politischen Bedingungen anschwellen konnte zur ersten friedlichen und erfolgreichen Umwälzung auf deutschem Boden. Jetzt praktizierten Menschen in großer Zahl den »aufrechten Gang«, legten ihre Angst ab, sagten öffentlich ihre Meinung und übernahmen Verantwortung.
Im Kreis Zwickau/Werdau gab es oppositionelle Aktionen, die DDR-weit teilweise die ersten ihrer Art waren oder DDR-weite Ausstrahlung hatten. Erinnert sei an die Oberschüleraffäre von 1951, in der 19 Jugendliche zu 130 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden, an das seit 1973 bestehende erste Christliche Friedensseminar der DDR in Königswalde, an den noch vor dem Berliner in Werdau tagenden Runden Tisch 1989, an das »Werdau-Crimmitschauer Wochenblatt« als erste SED-unabhängige Zeitung in Sachsen und an die DDR-einmalige Bürgerratswahl 1990 in Werdau. Diese Aktionen und viele unspektakuläre kritischen Wortmeldungen couragierter einfacher Bürger werden in der Exposition »Der aufrechte Gang« dokumentiert. Sie soll dazu ermutigen, auch unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen Ängste abzubauen und sich einzumischen.
Zur Eröffnung der Ausstellung laden wir Sie und Euch herzlich ein. Sie ist voraussichtlich bis Jahresende weiterhin geöffnet montags bis mittwochs 8 bis 15.30 Uhr, donnerstags 8 bis 18 Uhr und ansonsten nach Vereinbarung.

Mit freundlichen Grüßen Der Vorstand
(gez.) Alexander Leistner, Georg Meusel und Manfred Steinchen

Martin-Luther-King-Zentrum erhält Anerkennung vom Landkreis

Aus Anlaß des Tages der Deutschen Einheit erhielt das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau am 2. Oktober 1999 in einer Feierstunde im Schloß Wildenfels für sein gesellschaftliches Engagement von Landrat Christian Otto die Medaille des Landkreises Zwickauer Land. In der Laudatio wurde vor allem die Arbeit des King-Zentrums gegen Jugendgewalt und seine Ausstellungstätigkeit anerkannt. Insgesamt 18 von mehr als 300 Vereinen aus dem Landkreis wurden auf diese Weise gewürdigt.

Martin-Luther-King-Zentrum Werdau besteht ein Jahr

Am 31. Juli 1999 beging das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau sein einjähriges Bestehen. Der Verein beschäftigte sich mit den Hauptbereichen Jugendarbeit, Kulturarbeit und Aufarbeitung der Geschichte der Bürgerbewegung.
Jugend mit Phantasie gegen Gewalt
In den zurückliegenden zwölf Monaten verging keine Woche, wo sich nicht junge Leute in den Vereinsräumen im Torbogenhaus Werdau West getroffen hätten. Jeden Dienstag war von 18 bis 22 Uhr offene Tür, darüber hinaus seit Januar montags bis donnerstags von 8 bis 15.30 Uhr und nach Voranmeldung jederzeit. Es fanden mehr als 60 Jugendveranstaltungen und 35 soziokulturelle Veranstaltungen gemeinsam mit Erwachsenen statt. Neben zwanglosem Beisammensein mit Erzählen, Essen und Singen beschäftigten sich die Jugendlichen mit gesellschaftspolitischen Themen. Rechtsextremismus, Ausländer in Deutschland, Pogromgedenken, Demokratie und gewaltfreie Konfliktlösung und der Kosovo-Krieg gehörten zu den Inhalten der Zusammenkünfte.
Es gab Aktionen wie ein Fasten für den Frieden, Mahnwachen und Infostände anläßlich der Kriegsspielzeugausstellung im Museum, der Irak-Bombardierung und der Luftwaffenschau in Crimmitschau. Eine Gruppe der King-Jugend gestaltete unter dem King-Zitat »Ich wollte kein Zuschauer sein, sondern dort mittun, wo die Dinge sich entscheiden« in sechs Jugendgruppen des Landkreises Abende zum Thema Zivilcourage. Das King-Zentrum stellte Liedmappen und eine Datenbank mit mehr als 2000 Liedern zusammen. Es wurde auch von Schulklassen, Junge-Gemeinde-, Jungschar- und Konfirmandengruppen besucht. Gemeinsam mit Erwachsenen wurden Friedensgebete, Themenabende über Gandhis Aktionen in Westindien und den Protest arischer Frauen zur Freilassung ihrer jüdischen Männer veranstaltet.
Deutschlandweit einmalige Ausstellung mit King-Kunstwerken
Im kulturellen Bereich wurde eine Ausstellung mit Fotos und Texten über King gezeigt. Eine zweite stellte deutschlandweit erstmalig 25 Werke von zwölf Künstlern zu Martin-Luther-King vor. Veranstaltungshöhepunkt war der 70. Geburtstag Kings im Januar. In der Marienkirche fand ein begeisterndes Gospelkonzert mit Melbra Rai statt, die seinerzeit schon mit Martin Luther King demonstriert ist. In der Stadthalle kam der große Dokumentarfilm »…dann war mein Leben nicht umsonst« zur Aufführung. Ein Symposium »Gewaltfreiheit gestern – heute – morgen« mit Dr. Heinrich Grosse aus Hannover, früher Mitstreiter Kings in den USA, fand 35 Teilnehmer. Melbra Rai wurde Ehrenmitglied des King-Zentrums wie zuvor schon die »Große alte Dame der ökumenischen Friedensbewegung« Hildegard Goss-Mair vom Internationalen Versöhnungsbund aus Wien. Dokumentensicherung über Zivilcourage in Diktaturen
Im Bereich Aufarbeitung und Archiv konnte ein umfangreicher Dokumentenbestand aus dem Kirchenkampf im Nationalsozialismus und aus der DDR-Bürgerbewegung gesichert werden. Es gab Beratungen zum Stasiunterlagengesetz und zum SED-Unrechtsbereinigungsgesetz. Mangels Fördermitteln war es nur begrenzt möglich, Archivbestände zu erschließen und Tondokumente der friedlichen Revolution auszuwerten. In einer Autorenlesung stellte  Caritas Führer ihr Buch »Die Montagsangst« über einen DDR-Schulkonflikt vor. Der Aufbau einer Friedensbibliothek wurde begonnen.
Politische Bildung via Internet
Mit Hilfe von Friedemann Gehrt aus Radebeul konnte unter http://www.martin-luther-king-zentrum.de ein anspruchsvolles Internetangebot aufgebaut werden, das monatlich  erstaunliche Zugriffszahlen von mehr als 1000 erreicht.
Werbung von Fördermitgliedern und Spendern
Finanziert wurde der Verein überwiegend aus Spenden von Mitgliedern. Für die Kulturveranstaltungen wurden von Landkreis und Regierungspräsidium Fördermittel gewährt. In Aussicht gestellte Fördermittel der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin blieben völlig aus. Die gesamte Jugendarbeit erhielt lediglich eine Anschubfinanzierung vom Kreisjugendamt.
Da die Weiterarbeit des King-Zentrums gefährdet ist, bittet es dringend um Spenden (Konto 102266030, BLZ 85095164, LKG Dresden) und Fördermitglieder.
25.07.99, Georg Meusel

King-Zentrum diskutiert Chancen gewaltfreier Aktionen unter totalitären Regimen

Eine kaum bekannte und wenig erforschte gewaltfreie Aktion von etwa 1000 arischen Frauen, die 1943 acht Tage lang in der Berliner Rosenstraße die Freilassung ihrer jüdischen Männer gefordert hatten, stellte der Politikwissenschaftler Nico Baresel am 15. Juni im Martin-Luther-King-Zentrum vor. Rund 20 Besucher aus Neukirchen und Werdau waren der Einladung gefolgt und diskutierten das Phänomen, wie die Frauen unter Diktaturbedingungen trotz drohend auf sie gerichteten Maschinengewehren mehreren Tausend Männern und Kindern aus sogenannten rassischen Mischehen das Leben retten konnten. Gesprächsteilnehmer aus dem Neukirchener Männerwerk und Jugendliche des King-Zentrums werteten den Erfolg der spontanen Aktion als Ergebnis von günstigen Umständen. Man habe die arischen Frauen nicht ohne weiteres kriminalisieren können und in Anbetracht mangelnder Erfolge an der Front Angst vor großen Unruhen im Mutterland gehabt. Solche Erfahrungen auf aktuelle Situationen unter totalitären Regimen wie in Jugoslawien zu übertragen, erfordere die internationale Unterstützung gewaltfreier Oppositionsbewegungen über einen langen Zeitraum. Literatur zum Thema „Rosenstraße“ kann vom King-Zentrum Werdau vermittelt werden.

Aktionen gegen Bundesluftwaffenschau in Crimmitschau

Daß die Bundeswehr ausgerechnet während der Luftangriffe auf Jugoslawien mit ihrer Ausstellung „Unsere Luftwaffe“ vom 29. April bis zum 2. Mai in das sächsische Crimmitschau kam und weiter durch Deutschland zieht, wurde von Bürgern und Gruppen im Landkreis Werdau als makaber empfunden. Vor allem Jugendliche aus dem Christlichen Friedensseminar Königswalde, dem Martin-Luther-King-Zentrum Werdau, Jungen Gemeinden und Gymnasien begleiteten die Luftwaffenschau täglich mit kritischen Aktionen. Die Aktivitäten mit jeweils bis zu 40 Teilnehmern reichten von einer Gasluftballonaktion „Spiel Frieden -nicht Krieg“ über ein „Schweigen für den Frieden“, einem Infostand über die neuen verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr und die neue NATO-Konzeption bis zu Friedensgebeten. Jugendliche der Jungen Gemeinde Langenreinsdorf buken bei starkem Zuspruch von Besuchern und Soldaten zugunsten von Kosovo-Spenden „Luftwaffeln mit Vergeltungsschlag-Sahne“. Sie arbeiteten mit einem Motorgenerator, weil Anwohner – „kein Strom für Antifaschisten“ ihnen einen Stromanschluß verwehrt hatten. Mit schwarzen Armbinden, Friedensliedern, Infoblättern, Gesprächen und Blumen für die Soldaten reagierte das Martin-Luther-King-Zentrum auf die Luftwaffenschau.

Besuch vom Centro Memorial Dr. Martin Luther King, jr aus Havanna

Am 15. April 1999 besuchte ein Mitarbeiter des “Centro Memorial Dr. Martin Luther King, jr.” Havanna das deutsche Martin-Luther-King-Zentrum in Werdau. José Conde, Licensiat der Theologie, betreibt im Kubanischen King-Zentrum organisatorische und theologische Aus- und Weiterbildung von Laien. Auf der Grundlage der Befreiungstheologie und der Ökumene würden den Kursteilnehmern kritische Einstellung gegenüber dem Staat und der traditionellen Kirche vermittelt. Conde wird während seiner Deutschlandreise von der Berliner Sonderschullehrerin für geistig Behinderte Christin Breuer als Dolmetscherin betreut. Die Besucher besichtigten in Werdau die Ausstellung mit Kunstwerken über Martin Luther King, informierten sich über die Arbeit mit Jugendlichen und diskutierten den Kosovo-Konflikt, der nur durch Deeskalation und Verhandlungen zu lösen sei. Es wurde verabredet, den Kontakt aufrechtzuerhalten und über E-mail Informationen auszutauschen. Der Vorsitzende des Werdauer King-Zentrums Georg Meusel hatte im November anläßlich einer privaten Kubareise gemeinsam mit Mitarbeitern der Evangelischen Akademie Meißen das King-Zentrum Havanna besucht und dessen Arbeit kennengelernt.

Anpassung und Zivilcourage in der DDR-Schule und heute leidenschaftlich diskutiert (12.04.1999)

Von Georg Meusel

So dicht, wie mit rund 30 Besuchern bis auf den letzten auffindbaren Hocker, den Fußboden und noch vor der Tür der Gruppenraum des Martin-Luther-King-Zentrums überfüllt war, so dicht waren der vorgetragene Text, so dicht die Gespräche darüber. Die aus Olbernhau stammende Caritas Führer, sie lebt jetzt in Bad Freienwalde, las aus ihrem autobiografischen Erstlingswerk „Die Montagsangst“. Ein Mädchen ist den ideologischen Auswüchsen des Margot-Honecker-Imperiums, dem DDR-Bildungswesen, besonders stark ausgeliefert, weil es aus streng christlich geprägtem Elternhaus stammt. Betroffen reagierten Zuhörer, die selbst oder mit ihren Kindern ähnliches erlebt haben. Es wurde deutlich, daß Kinder von besonders konsequenten Eltern besonders diskriminierenden Belastungen ausgesetzt waren, die die Eltern selbst nicht mittragen konnten. Trotzdem zeigten sich solche Kinder im Nachhinein ihren Eltern dafür dankbar, daß sie ihnen Zivilcourage vermittelt haben. Aus manchen Familien waren zwei oder drei Generationen anwesend. Es wurden bittere Beispiele genannt. Ein früher besonders rücksichtsloser Lehrer wollte sich nach der politischen Wende von Eltern bescheinigen lassen, daß er dem christlichen Kind nicht geschadet habe. Die gleichen Lehrer, die früher Schülern verboten, am Krippenspiel mitzuwirken oder ein christliches Lied zu singen, hielten sie heute dazu an. Trotzdem klang an, daß nicht nur für Kinder angepaßter Eltern die DDR-Kindheit zum Teil auch unbeschwert schön sein konnte. Umgekehrt wurde von Elke Herrmann beklagt, daß Vorschläge zum neuen sächsischen Schulgesetz ebenso unter den Teppich gekehrt worden seien wie seinerzeit zum DDR-Verfassungsentwurf. Alexander Leistner sprach die ganz aktuelle Gefahr des Mobbings in der Schule an, „wo der Einzelne in der Masse der Beliebigkeit verschwindet und nicht mehr fähig ist, selber Ideen zu entwickeln“.

Unterstuetzerunterschriften unter „Warendorfer Aufruf“ willkommen

WERDAU (GME). Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau hat sich am 26. März dem „Warendorfer Aufruf“ gegen den Jugoslawien-Krieg angeschlossen, in dem der NATO-Einsatz im Kosovo-Konflikt eindeutig verurteilt wird. Unterstuetzerunterschriften koennen in den Vereinsraeumen im Torbogenhaus in Werdau West geleistet werden. Dort ist auch der volle Wortlaut des Aufrufs der Friedensgruppe Warendorf bei Muenster erhaeltlich, der Hintergruende und voelkerrechtliche Gesichtspunkte analysiert. Die Jugendgruppe des King-Zentrums hat sich vergangene Woche ausfuehrlich mit der Problematik beschaeftigt. Vorstandsmitglied Alexander Leistner formulierte einen offenen Brief, in dem es heisst: „Das neue Selbstbewusstsein der deutschen Aussenpolitik traegt nun wieder Soldatenstiefel. Man wird das Gefuehl nicht los, dass der Militaereinsatz, der eine humanitaere Katastrophe im Kosovo verhindern sollte, zur humanen Katastrophe wird.“ Mit dem Abzug der OSZE – Beobachter seien die Menschen schutzlos dem Tod ausgeliefert. „Jetzt zu glauben, man koenne den Frieden herbeibomben, ist irrsinnig.- Einen Frieden, der einer Seite (den Serben) aufgezwungen ist, gibt es nicht.“ Positive Beispiele dagegen seien die Arbeit Ziviler Friedenskraefte auf dem Balkan wie die Peace Teams in Osijek und Jajce.Das Gruendungsmitglied des King-Zentrums Ruediger Groelz aus Koenigstein im Taunus schrieb im Editioral der Osterausgabe des Bistumsinfo von „Pax Christi“ Limburg „Es ist nicht wahr, dass es zu den Luftangriffen keine Alternative gab“. Langfristig sei die Verletzung des Voelkerrechts durch die NATO verheerend. Einer Bitte des Martin-Luther-King-Zentrums vom 26. März, auf den Kosovo-Krieg gemeinsam zu reagieren, wurde seitens des Friedensseminars Koenigswalde bisher nicht entsprochen. Hansjoerg Weigel liess verlauten, es gebe im Friedensseminar keine einheitliche Meinung dazu. Der Vorbereitungskreis hatte allerdings seit Kriegsbeginn noch keine Zusammenkunft.

 Arbeit gegen Jugendgewalt laut Landesjugendamt wenig erforderliche Maßnahme (15.03.1999)

CHEMNITZ/WERDAU (GME). Laut Ablehnungsbescheid des Sächsischen Landesjugendamtes zu Fördermittelanträgen des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Werdau e.V. ist dessen Jugendarbeit zur Gewaltprävention eine “wenig erforderliche Maßnahme”, für die “die Gewährung einer Zuwendung nicht zu vertreten” ist.
“Wie viele Behinderte und Ausländer müssen noch zusammengeschlagen, wieviele Jugendliche kriminell werden – mit wieviel Folgekosten – bevor der Staat die Vorbeugung von Jugendgewalt unterstützt”, erklärte dazu das Zwickauer Vereinsmitglied Annette Tittel.
Das im Juli 1998 gegründete deutschlandweit einmalige King-Zentrum ist zugleich das einzige Dach im Stadtteil Werdau West, unter dem seit Schließung des Clubhauses “Otto Buchwitz” aufgrund Rückforderung der Immobilie Jugendliche eine offene Tür finden. Bis zum Februar 1999 fanden 38 Jugendveranstaltungen und 33 soziokulturelle Veranstaltungen gemeinsam mit Erwachsenen statt.
Zur Anerkennung als Träger der Jugendhilfe muß der Verein ein Jahr lang erfolgreich gearbeitet haben. Im Widerspruch dazu darf aber ohne Zustimmung zum vorzeitigen Maßnahmebeginn die Arbeit nicht aufgenommen werden. Seine Anträge auf vorzeitigen Maßnahmebeginn wurden von der Behörde z.T. nicht beantwortet, z.T. abgelehnt. Daß das King-Zentrum aus privater Vorleistung von Vereinsmitgliedern seine ehrenamtliche Arbeit trotzdem begonnen hat, wird ihm jetzt von der Behörde als zusätzlicher Versagungsgrund als unzulässig vorgeworfen.“Wie beim Hauptmann von Köpenick”, wird dies vom Vereinsvorsitzenden Georg Meusel kommentiert.
Dem Verein wurde als “besonders förderungswürdig” der gleiche hohen Status der Gemeinnützigkeit wie beispielsweise amnesty international zuerkannt. Vom Sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf bis zum Leiter des Kreisjugendamtes Zwickauer Land Dr. G. Drechsler wurde die Arbeit des King-Zentrums verbal hoch gewürdigt.
Durch Versagung von Fördermitteln für seine institutionelle Arbeit auf den Gebieten der Jugend- und Kulturarbeit ebenso wie als einzigartigem Archiv der Bürgerbewegung Südwestsachsens wird ihm jedoch finanziell der Boden unter den Füßen weggezogen. So hat die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin dem Bürgerarchiv des King-Zentrums noch Mitte Dezember für 1998 zugesagte 7,5 Tausend Mark wenige Tage später an einen anderen Empfänger umgeleitet und für 1999 noch keinerlei Förderzusage erteilt.
Wenn nicht verantwortungsbewußte private Spender und Sponsoren solidarisch einspringen, ist die hoffnungsvoll begonnene Arbeit des Martin-Luther-King-Zentrums zur Förderung von Zivilcourage und Gewaltfreiheit zum Scheitern verurteilt.

Friedensgebet

WERDAU (GME). Der kleine Gruppenraum des Martin-Luther-King-Zentrums war mit 16 Jugendlichen und Erwachsenen, die sich am Donnerstag zum Friedensgebet gegen Ausländerhaß versammelt hatten, dicht gefüllt. Alexander Leistner rief aus Zeitungsmeldungen Zeugnisse der Betroffenheit über eine ganze Kette von Gewaltakten gegen Ausländer in Deutschland ins Bewußtsein. Als Gäste nahmen Martin Tete aus Togo und seine Frau Elisabeth teil, die am Sonntag noch den Gottesdienst in Werdau besuchen wollen. Tete arbeitet seit 1979 im Württembergischen Fellbach als Gemeindediakon, seine Frau als Pfarramtssekretärin sowie ehrenamtlich im Kindergottesdienst und im Frauenkreis. Im Anschluß an das Friedensgebet trafen sich die Mitarbeiter des Eine-Welt-Ladens mit den Gästen und übergaben ihnen aus dem Ertrag des Ladens eine Spende für die Fellbacher Partnergemeinde in Togo.

Georg Meusel, 19.02.99

Für ein tolerantes Deutschland (17.02.1999)

Offener Brief

»Ich bin ein Fremder gewesen,
und ihr habt mich aufgenommen«
                                     (Matthäus 25,35)
Vor zehn Jahren fiel die Mauer; ein Volk war aufgestanden, unzumutbare Verhältnisse zu überwinden. Zehn Jahre sind vergangen, die Euphorie ist gewichen, und mit der Ernüchterung kehren auch die Mauern zurück. Der Eiserne Vorhang in unserer Mitte ist verschwunden, dafür haben wir einen Goldenen Vorhang gegenüber unseren osteuropäischen Nachbarn aufgebaut.Die Festung Deutschland zieht die Zugbrücke hoch. Das Boot ist voll! Aber es gibt kein deutsches Boot. Wir leben auf dieser einen Welt, wir sitzen alle an einem Tisch, dem Tisch der Geschwisterlichkeit. Wir können uns einfach nicht unserer Verantwortung als Menschen entziehen, denn in dieser einen Welt gilt: Der Reichtum der Einen ist die Armut der Anderen.Derweil wird die Grenze ausgebaut, hochgerüstet. Doch vor wem schützen wir und was schützen wir? Unseren Wohlstand, unser Gewissen? Aber auch die Mauern in den Köpfen wachsen beängstigend. Die Schwachen werden ausgegrenzt. Ein dumpfer Haß gegen Ausländer macht sich breit. Dabei haben viele selber Angst vor sozialem Abstieg, sind verunsichert. Doch die zerbrechlichen Schultern der Schwächeren, der Minderheiten sind angreifbarer. Wir sehen voller Sorge, wie diese Wut in einigen Teilen der Bevölkerung durch die Unterschriftenaktion von CDU/CSU ungewollt in konkrete Bahnen gelenkt wird. Ist nicht zu befürchten, daß diese Unterschriftenaktion zur Plattform für Ausländerhaß wird?
Werden hier nicht Meinungen gesellschaftsfähig, die zutiefst demokratiegefährdend sind? Wir fordern Sie deshalb auf:
Stoppen Sie Ihre Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft! Wir befürchten, daß völkische und nationale Selbstherrlichkeiten aufgestachelt werden. Sie schüren Ängste gegenüber einem Zusammenleben mit ausländi-
schen MitbürgerInnen.
Aber: »Wir haben keine Angst vor der Vielfalt der Gesellschaft,wir haben Angst vor der Einfalt der Gesellschaft.«

Michael Friedmann (CDU) (gez.)
Doreen Anouche (Krankenschwester)
Margret Bernstein (Schülerin, Junge Gemeinde Werdau)
Dietrich Geithner  (Ortschaftsrat Königswalde Friedensseminar Königswalde)
Elke Herrmann (Hausfrau, Friedensseminar Königswalde)
Teresa Herrmann (Schülerin CWG, Friedensseminar Königswalde)
Sissy Lange (Schülerin, Gymnasium Werdau, Martin-Luther-King-Zentrum Werdau)
Alexander Leistner (Martin-Luther-King-Zentrum Werdau, Friedensseminar Königswalde)
Dieter Leistner (Friedensseminar Königswalde)
Marcus Machat (Grundwehrdienstleistender Martin-Luther-King-Zentrum Werdau)
Georg Meusel (Martin-Luther-King-Zentrum Werdau, Friedensseminar Königswalde)
Sabine Münch (Pfarrerin, Werdau)
Herbert Schmidt (Präses der Bezirkssynode der Ephorie Werdau), Friedensseminar Königswalde)
Hansjörg Weigel (Friedensseminar Königswalde)

Vorbild: Martin Luther King (18.01.1999 – King – Jubiläum als Ermutigung)

ImageWERDAU (GME). Mit der Gospelsängerin Melbra Rai und dem Theologen Dr. Heinrich W. Grosse waren am Wochenende zwei Menschen in Werdau zu Gast, deren Lebensweg den Martin Luther Kings persönlich gekreuzt hatte. Brachte die Künstlerin mit ihrer gesungenen Friedensbotschaft hunderte Zuhörer emotional in Bewegung, so gelang es dem Referenten, die 35 Symposiumsteilnehmer in der Jugendherberge intellektuell zu orientieren, den „Totstellreflex der Enttäuschten“ durch neue Visionen und Aktionen überwinden zu helfen. Grosse,der schon unter King in den USA an sozialen Projekten gearbeitet hat und jetzt an einem soziologischen Institut in Hannover lehrt, leitete aus Leben und Kampf des 1968 ermordeten Bürgerrechtlers politische Bedeutung für die heutige Gesellschaft ab.Der jugendliche Werdauer Alexander Leistner bemerkte dazu, die Demokratie sei zunehmend zueiner „Diktatur der kalten Herzen“ geworden, die die warme Luft von Ideen einer besseren Welt brauche. Jugendliche sollten sich dagegen wehren, daß sie den „Kapriolen des Marktes“überlassen werden und Arbeitslose sollten dagegen aufstehen, nicht mehr gebraucht zu werden.
Visionen und gewaltfreie Aktion gegen „Totstellreflex der Enttäuschten“. Der vor 20 Jahren in die DDR gekommene irakische Arzt Sadik al Biladi aus Chemnitz vertrat die Ansicht, Gewaltanwendung mache die Leute noch ärmer und könne Probleme nicht lösen. Das Gründungsmitglied des King-Zentrums Rüdiger Grölz aus dem Taunus meinte, grenzüberschreitendes Denken habe sehr viel mit Begegnung zu tun,wie er sie in diesem heterogenen Kreis erlebt habe. Der von Grosse dargestellte widersprüchlich King „ist uns näher als der mit dem Heiligenschein“. Der in der Stadthalle gezeigte King-Dokumentarfilm erwies sich für 400 Schüler als Pflichtveranstaltung als schwierig, fand aber in der zweiten Vorstellung mit nochmals fast 100 Besuchern ganz starken Zuspruch. Ohne das überdurchschnittliche berufli-
che oder ehrenamtliche Engagement vieler Helfer, von denen stellvertretend nur Angela Rödel, Sabine Schewe und Thomas Meyer genannt werden sollen, wäre das ehrgeizige Programm des King-Zentrums Werdau nicht realisierbar gewesen. Insgesamt wurde die Veranstaltungsreihe zum 70. Geburtstag Martin Luther Kings nicht zum Grabgesang für einen Toten, sondern ein „Happy Birthday“ für die lebendige Idee, Konflikte aktiv, aber gewaltfrei zu lösen.

Einmalige Exposition im Martin-Luther-King-Zentrum zu Ehren des Bürgerrechtlers Martin Luther King

Im Martin-Luther-King-Zentrum Werdau wurde am 16.01.1999 eine recht außergewöhnliche Ausstellung mit Kunstwerken über Martin Luther King eröffnet. Georg Meusel, Vereinschef, spricht von der deutschlandweit einzigen ihm bekannten Exposition in dieser Form. Mit 22 Exponaten sind zwei Räume gefüllt. Als die Nachricht von der Ermordung Martin Luther Kings 1968 durch die Medien ging, setzten sich viele sofort hin, um ihn, sei es durch Kunst  oder Dichtung zu ehren und seiner somit zu gedenken. Dabei sind, besonders in der damaligen DDR, bis heute fast nie gezeigte Kunstwerke entstanden. Wut und Empörung über eine solche frevelhafte Tat und die Sympathie, die dem dunkelhäutigen Bürgerrechtler aus den  USA zuteil wurde, drückten Maler und Grafiker mit ihren Bildern aus.

Zu den Künstlern gehören Bertold Dietz, Klaus Zürner, Andreas Wilde und andere. Hauptsächlich Porträts, die grafisch mit Kohle, Bleistift oder in Druckverfahren schwarz-weiß dargestellt sind, zeigt man im „Martin-Luther-King-Zentrum“. Bedrücktheit und Ohnmacht werden deutlich in den Werken, die oft nur durch wenige Striche gekennzeichnet, sehr wirkungsvoll an den Wänden der Vereinsräume hängen. „Unmittelbar nach dem Tod gab es hierzulande wenige Fotos von King,“ erklärte Meusel. „Die Abbildungen ähneln manchmal nicht dem Original.“ Die Ausstellung ist für die Öffentlichkeit bis zum 10. Juni donnerstags von 8 bis 18 Uhr zugänglich. Ansonsten kann nach vorheriger Absprache unter Telefon (03761) 581 81 die Ausstellung besucht werden.
Constanze Förster
Pleißental-Blick 20.01.99

„Tribut to Martin Luther King, Jr.“ Gospelkonzert mit Melbra Rai (16.01.1999)

„Tribut to Martin Luther King, Jr.“
„LET THERE BE PEACE ON EARTH“ ist der Titel eines der Lieder der Deutschlandtournee von Melbra Rai. Dies ist auch der tiefste Wunsch dieser außer-gewöhnlichen Künstlerin, deren Lebensweg maßgeblich durch die Begegnung mit zwei der wohl bedeutendsten  Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts geprägt wurde:
Melbra Rai war in den 60er Jahren an vielen Aktivitäten der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung beteiligt und marschierte mit Martin Luther King und seinen Anhängern, um für die Rechte der schwarzen Bevölkerung zu kämpfen. Viele Jahre später – 1994 in Oslo begegnete sie wieder einem Mann, der ein Leben lang für den Frieden kämpfte und dort den Friedensnobelpreis erhielt: Nelson Mandela. Sie überreichte ihm ihre neueste CD, die sie ihm gewidmet hatte und dankte ihm für die Hoffnung und Inspiration, die er uns – der ganzen Welt -gab. Melbra Rai: „Dieser Augenblick war wahrlich ein Höhepunkt in meinem Leben.“
Melbra Rai wurde in Washington D.C. geboren und an der University of Southern California, USA, zum Bachelor of Arts-Performing Arts ausgebildet. Sie kam 1981 nach Paris, um hier ihre ersten europäischen Erfolge zu feiern: „…mit ihrer Stimme, die einen so berührt, daß sie Eiswürfel schmelzen läßt!“ (Pierre-Francis Moreau, „Liberationi, Paris). Die Künstlerin wirkte in vielen Bühnen-shows (u.a. Radio Köln Medienbürgerfest, ’97 Bodensee Jazz Festival) und Fernsehproduktionen in Deutschland, Frankreich und USA mit, trat u.a. in der Kölner Philharmonie auf und begeisterte immer wieder mit erfolgreichen Gastspielen in europäischen und amerikanischen Theatern.
Melbra Rai startet ihre diesjährige Deutschlandtournee zum Gedenken an Martin Luther King, dessen Geburtstag sich am 15. Januar 1999 zum 70. Mal jähren würde, wäre er nicht 1968 in Memphis/Tennesee der Kugel eines Mör-ders zum Opfer gefallen. Melbra Rai ist nicht nur eine charismatische Sängerin, sondern eine Entertainerin der ganz besonderen Klasse. Ihre Botschaft ist der Frieden. In beeindruckender, temperamentvoller Weise überträgt sie ihre Kraft auf die Konzertbesucher. Mit ihrer ge-fühlsbetonten Ausstrahlung lassen ihre Lieder den berühmten Funken schnell auf die Zuhörer überspringen. Melbra Rai singt Lieder, die unter die Haut gehen. Ihre stimmungsvollen Konzerte werden vom vom ersten Takt an zu Brücken der Verständigung zwischen unterschiedlichen Rassen, Völkern und ihren Menschen. Herzliche Bitte um überregionale Veröffentlichung auf der Poolseite Gospels und mehr.
Auftakt der Deutschlandtournee von Melbra Rai in Werdauer Ma-rienkirche

WERDAU (GME). Wenn mitten im kalten Winter am 16. Januar die amerikanische Sängerin Melbra Rai ausgerechnet in der Marien-kirche zu Werdau ihre 1999er Deutschlandtournee eröffnet, so ist das einer besonderen Konstellation zu danken.
Am Vortag würde Martin Luther King seinen 70. Geburtstag feiern, wäre er nicht mit 39 Jahren der Kugel eines Mörders zum Opfer gefallen. Melbra Rai ist seinerzeit noch mit ihm für eine gerechtere Gesellschaft marschiert.Ihm hat sie das Konzert gewidmet,“Tribute to Martin Luther King, Jr.“. In Werdau hat Kings Gedankengut Tradition. Hier entstand 1970 das international ausgezeichnete Philatelie-Exponat über King, 1973 das erste Friedensseminar der DDR in Königswalde, 1989 der erste Runde Tisch der DDR. 1987 war in Werdau die DDR-Uraufführung des großen King-Dokumentarfilms „…dann war mein Leben nicht umsonst“. Das erst sechs Monate alte Martin-Luther-King-Zentrum Werdau hat das Wagnis unternommen, die berühmte Sängerin zu seinem Veranstaltungswochendende „Gewaltfreiheit gestern – heute – morgen“ einzuladen. Der kleine Verein hat damit ein hohes Risiko übernommen. Unterstützung erhielt er von der Central-Apotheke Werdau, von der Sparkasse Zwickau und hofft auf Fördermittelanteile der Stadt Werdau sowie des Kulturraumes. Ent-scheiden über das Gelingen aber werden die Konzertbesucher. Der Ruf, der Melbra Rai vorausgeht, verspricht, daß sie trotz hoher Kosten auf ihre Kosten kommen werden. Der Vorverkauf an mehreren Werdauer Stellen und in Anette Gotters Bücherstube Crimmitschau hat begonnen.
„Happy birthday for nonviolence“
King-Zentrum lädt zu Symposium über gewaltfreie Konfliktlösung
WERDAU (GME). „Feiern wir nicht den Geburtstag eines Toten, sondern einer lebendigen Idee – der gewaltfreien Konfliktlösung!“. So lädt das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau anläßlich Kings 70. Geburtstag
für Sonnabend, den 16. Januar 1999 zu einer Tagung in der Jugendherberge ein. Um 10 und um 14 Uhr beginnen jeweils Vorträge mit anschließenden Gesprächsgruppen. Es wurden dafür hochrangige Referenten aus Ost und West gewonnen, ohne daß das Symposium dadurch kopflastig werden soll. Prof. Dr. Günter Wirth aus Berlin war Mitarbeiter der angepaßten DDR-CDU. Er hat seinerzeit trotz ideologischer Vorbehalte der DDR-Führung gegenüber der Gewaltlosigkeit mit List und Geschick im UNION-Verlag Bücher von und über King herausgege-ben. Sein Referat lautet „Die neue Richtung unseres Zeital-ters“. Auch Dr. Heinrich Grosse aus Hannover wird mit dem Thema „M.L.King und seine Bedeutung für heute“ nach aktuellen Bezügen suchen. Er hat in den USA selbst an von King geleiteten Projekten mitgearbeitet und betont besonders „die Macht der Armen“ als sozialen Gesichtspunkt von Befreiungsbewegungen. Die Tagung (für Schüler kostenfrei) ist Bestandteil einer Veranstaltungsreihe, zu der am 15. Januar um 10 und um 19.30 Uhr auch ein Dokumentarfilm in der Stadthalle und am 16. Januar um 19.30 ein Gospelkonzert mit Melbra Rai in der Marienkirche gehören.