Rückblick 2016

Dienstag, den 1. November 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Ungewöhnliche Erlebnisse mit Ausländern“

Lesung und Gespräch mit Engeltraud Zarbuch

Sechs Männer aus Afghanistan, eine alte Frau, ein Grufti und ein Kater auf der unteren Etage eines elfstöckigen Hauses.
Zwei junge Männer aus Südostasien auf der Suche nach einem Fundbüro. Sibirische Wasserlilien im Copyshop …
Nicht alltägliche Erlebnisse einer 84-jährigen Chemnitzerin mit Fremden, aufgeschrieben von Engeltraud Zarbuch.
Wir laden zu einer vergnüglichen Lesung und Gespräch mit der Autorin am Dienstag, den 1. November 2016 um 19.00 Uhr ins Martin-Luther-King-Zentrum ein.
Engeltraud Zarbuch, geboren 1932 in Pommern (jetzt Polen) lebt in Chemnitz. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Briefe, Gedichte und Anekdoten. Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien, u.a. bei Literareon in „Verschlungene Pfade“. Der Eintritt ist frei.

Dienstag, den 27. September 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Dicke Luft: zwischen Ruß und Revolte“

Buchvorstellung mit Michael Beleites

Am Dienstag, den 27. September 2016 um 19.00 Uhr sind alle Interessierten herzlich ins Martin-Luther-King-Zentrum Werdau eingeladen. Michael Beleites wird an diesem Abend sein Buch über die unabhängige Umweltbewegung in der DDR vorstellen.

Dicke Luft in Espenhain, toter Wald im Erzgebirge, Schaum auf der Elbe, Tagebaukrater in der Lausitz, radioaktive Wismut-Halden: Weite Teile Sachsens waren einst in der DDR ökologisches Krisengebiet. Ab Ende der siebziger Jahre begannen deshalb junge Menschen, über Zukunftsfragen öffentlich zu diskutieren. Es entstand eine alternative Szene, die spektakuläre Aktionen erdachte, Untergrundschriften druckte und erste Demonstrationen organisierte. Viele Mitstreiter wurden von der Staatssicherheit verfolgt und dadurch politisiert. Im revolutionären Herbst 1989 war die Umweltbewegung mit an die Spitze der Demokratiebewegung.

Michael Beleites wird auf die Entstehung und Entwicklung dieser Umweltbewegung, ihre Aktivitäten und Leitbilder sowie deren Verfolgung und Konflikte eingehen.  

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Der Eintritt ist frei.

Zur Person
Michael Beleites, 1964 in Halle geboren, ist studierter Landwirt. Er war ein Mitbe-
gründer der DDR-Umweltbewegung. 1984 war er Initiator der ersten Protest-
aktionen gegen Umweltzerstörung in der Chemieregion Bitterfeld-Wolfen und Mitinitiator des Meininger Friedensgottesdienstes. Seit 1986 recherchierte er illegal zu den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des Uranabbaus der SDAG Wismut. 1988 brachte Beleites die Untergrundschrift „Pechblende“ über den bis dahin weitgehend unbekannten Uranbergbau im Süden der DDR und seine Folgen heraus. Michael Beleits unterhielt Kontakte zu den wichtigsten Umweltgruppen der DDR und zu westdeutschen und osteuropäischen Öko-Aktivisten. Durch sein Mitwirken in kirchlichen Friedens- und Umweltinitiativen geriet er schnell unter die Beobachtung des DDR-Ministeriums für Staatsicherheit. Daher durfte er weder Abitur machen noch studieren. 1989 war er Mitglied des Bürgerkomitees zur MfS-Auflösung in Gera, 1990 Berater des Neuen Forums beim Zentralen Runden Tisch. Von Dezember 2000 bis Dezember 2010 amtierte Michael Beleites als Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.

Sonntag, den 25. September 2016 um 10.30 Uhr im Thüringer Museum Eisenach

„Fels der Verzweiflung – Stein der Hoffnung“


Vortrag über Martin Luther King und die DDR von Georg Meusel

Zur Finissage der Ausstellung „Face to Face – Martin Luther und Martin Luther King“ im Thüringer Museum im Stadtschloss zu Eisenach wird zu einem Vortrag „Fels der Verzweiflung – Stein der Hoffnung – Martin Luther King und die DDR“ von Georg Meusel aus Werdau eingeladen. Der Referent ist Zeitzeuge der Wirkungs-
geschichte von Kings Gedankengut in der DDR von Anfang der 1960er-Jahre bis zur Friedlichen Revolution. Er hat im Lauf der Jahrzehnte selbst zahlreiche der ausgestellten Exponate recherchiert und gesammelt, die sich inzwischen im Martin-Luther-King-Zentrum Werdau in Sachsen befinden und bis Sonntag in Eisenach ausgestellt sind. Das King-Zentrum wurde im Jahr 1998 von Georg Meusel, Protagonisten der Friedensbewegung West und Ost sowie Jugendlichen vor Ort gegründet. Es ist eines von vier Martin-Luther-King-Zentren weltweit, die es noch in Atlanta/USA, Havanna/Kuba und Lausanne/Schweiz gibt.

Georg Meusel wird u.a. aus eigenem Erleben berichten, wie 39 Jahre nach Martin Luther Kings Predigt in der Ost-Berliner Marienkirche das Tonband gefunden wurde und wie es nach vierjährigen Bemühungen unter abenteuerlichen Umständen gelang, den großen King-Dokumentarfilm „… dann war mein Leben nicht umsonst“ in die DDR zu bringen, der hier bis zur Friedlichen Revolution in etwa 130 Vorstellungen mehr als 10.000 Besucher erreichte. Anhand dieser und anderer Episoden wird Meusel aufzeigen, welche Segensspur Martin Luther Kings Gedankengut der gewaltfreien Konfliktlösung im atheistischen SED-Staat, der die bewaffnete Revolution und den Befreiungskrieg lehrte, gezogen hat.

Sonntag, 25. September 2016 um 10:30 im Thüringer Museum im Stadtschloss Eisenach, Markt 24

Martin Luther King und die Montgomery Story

Neu aufgelegter King-Comic über den Versöhnungsbund erhältlich

Das Original ist fast 60 Jahre alt, doch was dieser Comic aus dem Jahre 1957 beschreibt, ist hochaktuell: Wie kann es gelingen, sich auch angesichts extremer Gewalt gegen Unrecht einzusetzen, ohne die Gegner dabei zu verletzen? Das beschreibt dieser Comic über den Montgomery-Busboykott, der entscheidend zur Aufhebung der Rassentrennung in den USA beitrug.
Jetzt ist er in deutscher Fassung über den Versöhnungsbund erhältlich. Zu verdanken ist das der Arbeit von Schülerinnen und Schülern des Ignaz-Günther-Gymnasiums in Rosenheim unter der Leitung ihres Lehrers Michael Thoma. Die Rechte am Comic haben sie vom us-amerikanischen Zweig des Versöhnungs- bundes erwirkt und dann in ihrem Englisch-Kurs ein Jahr lang übersetzt, vergilbte Farben aufgefrischt und den Originaltext um weitere Informationen ergänzt.

Das insgesamt 36 Seiten starke Heft enthält jetzt sowohl die englische wie auch die deutsche Version und ist daher sowohl für den Englisch-Unterricht wie auch für Religion, Ethik, Sozialkunde oder Geschichte  oder z.B. auch Konfirmanden- und andere Jugendgruppen geeignet.
„Unser Ziel ist, Jugendliche für die Thematik der Diskriminierung zu sensibilisieren und dazu beizutragen, dass mehr Menschen erfahren, wie man Kriege und Vorurteile mit Liebe und Toleranz bekämpfen kann“, sagt Thoma. Das wollen wir auch – herzlichen Dank für diese Zusammenarbeit!

Martin Luther King und die Montgomery Story. Wie 50.000 Schwarze einen neuen Weg fanden, die Rassendiskriminierung zu beenden. Deutsch/englische Fassung, 36 Seiten,Farbdruck. Einzelheft 3,50 € plus Versandkosten; Klassensatz ab 20 Stück pro Heft 3,-€. Bestellungen über vb@versoehnungsbund.de ,
Tel. 0571-85 08 75 oder die Webseite www.versoehnungsbund.de

Samstag, den 20. August 2016 um 14.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Gewaltfrei gegen den IS – ist das möglich?“

Vortrag und Gesprächsrunde mit Stefan Maaß

Das Martin-Luther-King-Zentrum lädt für Samstag, den 20. August 2016 um
14.00 Uhr zu dem provokanten Thema „Gewaltfrei gegen den IS – ist das möglich?“ mit Stefan Maaß, Friedensbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden ein. Je nach Besucherzahl wird das Thema als Vortrag oder im kleinen Kreis als Gesprächsrunde gestaltet. Auf alle Fälle besteht Gelegenheit, über das brisante Thema zu diskutieren. Stefan Maaß leitet das Projekt „Jugendliche werden Friedensstifter“ der Badischen Landeskirche. Er ist Mitglied des Martin-Luther-King-Zentrums und war 2001 gemeinsam mit Freunden aus dem Internationalen Versöhnungsbund und des King-Zentrums Teilnehmer einer Martin-Luther-King-Studienreise in den USA. Herzliche Einladung! Der Eintritt ist frei.

Urteil: 130 Jahre Zuchthaus

Jugendwiderstand in der DDR und der Prozess gegen die „Werdauer Oberschüler“ 1951

Jetzt im Martin-Luther-King-Zentrum erhältlich

Die Neuauflage des Buches „Urteil: 130 Jahre Zuchthaus“ über den Jugendwiderstand in der DDR und den Prozess gegen die „Werdauer Oberschüler“ ist ab sofort im Martin-Luther-King-Zentrum erhältlich.
Bei Interesse kann das King-Zentrum individuelle Buchbesprechungen mit Gruppen oder Schulklassen organisieren.

Zum Buch:
Am 15. Oktober 1950 fand in der DDR die erste Volkskammerwahl statt. Die Wahl erfolgte nach undemokratischen Gesichtspunkten, gewählt wurde eine Einheitsliste, die bereits verbindlich die Zahl der Mandate für das Parlament festlegte. Diese Liste wurde nach offizieller Angabe mit 99,7% in der Wahl bestätigt.
In Werdau gründeten 19 Oberschüler, Lehrlinge und junge Arbeiter, inspiriert von der „Weißen Rose“ 1950 eine Widerstandsgruppe. Sie protestierten mittels Flugblätter gegen die Manipulation der Volkskammerwahlen und übten Kritik am Todesurteil von Hermann Joseph Flade. 1951 wurden die „Werdauer Oberschüler“ zu insgesamt 130 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1956 wurden die letzten der Gruppe entlassen. Fast alle begannen in der Bundesrepublik ein neues Leben.
Achim Beyer gehörte zu jener Widerstandsgruppe, die in der westsächsischen Kleinstadt mit Flugblättern gegen die Scheinwahlen des SED-Staates protestiert hatte.

Beyer schildert in dem Buch ihre Beweggründe und analysiert anhand von Stasi- und SED-Dokumenten die Folgen, die sich für die Jugendlichen ergaben. Er selbst musste als einer der verurteilten Schüler fünfeinhalb Jahre in politischer Haft verbringen. Die Analyse des Gerichtsprozesses um die „Werdauer Oberschüler“ wird durch Erinnerungsberichte und Privatfotos abgerundet.

Achim Beyer (*1932 in Werdau, † 2009 in Erlangen) war Diplom-Volkswirt und wissenschaftlicher Dokumentar. Er war als einer der „Werdauer Oberschüler“ von 1951 bis 1956 in der DDR inhaftiert. Noch 1956 in den Westen geflohen, war er von 1963 bis 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaft und Wissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis zu seinem Lebensende war Beyer in der politischen Bildung tätig.

Weitere Informationen und Unterlagen zum „Werdauer Oberschülerprozess“ finden Sie in unserem Archivbestand. Interessenten können nach Terminabsprache Einsicht in archivierte Schriftstücke erhalten.

Der Thesenanschlag von Chicago

Martin Luther und Martin Luther King

Von Georg Meusel

Vor 50 Jahren, am 10. Juli 1966, heftete Martin Luther King unter dem Beifall von 30 000 schwarzen Sympathisanten nach Martin Luthers Vorbild im Jahr 1517 in Wittenberg 48 Thesen an die Rathaustür von Chicago.

Martin Luther King und seine Leute hatten im Januar 1966 den ehrgeizigen Plan, die im Süden bewährte gewaltfreie Aktion in die Dschungel der Slums in den Großstädten des Nordens zu tragen. Dort waren die Probleme der Schwarzen nicht eine kleinliche Rassentrennung im Bus und an der Imbissbude, sondern die Hoffnungslosigkeit von Familien und einer ganzen Generation Jugendlicher unter wirtschaftlicher Benachteiligung im Getto. Den Kindern wurde in primitiven Schulen verwertbare Bildung vorenthalten. Es fehlte an Ausbildungsplätzen und Jobs. Für bewusst dem Verfall preisgegebene Behausungen wurden höhere Mieten verlangt als für normale Wohnungen in Weißenvierteln. Die Preise in den Gettoläden waren höher als außerhalb. Die Slumbewohner besaßen kaum Autos und konnten nicht zu entfernteren Geschäften fahren. Wohneigentum zu erwerben, wurde Afroamerikanern vom Immobilienhandel vorenthalten, selbst wenn sie Geld besaßen. Von den Banken erhielten sie keine Kredite. In Weißenvierteln wurde der Zuzug Schwarzer nicht geduldet.  Die Arbeitslosigkeit war verheerend. Es gab weder Parks noch Schwimmbäder.

Ein Unrecht, mit Ratten zu leben     

Im Januar 1966 hatte Martin Luther King mit seiner Familie im Schwarzengetto auf Chicagos West Side eine heruntergekommene Wohnung bezogen. „Man kann den Armen nur nahe sein, wenn man bei ihnen lebt“, erklärte er den Reportern, die ihm und seiner Frau Coretta die schmale, wacklige Treppe zu der nach Urin stinkenden Unterkunft nachkletterten. „Der langsame, erstickende Tod einer Art Konzentrationslagerlebens im Getto“ war Martin Luther Kings Terminus für die Slums. Gemeinsam mit anderen besetzte er ein ganzes Mietshaus, welches sie selbst renovierten. Sie nannten das „umgekehrter Streik“. In der Kirche sagte King nach erschütternden Selbstzeugnissen von Gettobewohnern: „In einem Slum zu leben, ist Raub. Ihr seid eurer Würde beraubt. Es ist ein Unrecht, mit Ratten zu leben.“
Dabei hatte Chicago damals eines der höchsten Prokopfeinkommen der Welt und eine der niedrigsten Arbeitslosenraten der USA.

Ein Team aus dem Süden angereister und einheimischer Bürgerrechtler bereitete gewaltfreie Aktionen, Verhandlungen mit dem Establishment und Demonstrationen durch Weißenviertel vor.
Bürgermeister Richard J. Daley versuchte mit Slumsanierungsmaßnahmen die Proteste der Bürgerrechtler zu entkräften. Doch die städtischen Armutsbekämpfungsprogramme wie auch ein von Präsident Lyndon B. Johnson vorgestelltes Modellstädteprogramm, das verfallende Städte in „Meisterstücke der Zivilisation“ verwandeln sollte, hatten eher kosmetischen Charakter.
Die Verhandlungen der Bürgerrechtler mit Bürgermeister Daley verliefen zäh. Bei ihren Protestmärschen durch Wohnviertel von Weißen stießen sie auf hasserfüllte Reaktionen. Die Kinder von Coretta und Martin quengelten in der stickigen Wohnung. Auf der verstopften und gefährlichen Straße gab es keine Spielmöglichkeit.

48 Thesen an der Rathaustür

Im zähen Verlauf der Bürgerrechtsaktivitäten kam Martin Luther King die Idee, die symbolhafte Aktion seines Namenspatrons Martin Luther, dessen Thesenanschlag zu Wittenberg aus dem Jahr 1517, in Chicago nachzuahmen. Er wählte dafür den traditionellen „Freiheitssonntag“, den 10. Juli 1966. Im Football- und Fußballstadion „Soldiers Field“ hielt er vor 36 000 Zuhörern eine progammatische Rede. Dann führte er die Menge zum Rathaus. Unter Jubel heftete er 48 Thesen an die Metalltür.
Hatte Martin Luther 1517 in Wittenberg in seinen 95 Thesen den geschäftsmäßigen Ablasshandel der Kirche angeprangert, so prangerte King 1966 in Chicago vorrangig die Geschäftemacherei mit Unterprivilegierten im Schwarzengetto der Großstadt an. Seine 48 Thesen richteten sich sowohl an Stadtverwaltung, Gewerkschaften, Wirtschaft und Banken, als auch an den Gouverneur und die Bundesregierung, gleichwohl jedoch an die Bevölkerung.

King mahnte Verbesserungen der Wohn-, Bildungs- und Arbeitsverhältnisse an. Er forderte öffentlichen Wohnungsbau, Kindergärten, eine funktionierende Müllabfuhr, Straßenreinigung und einen Gebäudekontrolldienst für die von Vermietern vernachlässigten Wohnungen im Getto und öffentliche Toiletten. Er verlangte Ausbildungsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten für Schwarze und Latinos nicht nur auf unterster Ebene sowie einen Mindestlohn in Höhe von 2 Dollar. Zudem forderte er eine Beschwerdestelle für Polizeigewalt, polizeiliche Übergriffe und willkürliche Verhaftungen.
Gemeinnützige Organisationen sollten aus staatlichen Mitteln mitfinanziert werden. Weiter verlangte King die Durchsetzung des Wahlrechts auf Grundlage des Bürgerrechtsgesetzes von 1964.
Die Menschen wurden zur Mitgliedschaft und finanziellen Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung sowie zur Teilnahme an den Kampagnen aufgefordert. Und King rief sie zum selektiven Einkauf bei Firmen auf, die Produkte von schwarzen Produzenten nicht in ihr Sortiment aufnahmen.

Als King am Folgetag Bürgermeister Daley seine Thesen persönlich übergeben wollte, weigerte sich dieser „mit vor Zorn hochrotem Gesicht“, diese entgegenzunehmen. Chicago hätte bereits ein „massives Slumbekämpfungsprogramm“. King versprach dem Bürgermeister Sit-ins, Camp-ins, Boykotts und Massendemonstrationen, wenn er nicht Grundlegendes unternähme, der in den Gettos „brodelnden Verzweiflung“ entgegenzutreten.

Gewalt und erster Schritt von 1000 Meilen

Der störrischen Reaktion Daleys folgte schon am nächsten Tag ein Aufruhr mit neun Verletzten und 24 Verhaftungen. Kings Aufruf zur Gewaltfreiheit verhallte bei einem Teil der Schwarzen ungehört. Es folgten weitere Gewalttätigkeiten und es bestand die Gefahr, dass das ganze Getto in Flammen aufgeht. Nach dem Tod eines 14-jährigen Mädchens setzte Gouverneur Otto Kerner 4 000 Mann Nationalgarde ein. Die Stadt beschaffte zehn transportable Swimmingpools für das Schwarzengetto. Doch die Lage ließ sich nicht beruhigen. Während eines Marsches am 5. August wurde Martin Luther King ein Ziegelstein an den Kopf geworfen, obwohl ein weißer Sympathisant an seiner Seite demonstrierte. „Nicht einmal in Mississippi und Alabama erlebte ich den Mob so feindselig und hasserfüllt wie in Chicago“, erklärte King.

Dann gab Bürgermeister Richard J. Daley nach. Am 26. August kam es zu einem „Gipfelabkommen“, in dem ein großer Teil der Forderungen aus Martin Luther Kings 48 Thesen von der Rathaustür aufgenommen wurde, wenn auch ohne genauen Zeitplan. Die Chicago-Kampagne wurde immer wieder durch Themenwechsel Richtung Vietnamkrieg unterbrochen. Zum anderen wurde King aufgeschreckt durch den neuen Slogan „Black Power“, zunächst im Süden, der einen Teil der Bewegung ergriff, auch im Norden laut wurde und nicht mehr verstummte. So musste sich der Apostel der Gewaltfreiheit mit sehr bescheidenen Ergebnissen seiner „Reformation“ in Chicago begnügen: „Es ist der erste Schritt einer Reise von 1000 Meilen.“
Noch heute leben in Chicago West Side 16 bis 40 Prozent der Einwohner, rund 130.000, unterhalb der Armutsgrenze.

11. Juni 2016 bis 25. September 2016 in Eisenach

„Face to Face- Martin Luther und Martin Luther King“

Ausstellung im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach

Die Ausstellung „Face to Face – Martin Luther und Martin Luther King“ ist noch bis zum 25. September 2016 im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach zu sehen. Das Museum hat mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Die Exposition ermöglicht mit Bildern, Fotografien und Skulpturen außergewöhnliche Blicke auf die zwei Reformatoren. Sie entstand in Kooperation mit dem Martin-Luther-King-Zentrum Werdau.

Samstag, den 11. Juni 2016 um 17.00 Uhr im Stadtschloss Eisenach

„Face to Face- Martin Luther und Martin Luther King“

Vernissage mit Dr. Heinrich Grosse 
 

Die Stadt Eisenach präsentiert unter dem Titel „Face to Face – Martin Luther und Martin Luther King“ eine Sonderausstellung. Sie wird am 11. Juni um 17.00 Uhr im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach eröffnet. Die Exposition ermöglicht mit Bildern, Fotografien und Skulpturen außergewöhnliche Blicke auf die zwei Reformatoren. Sie entstand in Kooperation mit dem Martin-Luther-King-Zentrum Werdau.

Martin Luther und Martin Luther King Jr. gehören in der westlichen Welt zu den bekanntesten historischen Persönlichkeiten, man hält sie für „seelenverwandt“. Beide dienen den Nachgeborenen als Projektionsfläche ihrer je eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten. In ihnen glauben noch immer viele Menschen sich wiederzuerkennen – sei es als gläubige Protestanten oder Baptisten, gehorsame Untertanen oder zivilen Ungehorsam Ausübende, freiheitsliebende Geister und gute Staatsbürger.

Die Gegenüberstellung von Martin Luther und Martin Luther King im Zeitraum von drei Jahrhunderten umgesetzt in Bildern, Fotografien und Skulpturen ist Absicht dieser Ausstellung. Vordergründig soll es dabei um Bildhaftigkeit dieser beiden herausragenden Figuren der Geschichte gehen.

Der Spannungsbogen reicht vom nahezu vergessenen Lutherbildnis einer mitteldeutschen Dorfkirche bis zur fotografischen Auseinandersetzung mit dem Martin Luther King–Park in Paris. Unter anderem werden Werke bekannter Maler wie Johannes Heisig, Jost Heyder, Hubertus Giebe und Ruth Tesmar zu sehen sein. Aber auch junge Künstler wie Julia Kneise und Veit Goßler werden sich mit dem Thema auseinandersetzen.

„Face to face – Martin Luther und Martin Luther King“ wird vom 11. Juni bis 25. September 2016 im Stadtschloss des Thüringer Museums Eisenach gezeigt. Das Museum hat mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Montag, den 6. Juni 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Vergessene Kinder“
  an den geschlossenen Grenzen Europas

Ein Erfahrungsbericht von Oliver Nießlein von der Flüchtlingshilfe Balkanroute
Zwickau-Chemnitz

Unzählige Flüchtlinge aus Kriegsgebieten sind nach endlosen Strapazen an der EU-Grenze gestrandet. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die in den Aufnahmelagern unter menschenunwürdigen Bedingungen festsitzen. Zahlreiche Kinder sind ganz alleine oder im Chaos der Flucht von ihren Familien getrennt worden. Oft sind sie durch Erlebtes schwer traumatisiert und werden in den Lagern nur notdürftig betreut.

Oliver Nießlein war zuletzt im Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze und hat diesen Hilfseinsatz mit der Kamera begleitet. Die Bilder aus Idomeni – Zelte unter Wasser, bewohnte alte Eisenbahnwaggons, Menschen in Schlamm und Dreck – gingen um die Welt. Das provisorische Lager hatte sich nach der Schließung der Balkanroute im Februar und dem Bau eines Zauns durch Mazedonien gebildet. Idomeni wurde zum traurigen Sinnbild der Flüchtlingskrise, in dem tausende Menschen unter unwürdigen Bedingungen in kleinen Zelten und Verschlägen hausten.
Neben persönlichen Geschichten und Schilderung der gegenwärtigen Situation wird Oliver Nießlein versuchen, mehrere, recht unterschiedliche politische Einordnungen von geflüchteten Menschen widerzuspiegeln.

Die Flüchtlingshilfe Balkanroute leistete in den vergangenen Monaten in verschiedenen europäischen Aufnahmelagern Nothilfe. In der Vergangenheit wurden mehrere LKW-Ladungen Hilfsgüter gesammelt, aufbereitet und transportiert. Hunderte Arbeitsstunden wurden von etwa 80 Helfern erbracht. Tausende Euro Spendengelder konnten gesammelt und zur Verfügung gestellt werden. Kein einziger Spenden-Euro wurde für die Helfer in Form von Verpflegung und Übernachtung ausgegeben. Verbunden waren und sind diese Hilfsaktionen natürlich auch mit Fahrten in verschiedene europäische Zufluchtsstationen der Menschen. Der Helferkreis bittet für die Unterstützung seiner Arbeit um Spenden.
Überweisungen mit Möglichkeit der Spendenbestätigung richten Sie bitte an den gemeinnützigen Verein InterEuropean Human Aid Association Germany e.V. (IHA), IBAN DE86 4306 0967 8231 2437 00; BIC GENODEM1GLS, Verwendungszweck: „Helferkreis Zwickau-Chemnitz“.

Montag, den 9. Mai 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Ausgerechnet Pakistan?! Eine Erlebnisreise in ein fremdes Land“

PowerPoint-Vortrag von Joachim Krause

Joachim Krause aus Schönberg wird an diesem Abend über seine Erfahrungen in diesem Land berichten. Der neugierige Rentner war im Herbst 2015 mit seiner Frau und zwei Freunden dort unterwegs: „Vorher hatten wir uns viele Fragen anhören müssen: Warum ausgerechnet Pakistan – Islam, Scharia, Taliban?“

Das fremde Land war dann vor Ort ganz anders.
„Wir begegneten vielen gastfreundlichen, offenen Menschen. Wir trafen auch Frauen – manchmal zeigten sie sich nur tief verschleiert in der Öffentlichkeit und anderenorts gingen sie (ohne Kopfbedeckung) ganz selbstverständlich den verschiedensten Berufen nach. Wir sammelten erste spannende und verwirrende Eindrücke in Islamabad, der Hauptstadt der ‚Islamischen Republik‘, dann tauchten wir in das Basar-Gewusel der benachbarten Vielmillionenstadt Rawalpindi ein mit seinen exotischen Geräuschen und Gerüchen.

Danach erst begann unsere eigentliche Tour. Wir waren unterwegs auf dem abenteuerlichen Karakorum Highway, einer ‚Autobahn‘, die sich am steilen Flussufer des Indus entlang windet, immer im Bewusstsein der Gefahr, im erdbebengefährdeten Gebiet von Steinschlag getroffen zu werden. Wir staunten über die Vielfalt geologischer Gesteinsbildungen in der ‚Knautschzone‘, in der sich beim Zusammenprall zweier Kontinente drei Hochgebirge aufgefaltet haben (Himalaya, Karakorum und Hindukusch). Ehrfürchtiges staunend standen wir nach abenteuerlichen Jeep-Fahrten und anspruchsvollen Kraxeltouren vor 7000 und 8000 Meter hohen Bergriesen
(z. B. dem Nanga Parbat).

Zwischendurch fanden wir immer wieder Erholung in paradiesischen Oasen inmitten der Felswüste. Manchmal hatten wir auch fürsorgliche Begleitung durch uniformierte Bewacher mit Maschinenpistole. Und überraschend gab es dann auch noch Begegnungen mit uralten Zeugnissen griechischer und buddhistischer Kultur.“

Herzliche Einladung! Der Eintritt ist frei.

Montag, den 25. April 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Hochzeit in der DDR – Zwei Südafrikaner in Suhl“

Filmvorführung und Gespräch im Rahmen der Tage der Demokratie und Toleranz

Der Film „Hochzeit in der DDR – Zwei Südafrikaner in Suhl“ begibt sich auf Spurensuche nach Thüringen und Südafrika. Er erzählt von Mak und Dikeledy Gwili, die während der Apartheid in Südafrika als ANC-Aktivisten in die DDR geflüchtet waren. Die schwarzen Südafrikaner – zugleich Kommunisten und gläubige Christen – fanden damals bei dem Pfarrer-Ehepaar Christina und Eberhard Vater Halt und Beistand. Ein Ereignis, das für Aufregung sorgte, denn Kontakte von Ausländern zu DDR-Bürgern waren staatlicherseits nicht erwünscht. Zudem war es für Parteigenossen unvorstellbar, dass Mitglieder des ANC auch Christen sein konnten.

Im September 1988 gab sich das Paar mit dem Segen von Pfarrer Eberhard Vater in der Kirche in Viernau das Ja-Wort. „Es wurde ein tiefes Erlebnis für uns alle“, so Christina Vater. 125 Gäste feierten mit. Schon bald darauf mussten beide die DDR wieder verlassen und zurück nach Afrika. Der Kontakt zwischen der Familie Gwili und der Familie Vater brach indes nicht ab.

Zum 25-jährigen Ehejubiläum reisten Mak und Dikeledy Gwili extra aus Südafrika nach Thüringen, um hier gemeinsam mit der Kirchgemeinde ihre Silberhochzeit zu feiern.

Der 30-minütige Film von Galina Breitkreuz begleitet die interkulturellen Begegnungen und versucht Antworten auf die Fragen zu finden, was aus den Träumen,  Wünschen und Vorstellungen der Beteiligten geworden ist.

Mak und Dikeledy Gwili leben mit ihren Kindern Mpho, Tebo und Thato ­im südafrikanischen Bloemfontein. Christina und Eberhard Vater sind heute in Mühlhausen/Thüringen zuhause. Beide engagieren sich im Verein „Miteinander“, der sich für die Integration von Menschen stark macht, die in ihrer Heimat politisch verfolgt sind.

Im Anschluss an die Filmvorführung besteht die Möglichkeit, mit Christina und Eberhard Vater ins Gespräch zu kommen.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Tage der Demokratie und Toleranz. Sie sind herzlich eingeladen!

Der Eintritt ist frei.

Brief des Martin-Luther-King-Zentrum an das Nobelpreiskommitee

Europäische Union verhält sich nicht mehr wie eine Trägerin des Friedensnobel-preises
Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau hat in einem Brief an das Nobelpreiskomitee in Oslo erklärt, dass die Europäische Union als Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2012 sich jetzt nicht mehr wie eine Friedenspreis-trägerin verhält. Das wird an der Weigerung einiger Mitgliedsstaaten der EU deutlich, Kriegsflüchtlinge aus Syrien aufzunehmen, verbunden mit der Unfähigkeit der Staatengemeinschaft, darauf angemessen zu reagieren.
Aus diesem Grunde startet der Verein eine symbolische Transaktion: Den rechnerisch auf alle Einwohner von Werdau entfallenen Teil des Preises an die EU will das King-Zentrum an das Nobelkomitee einzahlen. Dies wäre dann eine ersatzweise und teilweise Rückzahlung des Friedensnobelpreises von 2012. Mit dieser symbolischen Transaktion will das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage versuchen, dem Vermächtnis seines Namenspatrons, dem Friedensnobelpreisträger von 1964, gerecht zu werden.

                                                                                                                                             12. März 2016

Sehr geehrte Damen und Herren vom Nobelpreiskomitee,

Sie haben im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis an die Europäische Union (EU) vergeben.

Nachdem die Regierungschefs der EU am 7. März wiederum keine Lösung der Flüchtlingsproblematik fanden, wäre es an der Zeit, den Friedensnobelpreis der EU wieder abzuerkennen und das ausgezahlte Geld zurückzufordern.

Begründung:
Die EU konnte sich auf ihrem Gipfeltreffen nur auf die Sicherung ihrer Außengrenzen verständigen, nicht aber auf die Verteilung der syrischen Kriegsflüchtlinge auf ihre Mitgliedsstaaten. Da ein erheblicher Teil dieser Staaten nicht einmal bereit ist, eine Mindestzahl von Kriegsflüchtlingen aufzunehmen und die EU sich offenbar nicht in der Lage sieht, angemessen darauf zu reagieren, hat sie es nicht länger verdient, Friedensnobelpreisträgerin genannt zu werden.

Wir respektieren Ihre Entscheidung von 2012, den Preis einer Staatengemeinschaft zuzuerkennen, die über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen hat.
Nun ist aber durch das Versagen in der Frage der kontingentierten Aufnahme von Kriegsflüchtlingen eine Situation eingetreten, die es uns unmöglich macht, uns weiterhin als Bürgerinnen und Bürger einer Nobelpreisträgerin zu verstehen. Da Ihr Statut keine Aberkennung eines vergebenen Nobelpreises vorsieht, möchten wir unsere Form der Aberkennung durch eine symbolische Aktion deutlich machen:

Weil die EU das Preisgeld nicht zurückzahlen wird, beabsichtigen wir als Martin-Luther-King-Zentrum Werdau, ersatzweise einen symbolischen Beitrag an das Nobelpreiskomitee zu zahlen. Wir übernehmen von der Preissumme 930.000 € den rechnerisch auf die 21.726 Einwohner von Werdau entfallenen Teil. Das wären dann im Verhältnis zu 508.191.000 EU-Einwohnern ein Betrag von 39,76 €. Wir bitten Sie um Angabe Ihrer Bankverbindung, damit wir diese Summe überweisen können.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Martin Böttger
Vorsitzender

Martin-Luther-King-Zentrum fordert ein Netz sicherer und gewaltfreier Orte in Sachsen

Mit Bestürzung hat das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Werdau das gewaltsame und uncouragierte Handeln der Polizei in Clausnitz wahrgenommen.
„Es liegt uns fern, das Vorgehen der Polizei zu kritisieren, zumal sie gegenüber dem rechtsextremen Mob deutlich in der Unterzahl war.“ Für die Zukunft sollte jedoch folgendes gelten: Wenn durch eine Blockade ein Flüchtlingsbus sein vorgesehenes Ziel nicht erreichen kann, muss ein Netz sicherer öffentlicher Räume greifen. Dieses Netz ist durch zentrale Anordnung der sächsischen Regierung zu schaffen. Für den Fall Clausnitz hätte das bedeutet, dass der Bus von der blockierten Unterkunft bis zum nächsten sicheren Ort (Rathaus, Landratsamt, Vereinshaus o.ä.) hätte fahren müssen, wo dann die Flüchtlinge vorübergehend versorgt würden. Dadurch hätte die Polizei die nötige Zeit gewonnen, Verstärkung anzufordern, um den Platz vor der Flüchtlingsunterkunft zu räumen. In ein Netz sicherer und gewaltfreier Orte könnten neben Kommunen auch zivilgesellschaftliche Institutionen, wie beispielsweise Kirchen und Vereine eingebunden werden.
Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau ist bereit, seine Räumlichkeiten für derartige Fälle zur Verfügung zu stellen und Aufbauhilfe bei einem regionalen Netz gewaltfreier Orte zu leisten.
„Wir erinnern an die Aktion ‚Noteingang‘, an der wir uns beteiligten.“

Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums vom 16. Februar bis 3. April 2016
in der Sparkasse Zwickau

Crimmitschauer Str. 1, 08056 Zwickau

„Deutsche Teilung – Deutsche Einheit“

Der Weg vom Herbst ’89 zum Landkreis Zwickau heute

Die Ausstellung „Deutsche Teilung – Deutsche Einheit“ über die Transformation des Landkreises Zwickau
seit 1989 kann bis zum 3. April 2016 in der Sparkasse Zwickau, Crimmitschauer Str. 1, besichtigt werden.

Mit dieser Ausstellung soll an die Ereignisse der politischen Wende und die demokratische Entwicklung im Landkreis Zwickau erinnert und die Transformation der westsächsischen Region aufgezeigt werden. Sie hebt die
Bedeutung der Friedlichen Revolution hervor und macht den Wert einer demokratischen Gesellschaftsordnung deutlich. Die Ausstellung veranschaulicht, wie sich die Region in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Infrastruktur, Landwirtschaft und Umwelt seit 1990 verändert hat. Dabei erhebt sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, die verwendeten Beispiele werden exemplarisch behandelt und stehen stellvertretend für die vielen Veränderungen, die sich in den 25 Jahren in unserem Landkreis vollzogen haben.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Projektreihe „25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ des Freistaates Sachsen.

  

Freitag, den 12. Februar 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Grenzen öffnen für Menschen – Grenzen schließen für Waffen“

Vortrag und Diskussion mit Jürgen Grässlin

Sensibel und doch Nerven wie Drahtseile. Wer einen Mann erleben möchte, der diese Gegensätze in sich vereint, sollte Jürgen Grässlin kennen lernen. Betroffen von den Tausenden Menschen in der Welt, die an den Folgen der Praktiken deutscher „Handlanger des Todes“ sterben, legt sich Grässlin mit allen an. Nicht wirklich mit allen. Doch mit den Rüstungsbossen von Heckler & Koch und mit der „hemmungslosen Genehmigungspolitik des Bundessicherheitsrats unter Angela Merkel“, unter der Deutschland zum viertgrößten Rüstungsexporteur der Welt avanciert sei. Der aus neun Personen bestehende Bundessicherheitsrat entscheidet geheim und ohne jede demokratische Kontrolle durch den Bundestag über die Genehmigung von Waffenexporten. Demokratie, die an dieser Stelle in der Bundesrepublik nicht funktioniert.

Die Logik Grässlins und seiner Mitstreiter in der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ ist, dass der Waffenexport in Bürgerkriegsgebiete und die militärische Einmischung von Nato und Bundeswehr in Länder des Nahen und Mittleren Ostens die Kriegsflüchtlinge hervorgebracht haben, die jetzt in Deutschland und Europa um Asyl flehen. Millionen Kleinwaffen aus deutscher Produktion und aus deutschen Lizenzen kursieren in der Welt. Waffen, die auch für Kindersoldaten „geeignet“ sind. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete die Kleinwaffen als „die wahren Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts“. Nach Schätzungen sterben jedes Jahr durch zum großen Teil aus Deutschland stammende Kleinwaffen bis zu 400 000 Menschen. Doch auch schweres Kriegsgerät wurde aus Deutschland an Diktaturen und in Krisengebiete geliefert. Saudi Arabien, wo Christen umgebracht und Frauen gesteinigt werden, geht mit deutschen Panzern gegen Demonstranten vor. Israel kreuzt mit atomwaffenfähigen U-Booten aus Deutschland in der Krisenregion des Mittelmeers.

„Jahrelang wurde ich wegen meiner Recherchen mit Prozessen überzogen und habe sie alle gewonnen. Jetzt habe ich sieben Strafanzeigen gegen Heckler & Koch, Sig Sauer, Carl Walther und das Verteidigungsministerium gestellt“, meint Deutschlands bekanntester Friedenskämpfer. Heckler & Koch, Sig Sauer und Carl Walther sind die Rüstungsfirmen, denen Grässlin illegale Waffenexporte vorwirft. Der Rüstungsgegner deckte den illegalen Export von 10 000 G36-Sturmgewehren und weiteren Kleinwaffen in mexikanische Unruheprovinzen auf, einen der folgenschwersten illegalen Waffendeals in der deutschen Rüstungsexportgeschichte.
Von Beruf ist der 58-Jährige Lehrer. Sobald Ferien beginnen, hält ihn nichts mehr in seiner Heimatstadt Freiburg im Breisgau. Dann zieht er in den Krieg gegen die Kriegsindustrie, indem er deutschlandweit, oft in brechend vollen Sälen, Buchlesungen und Vorträge hält. Ein Mann im Staatsdienst greift den Staat an und bleibt im Staatsdienst. Demokratie, die funktioniert. In seinem Urlaub reist der Friedensaktivist selbst in Bürgerkriegsgebiete Afrikas und anderswo und dokumentiert fotografisch, wo Menschen durch deutsche Gewehre verstümmelt und ermordet werden. „Kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten mit deutschen Kriegswaffen vollgepumpt.

„63,5 Prozent der Rüstungsexporte gingen mittlerweile in Staaten, wie Ägypten, Algerien, Saudi-Arabien und viele weitere, wo man mit deutschem Kriegsgerät die Demokratiebewegungen und Regime-Gegner zusammenschießt. Aufgrund der hemmungslosen Genehmigungspolitik des Bundessicherheitsrats unter Angela Merkel ist Deutschland zum viertgrößten Rüstungsexporteur der Welt avanciert. Grässlin begegnet klassischen Lügen der Rüstungsindustrie: „Wenn wir das nicht machen, machen’s andere.“ Dabei sei es vielfach umgekehrt: Holland untersagte den Export von Leopard-Panzern an die indonesische Diktatur. Deutschland lieferte sie. An der Rüstungsindustrie hängen bei uns 100 000 Arbeitsplätze. Allein der Wirtschaftszweig regenerative Energietechnik dagegen schaffe 300 000 Arbeitsplätze neu – pro Jahr!

Millionen Menschen sind auf der Flucht, vielfach vor dem Einsatz deutscher Waffen. Dagegen erhebt Jürgen Grässlin seine Stimme, inzwischen deutschlandweit unüberhörbar.

Jürgen Grässlin ist Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Sprecher der Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD) und Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.). Er ist Autor der Bücher „Schwarzbuch Waffenhandel! Wie Deutschland am Krieg verdient“ und „Netzwerk des Todes. Die kriminellen Verflechtungen von Waffenindustrie und Behörden“.

Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Kriegskinderstiftung. Der Eintritt ist frei.

Samstag, den 6. Februar 2016 um 14.30 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

„Martin Luther King und die Macht der Armen“

Vortrag von Heinrich W. Grosse

Das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau lädt alle Interessierten herzlich zu dem Vortrag „Martin Luther King und die Macht der Armen“ von Heinrich W. Grosse ein. In seinen letzten Lebensjahren weitete Martin Luther King seinen Kampf um Gleichberechtigung zwischen Schwarz und Weiß auf den Kampf um soziale Gerechtigkeit für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe und Religion, aus. Arme gab und gibt es auch unter Latinos und Weißen in den USA. Auch in Deutschland nimmt das Armutsproblem zu.
Heinrich W. Grosse hat als Student im Frühjahr 1968 unter Martin Luther King den „Marsch der Armen“ auf Washington mit vorbereitet. Am 4. April 1968 wurde der Pfarrer und Bürgerrechtskämpfer ermordet. Grosse, der dann in Deutschland Pfarrer wurde und über King seine Doktorarbeit schrieb, machte das Thema „Soziale Gerechtigkeit“ zu seinem Lebensthema. Als Professor im Ruhestand setzt er sich heute zwischen Bedürftige an die „Tafel“ und nimmt sich deren Nöten unmittelbar an. Der Pfarrer, Dozent, Verfasser und Herausgeber von Büchern von und über Martin Luther King wird den Zuhörern das politische und soziale Engagement Kings nahebringen.
Der Eintritt ist frei.

Resümee zum Informations- und Gesprächsabend

Wer hat Angst vorm Muselmann?“

Das Leben der Muslime in Deutschland

Mehr als 60 Interessierte hatten am Montagabend, den 18. Januar 2016 im Martin-Luther-King-Zentrum offensichtlich keine Angst vorm Muselmann. Hanifur Ramahn Raju (21) aus Myanmar und vier weitere Muslime u.a. aus Libyen und Tunesien, die derzeit im Asylbewerberheim Werdau untergebracht sind, stellten sich den Fragen des Publikums zu Ihrer Religion. Gebetsrituale, die Ausübung der Religion in Deutschland, die Stellung der Frau im Islam oder der gegenseitige Umgang von Muslimen und Christen waren Themen, die zur Sprache kamen. In der regen Diskussion kamen die Offenheit und Toleranz aber auch die Bedenken mancher Bürger zum Ausdruck. Besonders berührend waren die Worte einer Besucherin, die dafür plädierte, dass die Migranten unabhängig von Ihrer Religion angesehen werden sollen und es doch darum geht, dass wir etwas für die Menschen und ihre Integration hier tun sollten. Der Abend wurde von dem Religionswissenschaftler Daniel Böttger aus Leipzig unterstützt. In Frage und Antwort konnten wir voneinander lernen, die Fremdheit abzubauen und uns einander annähern.

Montag, den 18. Januar 2016 um 19.00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum:

Wer hat Angst vorm Muselmann?“

Das Leben der Muslime in Deutschland

„Sei doch kein Muselmann, der ihn nicht lassen kann …“  heißt es in einem Scherzkanon über unmäßigen Kaffeegenuss. Bei Lessing steht anerkennend über Nathan den Weisen: „Jud’ und Christ und Muselmann, alles ist ihm eins“. „Muselmane“, woraus im Volksmund eingedeutscht „Muselmann“ wurde, bedeutet: „Bekenner des wahren Glaubens“. Später nannte man sie „Mohammedaner“ und heute sagen wir „Moslems“ oder „Muslime“. Doch haben nicht wir Christen den wahren Glauben? Vielen von uns machen die Muslime Angst mit ihrem anderen „wahren“ Glauben.

Das Martin-Luther-King-Zentrum lädt gemeinsam mit dem Ökumenischen Arbeitskreis für Ausländerfragen ein zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über das Leben von Muslimen in Deutschland. Menschen islamischen Glaubens aus verschiedenen Ländern und Glaubensrichtungen und der Religionswissenschaftler Daniel Böttger aus Leipzig werden aufklären, berichten, untereinander und mit den Besuchern diskutieren.

Prozentual sind es wenige im Osten Deutschlands, doch ihre Zahl nimmt zu: Menschen, die einem anderen Glauben anhängen als dem christlichen. Die einen sagen: Sie haben in Abraham den gleichen Urvater wie die Juden und mit Abrahams Gott den gleichen Gott wie die Juden und die Christen. Andere sagen, nein, das ist nicht der gleiche Gott und sehen mit der Zuwanderung von Muslimen das „Christliche Abendland“ bedroht. Die einen sagen: der Islam ist eine friedfertige Religion, eine kleine Minderheit nur missbraucht diese für Terror und Expansion. Andere sagen: nein, der Islam ist im Kern voller Gewalt. Was trifft nun zu und wie leben Muslime in unserem Land? Wie praktizieren sie ihren Glauben?
Alles Fremde macht Angst. Was kann es also besseres geben, um Angst abzubauen, als sich gegenseitig kennenzulernen und miteinander zu reden.

Der Eintritt ist frei.

Martin-Luther-King-Zentrum unterstützt „Go for it – Lauf los für den Frieden“

Am 12. Januar machten Friedensläufer der Aktion „Go for it – Lauf los für den Frieden“ Rast im Martin-Luther-King-Zentrum.

Die Aktion ist gegen die deutsche Beteiligung am Syrienkrieg gerichtet. Der Friedensmarsch hat mit einer
Gruppe von Studenten aus Augsburg bereits Ende Dezember begonnen. Ziel der insfgesamt acht Etappen soll Berlin sein.

„FRIEDLICHE LÖSUNGEN IN BEWEGUNG SETZEN, letztlich ist es das, was wir wollen. Anstatt den Krieg im Nahen Osten still zu bejahen, wollen wir dem Frieden eine Stimme geben. Nur weil wir keine fertige friedliche Lösung haben, können wir nicht still bleiben. Stattdessen schaffen wir mit dieser Aktion einen Raum, in dem friedliche Alternativen thematisiert werden können.
Die Lösung liegt wortwörtlich auf dem Weg!“

Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums vom 8. Januar bis 15. Februar 2016
im Autohaus LUEG

Schubertstraße 1, 08058 Zwickau

„Deutsche Teilung – Deutsche Einheit“

Der Weg vom Herbst ’89 zum Landkreis Zwickau heute

Als Folge des Zweiten Weltkriegs wird Deutschland geteilt. Es entstehen zwei Staaten mit konträren und konkurrierenden politisch-gesellschaftlichen Systemen. Am Fortbestand eines gesamtdeutschen Bewusstseins kann aber weder die sich vertiefende Spaltung noch Grenze oder Mauerbau etwas ändern. 40 Jahre später haben die politischen Ereignisse 1989 und 1990 in der DDR den Grundstein für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie gelegt. Die von der Bürgerbewegung initiierten »Runden Tische« haben der SED die Macht abgerungen und politische Prozesse mitgestaltet.

Mit dem Ländereinführungsgesetz im Juli 1990 wird auch das Land Sachsen wieder errichtet – zunächst auf Grundlage der Kreisgliederung von 1952. Seither hat sich der Landkreis Zwickau sehr verändert. Einen bedeutsamen Einschnitt hat die stufenweise Gebietsreform, verbunden mit einer Verwaltungs- und Funktionalreform, gebracht. Aus den zunächst 107 Städten und Gemeinden (Stand 1990) sind durch Gemeindeeingliederung oder -vereinigung nur noch 33 selbständige Verwaltungseinheiten übrig geblieben. Der Landkreis ist der flächenmäßig kleinste Kreis im Freistaat Sachsen und hat die höchste Einwohnerdichte aller Landkreise der neuen Bundesänder.

Der Landkreis Zwickau hat sich zum „Motor sächsischer Wirtschaft“ entwickelt. Er verfügt über eine moderne Infrastruktur mit effizienten Verkehrsnetzen. Die Städte und Gemeinden erstrahlen vielerorts in neuem Glanz. Flüsse und Seen sind wieder mit Leben erfüllt.

Mit dieser Ausstellung soll an die Ereignisse der politischen Wende und die demokratische Entwicklung im Landkreis Zwickau erinnert und die Transformation der westsächsischen Region aufgezeigt werden. Sie hebt die
Bedeutung der Friedlichen Revolution hervor und macht den Wert einer demokratischen  Gesellschaftsordnung  deutlich.  Die  Ausstellung veranschaulicht, wie sich die Region in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Infrastruktur, Landwirtschaft und Umwelt seit 1990 verändert hat. Dabei erhebt sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, die verwendeten Beispiele werden exemplarisch behandelt und stehen stellvertretend für die vielen Veränderungen, die sich in den 25 Jahren in unserem Landkreis vollzogen haben.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Projektreihe „25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ des Freistaates Sachsen.

Die Ausstellung umfasst 18-Roll-up-Tafeln.