„Die Lust an der List“
Das politisch-gesellschaftliche Kabarett in der DDR
Das politisch-gesellschaftliche Kabarett sollte in der DDR dazu beitragen, die Zuschauer durch wohldosierte Kritik humorvoll mit dem sozialistischen Staat zu versöhnen.
Das Kabarett war auch durch die Anbindung an die kulturellen Aktivitäten der Arbeitsstätten und Großbetriebe ein allgegenwärtiger, etablierter Bestandteil der DDR-Kulturlandschaft. Im Gegensatz zur Bundesrepublik standen die Kabaretts in der DDR als staatliche Institution unter Kontrolle und im Dienst der Staatspartei. Damit unterlagen sie staatlichen Beschränkungen und Zensureingriffen. Auf der Bühne wurde das gesagt, was die Bevölkerung bewegte, ärgerte und was sonst nie offen kritisiert werden durfte. Dabei lag die Stärke des DDR-Kabaretts in der stillen Vereinbarung mit dem Publikum, Kritik »zwischen den Zeilen« lesbar zu machen. Denn mit »Lust an der List« versteckten die Kabarettisten hinter der offenen Lüge die Wahrheit, die von den Zuschauern entdeckt und mit Beifall quittiert wurde. Dabei »musste ihnen das Kunststück gelingen, allzu kritische Satireeinlagen in eine politisch noch zu verantwortende Richtung umzulenken« (Brigitte Riemann).
Die Kabaretts gehörten damit in der DDR zu den wenigen Orten, in denen öffentlich Kritik an bestehenden Problemen im Land geübt werden konnte.
Ab Herbst 1989 war das Kabarett so dicht an den Problemen der Zeit wie nie zuvor. Aber selbst Texte, die morgens geschrieben wurden, waren abends schon nicht mehr aktuell. Nach der politischen Wende müssen neue Gemeinsamkeiten zwischen Publikum und Bühne gefunden werden. Bisherige Reibungsflächen sind verschwunden. Plötzlich war kreative Freiheit möglich.
Das politische Kabarett musste sich in den letzten Jahren gravierenden Veränderungen unterwerfen. Große und berühmte Ensembles lösten sich auf oder verloren zu-mindest an Bedeutung. Trotz dieser Schwierigkeiten konnten sich die meisten Ost-Kabaretts auf dem bundesdeutschen Markt etablieren.
Diese Ausstellung beleuchtet die Entwicklung des deutschen Kabaretts bis heute. Dabei liegt der Schwerpunkt auf renommierten Ensemble-Kabaretts wie die »Distel«, die »Leipziger Pfeffermühle«, die »academixer« oder die »Herkuleskeule«, die zu DDR-Zeiten die aufmerksamen Zuschauer begeisterten und auch nach 1990 das neue Publikum für sich gewinnen konnten.
Die Ausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, dem Landkreis Zwickau und der Stadt Werdau gefördert.
Die Ausstellung umfasst 20 Rollup-Tafeln (85×218 cm).