„Von Einheit zu Vielfalt“
Bildung und Erziehung in der DDR und deren Wandel seit 1990
Bildung und Erziehung sind in der DDR untrennbar miteinander verbunden. Grundlage ist das politische Verständnis der SED, das das gesamte gesellschaftliche Leben, zum Teil hinein ins persönliche Leben durchzieht. Um ihren Führungsanspruch durchzusetzen, versucht die Partei, vor allem über Bildungsinstitutionen und Massenorganisationen, die Gesellschaft von der Richtigkeit der marxistisch-leninistischen Ideologie zu überzeugen – und wenn nötig, auch zu deren Akzeptanz zu zwingen.
Das pädagogische Ziel ist die »Bildung und Erziehung allseitig harmonisch entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten«. »Erziehung« meint im Wesentlichen gesellschaftliche Kontrolle, Belehrung und, wo dies nicht hilft, Disziplinierung.
Anders als in der Bundesrepublik, wo das Bildungssystem durch die Kulturhoheit der Länder viele Facetten aufweist, ist in der DDR das gesamte Bildungswesen als einheitliches sozialistisches Bildungssystem definiert. An dessen Spitze steht das Ministerium für Volksbildung, in dessen Aufgabenbereich u. a. Grundsatzentscheidungen, Lehrpläne sowie Ausbildung und Vergütung der Lehrkräfte fallen. Kinder und Jugendliche sollen – vom Kleinkindalter an – zu Mitgliedern der sozialistischen Gesellschaft erzogen werden und sich mit dem DDR-Staat verbunden fühlen.
Neben Schule und Beruf durchlaufen Kinder und Jugendliche in der DDR ein paralleles Erziehungssystem in Gestalt der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« und anschließend für die meisten in der »Freien Deutschen Jugend« (FDJ). Die verschiedenen Freizeitangebote, die organisierte Feriengestaltung und die sozialistische Wehrerziehung zählen ebenfalls zu diesem mit den Ausbildungseinrichtungen koordinierten Erziehungssystem.
Mit der politischen Wende erfolgt ein allumfassender ideologischer und struktureller Systemwechsel enormen Ausmaßes.
Im Prozess der Umstrukturierung sind indessen keine einfachen Kopien westdeutscher Schulsysteme entstanden. Vielmehr haben die einzelnen neuen Bundesländer die ihnen im Rahmen der Länderzuständigkeit für den Bildungssektor eingeräumte Möglichkeit genutzt, sich eigenständige Lösungswege und Reformmodelle zu erschließen.
Aus dem System der Einheit entstand ein System der Vielfalt.
Eine Ausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage e. V. Gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Sächsischen Landtag und dem Landkreis Zwickau.
Die Ausstellung umfasst 20 Rollup-Tafeln (85×218 cm).
Die ursprünglich geplante Eröffnung im Herbst 2021 musste aufgrund der aktuellen Corona-Situation verschoben werden.