Multimediale Ausstellung „Sanfte Töne, starke Worte“

„Sanfte Töne, starke Worte“

Kritische Liedermacher in der DDR

„Wer Lieder singt, steckt auch die Herberg‘ in Brand“, heißt es in dem Song „Musikanten sind in der Stadt“ des westdeutschen Liedermachers Reinhard Mey, der auch in der DDR sehr bekannt und beliebt war. Er beschreibt damit ein Phänomen, das sich aus der Antike über Hans Sachs und François Villon bis in die jüngste Vergangenheit und Gegenwart durchzieht.

Liedermacher wurden unter Despoten und in Diktaturen oft als Gefahr für die jeweilige Herrschaftsstruktur betrachtet, verdächtigt, verfolgt und ihrer Freiheit beraubt. Die mittelalterlichen Spielleute – rechtlos und vogelfrei – waren oftmals Instrumentalisten, Gaukler, Spaßmacher und Sänger in einer Person. Sie waren Nachrichtenüberbringer  und  bisweilen  gefürchtete  Kritiker  des  Adels,  der Kirche und des Bürgertums.

Auch in der DDR werden einige Liedermacher als Gefahr für das Staatssystem betrachtet. Aufgrund der starken Bedeutung des Textes zu ihrer Musik und des damit vertretenen Standpunktes gehören einige von ihnen zu den bekanntesten Oppositionellen in der DDR. In ihren Liedern greifen sie gesellschaftskritische Themen auf. Politische, umweltspezifische und soziale Inhalte werden thematisiert, in der Regel untermalt durch die eigene Erfahrungswelt im beruflichen und privaten Alltag. Die meisten Liedermacher bringen in ihren Liedern den Wunsch nach einer besseren und veränderbaren DDR zum Ausdruck. 

In dieser Exposition wurden beispielhaft einzelne DDR-Liedermacher anhand von Fotos, Dokumenten, Informationstexten, Liedtext – und Hörbeispielen vorgestellt. Dabei wurden die musikalischen Balanceakte zwischen vorauseilender Anpassung und Widerstand sowie die Repressionen des SED-Staates gegen kritische Geister bis hin zur Zwangsausbürgerung in die Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt.
Besonders reizvoll für den Zuhörer war wohl das viele Versteckte, Halbversteckte, das in Andeutungen und zwischen den Zeilen zu Vermutende, das in den Songtexten in geschickter Art und Weise untergebracht wird.

„Was man nicht fragen kann, frage du, frag es mit einem Song!
Was man nicht sagen kann, sage du, sag es mit einem Song!“
                                        

Gerhard Schöne

„Nichts ist auffälliger als dies: Immer dann, wenn ein Lied mehr war als bloße Pflicht erfüllung, wenn dahinter der aufrichtige Wunsch nach einer besseren und gerechteren Gesellschaft stand, wenn Lob der DDR keine Liebedienerei [oder] Zuneigung zum eigenen Land war, dann kann man ganz sicher sein, daß hier ein … Sänger am Werk war, der früher oder später in die Mühle obrigkeitlichen Eingreifens geriet.“ (Holger Böning)

Oft reagierte der Staat hart gegen jedes Aufbegehren der Kulturschaffenden. Diese Einstellung trug mit dazu bei, dass sich gerade um das Liedermachertum, um politische Sänger wie Stephan Krawczyk, aber auch christlich motivierte wie Gerhard Schöne ein politischer Untergrund sammelt. Aus diesem gingen Ende der 1980er-Jahre einige einflussreiche Teile der Opposition hervor, die das Ende der DDR mit erwirkten.

Die Ausstellung umfasst 20 Rollup-Tafeln (85×218 cm)