Ausstellung „Die Junge Gemeinde in der DDR“

„Bekenntniszeichen“

Die Junge Gemeinde in der DDR im Spannungsfeld zwischen Staat und Kirche

Die Junge Gemeinde – ideologischer Streitapfel in der gesamten Republik

An diesen Bereich von Jugendkultur in der SBZ und der DDR erinnert diese Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrum Werdau e.V.

„Wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft“

Die Exposition behandelt die Junge Gemeinde in der DDR, die immer wieder Ziel der Auseinander-setzung zwischen Staat und Kirche war. Die Junge Gemeinde in der DDR war keine Organisation, sondern eine Form der evangelischen Gemeindearbeit. Denn eine eigenständige christliche Jugendorganisation wurde neben der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) nicht zugelassen. Mit der Konfirmation waren die Jugendlichen eingeladen, an den Veranstaltungen der Jungen Gemeinde teilzunehmen. In einer gottesdienstlichen Veranstaltung bekamen die Teilnehmer der Jungen Gemeinde das „Bekenntniszeichen“ überreicht.

Nach erstem Anschein, der kirchlichen Jugend auch in der „Freien Deutschen Jugend“ Mitspracherecht zu gewähren, wurde die Jugendorganisation immer stärker atheistisch ideologisiert. Der Jugend sollte eine kommunistische Zukunft gehören. Demnach sollte und musste der atheistischen „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ (SED) die kirchliche Junge Gemeinde ein Dorn im Auge sein. Dementsprechend wurde sie verbal, in der Propaganda und im Vollzug von Staat, Partei, Staatssicherheit, Volkspolizei, an Oberschulen und Universitäten bekämpft. Insbesondere in den 1950er-Jahren versuchte der Staat durch vermehrte Repressionen gegen Junge Gemeinden, die jungen Menschen für sich zu gewinnen. 1953 wurde die Junge Gemeinde als „getarnte illegale Agenten- und Spionageorganisation“ diffamiert. Schüler und Studenten wurden wegen ihrer Zugehörigkeit zur Jungen Gemeinde von den Oberschulen verwiesen bzw. exmatrikuliert. Kirchliche Mitarbeiter wurden in der Presse als Agenten westlicher Geheimdienste beschimpft. Später versuchte die SED mit anderen Methoden den Einfluss der Kirche zurückzudämmen.
Mit der Einführung der Jugendweihe 1954 setzte sie den Prozess der „Entkirchlichung“ der DDR fort. In dieser Zeit begann die Junge Gemeinde der Evangelischen Kirche einen Freiraum für Andersdenkende zu schaffen. Die Jugendlichen hatten hier ein Refugium, wo sie Toleranz, alternatives Denken und freies Reden vorfanden.

Viele Akteure der Friedlichen Revolution haben ihre geistigen Wurzeln in der Jungen Gemeinde und gehören zu den Ersten, die in den im Herbst 1989 gegründeten Bürgerbewegungen und demokratischen Parteien Verantwortung übernehmen.

Die Ausstellung wurde gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Evangelischen Kirche Deutschlands, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit, dem Christlichen Verein junger Menschen, der Stadt Werdau und dem Landkreis Zwickau.

Sie umfasst 20 Rollup-Displays (85×218 cm).

Matthias Rößler zur Ausstellungseröffnung in Dresden