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Rückblick 2008

Mitglied des King-Zentrums in Indien

Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden
sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen.    Jesaja 58, 10

Nehmt euch der Hungernden an und versorgt die Notleidenden mit allem was nötig ist.
Eine schwierige Aufgabe, wenn im Alltagsgetümmel doch mancher Hilferuf ungehört bleibt und manche Bitte so leichtfertig abgewiesen wird.
Seit dem Beginn meines Freiwilligendienstes in Indien hat das Thema Hunger, Armut, Not und Verantwortung für mich und Andere eine völlig neue Bedeutung bekommen.
Ich kam in ein mir fremdes Land und eine völlig andere Kultur und habe sowohl die positiven als auch die negativen Seiten kennen gelernt und zum Teil auch angenommen. Ich fühle mich nicht mehr als Tourist, der sich über die Slums, Bettler und den vielen Müll auf den Strassen beschwert, denn ich lebe mit den Menschen hier und teile eine Zeit meinen Weg mit ihnen.
Wenn ich das Leben mit dem Leben in Deutschland vergleiche, sieht man hier an jeder Ecke   Armut. Ich stelle mir oft Fragen: Wie weit darf ich helfen? Bin ich in der Lage zu helfen? Es ist ein Balanceakt, denn bevor man helfen kann muss man verstanden haben, warum die Menschen so leben oder woher ihre Probleme kommen.
Bei meiner Arbeit im Kindergarten von Tranquebar kümmere ich mich, gemeinsam mit den ortsansässigen Erzieherinnen um Kinder, die aus sehr armen Familien kommen, in ärmlichen Hütten leben und zum Teil Familienangehörige im Tsunami verloren haben. Da ist Armut allgegenwärtig und es würde den Kindern nichts nützen, wenn ich versuchen würde, ihnen all die materiellen Dinge zu ermöglichen, die ich auch in meiner Kindheit haben durfte. Oftmals glaubt man, ihnen mit diesen Dingen etwas Gutes tun zu können. Doch die einfachen Dinge sind für die Kinder oft die Schönsten. Manchmal haben sie sogar westliches Spielzeug, gebrauchen es jedoch nie, weil sie nicht damit um zugehen wissen.
Es bereitet mir große Freude, ihnen einen kleinen Teil ihrer Unbeschwertheit als Kind bewahren zu helfen, in dem ich mich ihnen zuwende und mit einfachsten Mitteln mit ihnen spiele. Dann werden die manchmal so ernsten Augen der Kinder hell und ich weiß und bin dankbar, dass ich etwas für sie tun kann.
Ich wünsche Ihnen und uns offene Augen und ein Gespür für den Hunger unseres Nächsten. Vielleicht ist es ja nur ein Hunger nach Liebe oder Zeit oder Zuwendung oder Ruhe und es könnte sein, dass gerade Sie helfen können.   

Anna-Maria, November 2008

Über den Mitbegründer des Martin-Luther-King-Zentrums Ulli Thiel in der Stuttgarter Zeitung vom 21.10.2008
 
 
Vielleicht der Republik größter Schulterschluss
Vor 25 Jahren einte die Protestkette 400 000 Pershing-Gegner

Eine 108 Kilometer lange Menschenkette hat vor 25 Jahren von Stuttgart nach Neu-Ulm geführt – aus Protest wegen die Stationierung von Pershing-Raketen. Ein Karlsruher Sonderschullehrer hatte diese Form des Widerstands ausgetüftelt.

Von Meinrad Heck

Ohne Luftballons und eine ausgesprochen mobile Motorradgang hätte es nicht funktioniert. Und ohne die spontanen Besetzungen vielleicht auch nicht. Deutsche Friedensaktivisten kaperten am 22. Oktober 1983 ein paar Dutzend Telefonzellen zwischen Stuttgart und Neu-Ulm. Eine in jedem Dorf und jedem Städtchen entlang der Strecke, an der das scheinbar Unmögliche möglich wurde.

ImageAnfangs wurde Ulli Thiel noch belächelt. Selbst manche seiner Freunde aus der Friedensbewegung hielten die Idee des damals 34-jährigen Karlsruher Sonderschullehrers für undurchführbar. Eine Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm aus Protest gegen die seinerzeit geplante Stationierung von Pershing-Mittelstreckenraketen. Die Raketen kamen, und die Menschenkette kam auch.

Thiel hatte es durchdacht und durchgerechnet. 108 Kilometer, ein Demonstrant pro Meter macht mindestens 108 000 Menschen – jeder nimmt jeden bei der Hand, dann wäre die Kette geschlossen. Längst ist dieser sogenannte „Kettenschluss“ nach der Idee des Karlsruher Sonderschullehrers in die Geschichte der Friedensbewegung eingegangen. Fast 400 000 Menschen waren an jenem strahlenden Oktobertag auf die Alb gekommen. In 2000 Bussen und mit 50 Sonderzügen. Die Bahn musste Waggons von ihren französischen Kollegen ordern, um den Ansturm zu verkraften. So hatte es sich Ulli Thiel erträumt. Ein machtvoller Protest „Mensch an Mensch“, wie er heute erzählt.

Ganz geheuer war der Mitbegründer der Deutschen Friedensgesellschaft dem Staat in jenen aufgeregten Zeiten nie gewesen. Den Schulbehörden war der Lehrer ein Dorn im Auge. Ein paar peinlich berührte Polizisten klingelten eines Tages an seiner Haustür im Karlsruher Westen, präsentierten einen Durchsuchungsbefehl, filzten seine Wohnung und beschlagnahmten ein paar Flugblätter, weil angeblich der Verdacht bestand, Thiel würde zu rechtswidrigen Aktionen aufrufen. Da, so erinnert sich Thiel, ¸¸glaubten ein paar Schulräte: jetzt haben wir ihn“. Aber es hatte keine aufrührerischen Dokumente gegeben, schon gar keine verbotenen, und so
wurde das Verfahren eingestellt.

ImageEin mächtiger Innenminister namens Roman Herzog schäumte zu Beginn der Diskussionen um die Menschenkette vor Wut und erklärte: ¸¸Die legen mir das Land nicht lahm“. Die, das waren die Organisatoren um Thiel & Co., und sie haben an diesem Herbsttag im Oktober 1983 das Land nicht lahmgelegt, sondern womöglich aufgeweckt. Ein riesiges, fröhliches Happening mit ein paar Hunderttausend Teilnehmern aus ganz Europa und mit vielen bunten Luftballons, die nicht ganz zufällig verteilt worden waren. Die Blauen sollten auf den Westteil der Strecke, die Farbe Orange in den Osten. Es funktionierte. Dank der Informationskette aus den besetzten Telefonzellen, dank einer Motorradgang namens Kuhle Wampe, die seinerzeit im kleinen Friedenskreis das Mobile Einsatzkommando genannt worden war, weil sie schnell zur Stelle hätte sein können, um Lücken in der Kette zu schließen.

Tatsächlich gab es keine Lücken in dieser großen „Volksversammlung“, wie Thiel und Freunde die Demo nannten. Und selbst die Polizei war von der logistischen Meisterleistung der Organisatoren mächtig beeindruckt. Einer ihrer Chefs flüsterte dem Sonderschullehrer aus Karlsruhe später einen Satz zu, dass dem Hören und Sehen verging: ¸¸Wer so ein Großereignis organisieren kann, den hätten wir gerne in unseren Reihen.“ Ulli Thiel zog vor zu bleiben, wo er war.

Bis heute. So sehr er sich über die Geschichte der Menschenkette freut oder über jenen Geistesblitz eines schönen Sommertages im Juni 1978, als ihm das Motto ¸¸Frieden schaffen ohne Waffen“ eingefallen war, so viel bleibt für ihn noch zu tun. Denn nach dem Ende des Kalten Krieges sei mit kritischem Blick auf deutsche Soldaten in Afghanistan eben „nicht alles besser geworden“.

Tafel erinnert an Oberschülerprozess

ImageImageZwickau. Am Montag, 6. Oktober 2008, wurde am Landgericht Zwickau eine Gedenktafel enthüllt, die an den Werdauer Oberschülerprozess erinnert. Am 4. Oktober 1951 wurden kurz vor Mitternacht 19 Werdauer Jugendliche wegen Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen und Organisationen zu insgesamt 130 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Oberschüler hatten aus Protest gegen die Volkskammerwahlen am 15. Oktober 1950, bei der es keine Möglichkeit gab zwischen verschiedenen Parteien zu wählen, Flugblätter verteilt, die zum Widerstand gegen die Diktatur aufriefen.
Freie Presse

Ausstellung „Der gefährliche Schmied“ in Leipzigs Nikolaikirche

Die Schwerter-zu-Pflugscharen-Bewegung in der DDR

Leipzig. Die Nikolaikirche zu Leipzig zeigt vom 29. September bis zum 23. Oktober 2008  die Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau „Der gefährliche Schmied“ über die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen der Friedensbewegung und dem DDR-Staat.

ImageDie von der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderte und von der Landeskirche unterstützte Exposition wurde zur Friedensdekade 2007 in der Dresdner Kreuzkirche eröffnet und inzwischen durchgängig in mehreren Städten Ost- und Westdeutschlands ausgestellt.

Die Ausstellung dokumentiert viele unbekannte und unveröffentlichte Fakten. Sie zeigt, wie das sowjetische Schwerter-zu-Pflugscharen-Symbol in der DDR zum „gefährlichen Schmied“ wurde. Auch die Leipziger Friedensgebete auf dem Weg zur Friedlichen Revolution sind Bestandteil.  An mehreren Stellen wird deutlich, wie das Gedankengut Martin Luther Kings  die Friedens- und Bürgerbewegung in der DDR beeinflusst hat. Die Ausstellung kann zu den normalen Öffnungszeiten der Nikolaikirche, täglich 10 bis 17 Uhr, besichtigt werden. (PI)

Die Stasi las mit – und ließ verschwinden


Vor 20 Jahren wurde die Zwickauer Friedensbibliothek gegründet

»Uns ging es nicht um die Gründung einer oppositionellen Gruppe. Wir wollten die Menschen lediglich ermutigen, gesellschaftlich aktiv zu werden«, sagt Erwin Killat zu den Anfängen der Zwickauer Friedensbibliothek. Die DDR-Staatssicherheit sah das vor 20 Jahren anders und begann eine ausgeklügelte Bespitzelung: Nachschlüssel wurden angefertigt und Zuträger eingeschleust.
Am 1. September, dem Weltfriedenstag, jährte sich zum 20. Mal die offizielle Eröffnung der Zwickauer Friedensbibliothek. Sie war seinerzeit in der Muldestadt die wohl wesentlichste Keimzelle für die friedliche Revolution im Herbst 1989.
Die Bibliothek – ein knapp zwölf Quadratmeter großer Raum in der damaligen Versöhnungskirche – konnte in ihrer Fachbuch- und Belletristikabteilung zeitweise mit rund 1500 Büchern und gut 1000 weiteren Druckerzeugnissen aufwarten. Zeitweise deshalb, weil die Staatssicherheit nicht nur frühzeitig Wind von der Sache bekommen hatte, sondern über Mittelsmänner auch gleich noch Bücher ausleihen und verschwinden ließ.
Der Eröffnung der Friedensbibliothek ging ein langwieriger Prozess voran. »Die eigentlichen Anfänge liegen bei den Kirchentagen und kirchlichen Kongressen zu Beginn der 80er Jahre, an denen engagierte Leute aus dem kirchlichen Umfeld teilgenommen haben«, berichtet Erwin Killat, der zu den Mitbegründern der Friedensbibliothek gehört. Dabei waren es sehr reale Probleme, denen sich die später gebildeten Arbeitsgruppen unter dem Dach der Kirche widmeten. Darunter die Bedrohung des Lebens auf der Erde durch Aufrüstung, zunehmende Umweltverschmutzung und die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich.
ImageUnter dem Motto »Global denken und lokal handeln« kamen auch in Zwickau Überlegungen auf den Tisch, ein Informationszentrum zu den Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzurichten. Mitte September 1987 traf sich erstmals eine kleine Gruppe beim damaligen Superintendent Günter Mieth. Um die Bibliothek möglichst vor dem Zugriff der Stasi zu bewahren, wurde sie als ausgelagerte Ephoralbibliothek deklariert.
Die eigentliche Aufgabe der Einrichtung als Informationszentrum endete mit der Wende. Die letzte große Aktion war 1995 die Gestaltung einer Wanderausstellung über den Zeitraum von der Teilung bis zur deutschen Wiedervereinigung. Heute sind die Bestände der Friedensbibliothek als Teil des westsächsischen Archivs der Bürgerbewegung im Werdauer Martin-Luther-King-Zentrum untergebracht.

Andreas Wohland  im SONNTAG, 7. September 2008

Erfurt zeigt Ausstellung über Friedensbewegung

ImageIm Kreuzgang des Erfurter Augustinerklosters ist seit Montag die Wanderausstellung »Der gefährliche Schmied« über die Geschichte der Friedensbewegung in der DDR zu sehen (bis zum 24. September). Die Dokumentation des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau erinnert zugleich an die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche um Gewaltfreiheit und Abrüstung, die vor 25 Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Ausgangspunkt waren die Rufnäher »Schwerter zu Pflugscharen«, die mit der Friedensdekade von 1981 zu Symbolen der kirchlichen Friedensarbeit in der DDR wurden. Zu den weiteren Themen gehören die Geschichte der Skulptur des sowjetischen Künstlers Jewgeni Wutschetisch, die 1956 als Geschenk der UdSSR an die UNO in New York übergeben wurde, die Arbeit der Aktion Sühnezeichen und Aktivitäten unabhängiger Gruppen in der DDR bis zur friedlichen Revolution von 1989.

Foto: Lutz Edelhoff

Glaube und Heimat  Nr. 36 vom 7. September 2008 16. Sonntag nach Trinitatis

Protokollanten des Untergangs


Dokumentation über Kampf der DDR-Stasi gegen das Neue Forum in Sachsen erscheint

VON HARTMUT PETERSOHN

Berlin/Zwickau. Das 20-jährige Jubiläum der Friedensbibliothek in Zwickau beginnt mit einer Premiere. Kommenden Montag wird während einer Podiumsdiskussion in der Versöhnungskirche der Stadt das Buch „…ehrlich und gewissenhaft…“ vorgestellt – wenn es den Herausgebern gelingt, es pünktlich von Berlin nach Sachsen zu bringen. Die Chancen stehen gut, dass die Dokumentation über den Beginn der Bürgerrechtsbewegung wie geplant in Zwickau ankommt. Denn „Mielkes Mannen gegen das Neue Forum“, so der Untertitel des Buches, haben keine Chance mehr, die Buchpremiere zu verhindern.
Historisch gesehen dürfen sich die Zwickauer Stasi-Protokollanten des Operativen Vorgangs (OV) „Konzil“ heute sogar damit schmücken, mit ihren Spitzel-Schriftsätzen den Gang der friedlichen Revo¬lution in der Region für die Nachwelt dokumentiert zu haben. Getreulich zeichneten sie seit Dezember 1987 die Herausbildung einer demokratischen Opposition unter dem Dach der Friedensbibliothek nach. Die hatte begonnen mit dem „Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ – Stasi-OV „Konzil“ – in Zwickau.
Herausgeber Karl-Heinz Baum und Roland Walter haben in „…ehrlich und gewissenhaft…“ Zeitzeug¬nisse von Akteuren und Gegnern der friedlichen Revolution in der DDR zusammengetragen. Sie sollen belegen, dass sich nicht nur in Berlin Oppositionelle zusammen¬schlossen, sondern Menschen in Sachsen ganz wesentlich die Geschichte vorantrieben.
Zu ihnen gehörte der Physiker Martin Böttger. Sein Name ist unter den Erstunterzeichnern zu lesen, die am 10. September 1989 den Gründungsaufruf von „Aufbruch 89 – Neues Forum“ unterschrieben. Sie hatten darin als ersten Satz formuliert: „In unserem Land ist die Kommunikation zwischen Staat und Ge¬sellschaft offensichtlich gestört.“ Bis zum Ende des Jahres 1989 unterschrieben den Aufruf rund 200.000 DDR-Bürger, hatte das Neue Forum 10.000 Mitglieder.
Wieder an Träume glauben
Kinderarzt Günter Bartsch aus Neu¬kirchen erinnert sich: „Wir hatten das feine Empfinden, jetzt ist der Zeitpunkt zum Geschichteschreiben gekommen.“ Der Auerbacher Ingenieur Xaver Kutscher formuliert es so: „Endlich war dieser Stillstand, dieses lähmende Nichts, nicht mehr vorhanden. Man konnte wieder an Träume glauben.“
DDR-Regierungsstellen kamen zu der Überzeugung, dass der Aufruf des Neuen Forums ein gefährliches Oppositionspapier sei, da „es zu 70 Prozent die Probleme der Bevölkerung benenne und nur zu 30 Prozent ein Angriff auf die DDR“ sei.
Diese Erkenntnis haben ihnen die Spitzel von Stasi-Chef Erich Mielke zugetragen. Unter ihnen der Inoffizielle Mitarbeiter des Staatssi¬cherheitsdienstes „Achim Oser“, offizieller Name Rainer Burkl. „Öser“ hatte es verstanden, sich das Vertrauen Böttgers und seiner Freunde zu erschleichen. Fleißig berichtete er über die Pläne und Vorhaben der Mitglieder des Neuen Forum in Westsachsen. Seinen geheimen Stasi-Dienstherren übergab er die komplette Mitgliederliste der entstehenden Oppositionsbewegung.
Judaslohn für neues Auto
Als Auszeichnung erhielt Burkl dafür – streng konspirativ – am 9. November 1989 exakt 30.000 DDR-Mark, um seinen alten Trabbi durch ein besseres Auto zu ersetzen. Im Gegenzug verpflichtete sich Stasi-IM „Achim Öser“, weiter „ehrlich und gewissenhaft“ für den DDR-Repressionsapparat zu spitzeln. Zu spät.
Der Stasi-Spitzel konnte sich mit dem Judas-Auto nur noch das DM-Begrüßungsgeld abholen. Aber das ist nicht überliefert. Denn am Abend dieses Tages fiel die Mauer und das Ministerium für Staatssicherheit war mit seiner Auflösung beschäftigt. SED-Spitzenfunktionär Horst Sindermann konnte nur noch resignieren: „Auf alles waren wir vorbereitet, nur nicht auf Kerzen.“
Die damals Vierzigjährigen, Menschen wie Böttger und seine Freunde Dirk Schöwe und Roland Frenzel, trieben die „samtene Revolution“ gegen jeden Stasi-Widerstand voran. Martin Böttger verwaltet heute in Chemnitz die archivierten Akten des Geheimdienstes, dessen Spitzel ihm einst nachstellten.

Freie Presse 30.08.2008

Plauen erhält Straße der friedlichen Revolution

Info-Tafeln geben künftig an Plätzen und Gebäuden Auskunft über dramatisches Geschehen im Herbst 1989

ImagePlauen. Mit einer Straße der friedlichen Revolution will Plauen 20 Jahre nach der ersten Demonstration im Wendeherbst 1989 an die dramatischen Ereignisse erinnern. Info-Tafeln an den historischen Plätzen sollen die damaligen Tage lebendig werden lassen und den Beginn vom Ende der DDR und der deutschen Wiedervereinigung vorm Vergessen bewahren. Mehrere Stationen, zusätzlich zu den bereits an der Lutherkirche, vorm Rathaus und am Vogtland-Theater vorhandenen Gedenktafeln, sind vorgesehen. Bis zum Sommer kommenden Jahres werden die neuen, zusätzlichen Tafeln hergestellt und angebracht.

Beispielsweise der Aufbruch der Wahlbeobachter vom Mai 1989, die Drangsalierungen der Plauener durch die Staatsmacht bei der Durchreise der Prager Botschaftsflüchtlinge und die erste große Demonstration am 7. Oktober werden auf diese Weise in der Art eines Lehrpfades durch die Stadt nachempfindbar. An den Mauern des im August vorigen Jahres geschlossenen Gefängnisses auf dem Amtsberg können Besucher der Stadt und Plauener dann beispielsweise lesen: „In der Nacht des 7. Oktober 1989 verhafteten Sicherheitskräfte überwiegend jugendliche Plauener Bürger unter Anwendung willkürlicher Gewalt. Etwa 60 Frauen und Männer wurden in die Strafvollzugseinrichtung eingeliefert, ohne richterlichen Haftbefehl und auf entwürdigende Weise in der so genannten Kraftfahrzeug-Schleuse festgehalten, nächtlichen Verhören unterzogen und schikanösen Behandlungen ausgesetzt.“

Die Texte und die Standorte der Tafeln stehen weitgehend fest. „Da ist lange und ausgiebig darüber gestritten worden“, hat jetzt Friedrich Reichel, der Rathaus-Kulturreferent, im städtischen Kulturausschuss angedeutet.

Zeitzeugen haben an der Auswahl der Ereignisse und Orte sowie an den Entwürfen mitgearbeitet. Steffen Kollwitz, er hatte zu jener Gruppe gehört, die im Mai 1989 die Fälschung der Kommunalwahl aufdeckte, und Steffen Kretzschmar, er war mit Freunden am Aufruf zur ersten Demo am 7. Oktober dabei, waren beteiligt. Stadträte, Pfarrer und Rathausleute ebenso.

Angestoßen hat das Projekt das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau, so Reichel. Das Werdauer Zentrum will mit dem Projekt „Revolutionswege“ die Erinnerung an die dramatischen Ereignisse 1989 wach halten und fördert landauf, landab Initiativen, die etwas dafür tun. Eine ganz ähnliche Erinnerungsstraße ist bereits in Werdau eingerichtet worden. In Zwickau und Crimmitschau sollen demnächst weitere folgen – so wie in Plauen auch.

Die Kosten für die Plauener Straße zu Stätten der Wende belaufen sich laut Kulturreferent Reichel auf etwa 4000 Euro. Der Förderverein des Vogtlandmuseums gibt etwa 800 Euro dazu. Die Finanzierung des übrigen Teils erfolgt über das Werdauer King-Zentrum. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung des SED-Unrechts in Berlin hat Geld dafür locker gemacht. „Der Trägerverein des Zentrums gibt auch einen Eigenanteil dazu“, so Bernd Gerber vom Martin-Luther-Zentrum. Die Werdauer unterhalten das Archiv der Bürgerbewegung in Südwestsachsen. „Wir haben auch einen Plauener Bestand und bemühen uns weiter um Berichte von Zeitzeugen“, beschreibt Gerber. Von LUTZ KIRCHNER                                          Erschienen am 27.08.2008 in Freie Presse Plauen

Kultband Landluper zum zehnten Torbogenfest in Werdau-West

Zugleich zehnjähriges Bestehen des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit, Zivilcourage und Aufarbeitung von DDR-Geschichte

Werdau. Zum zehnten Torbogenfest des Martin-Luther-King-Zentrums am Samstag, den 21. Juni 2008 in Werdau-West, spielt ab 17 Uhr die legendäre Folk-Band „Landluper“ aus Plauen auf. Schon ab 15 Uhr werden Kinderüberraschungen angeboten. Um 15:30 wartet die aus Werdau stammende Kerstin Burkhardt, jetzt Reichenbach, mit Spontantheater auf und lädt vor allem Kinder zum Mitspielen ein.

Landluper aus PlauenImageDas Fest markiert zugleich das zehnjährige Bestehen des King-Zentrums. Im Sommer 1998 hatten Friedensbewegte aus Ost und West gemeinsam mit Jugendlichen vor Ort den als „besonders gemeinnützig“ anerkannten Verein ins Leben gerufen. Die Initiative knüpft an das Gedankengut gewaltfreier Konfliktlösung von Martin Luther King und anderen Pazifisten, an die Friedens- und Bürgerbewegung und die Friedliche Revolution in der DDR an. So versteht sich der Verein als Teil der Friedensbewegung, die sich auch aktuell-politisch einmischt gegen Gewalt und Rechtsextremismus in der heutigen Gesellschaft, für Bürgermut und Bürgergesellschaft.

Im King-Zentrum befindet sich auch das vom Freistaat geförderte Archiv der Bürgerbewegung für den früheren Bezirk Karl-Marx-Stadt. Dafür werden ständig Schriftgut, Fotos und Gegenstände aus der DDR gesucht, um eine redliche Aufarbeitung ohne Schwarz-Weiß-Malerei und Pauschalverurteilungen zu unterstützen.

Johannes Knabe, Publik-Forum Nr. 14 – 2008:

Einmischen, wo es nötig ist

Das Martin Luther-King-Zentrum in Werdau fördert Zivilcourage

Mit dem traditionellen »Torbogenfest« im sächsischen Werdau beging das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage Ende Juni 2008 mit der bekannten Folk-Band Landluper aus Plauen sein zehnjähriges Bestehen. Im Sommer 1998 hatten Friedensbewegte aus Ost und West gemeinsam mit Jugendlichen vor Ort den als »besonders gemeinnützig« anerkannten Verein ins Leben gerufen. Die Initiative knüpft an das Gedankengut gewaltfreier Konfliktlösung von Martin Luther King und anderen Pazifisten, an die Friedens- und Bürgerbewegung und die friedliche Revolution in der DDR an. So versteht sich der Verein als Teil der Friedensbewegung, die sich auch aktuell-politisch einmischt gegen Gewalt und Rechtsextremismus in der heutigen Gesellschaft, für Bürgermut und Bürgergesellschaft.
Heute meldet sich der kleine Verein auch kritisch gegenüber Sozialabbau und Militarisierung der deutschen Außenpolitik zu Wort. Er unterstützte Unterschriftenaktionen von Ohne Rüstung Leben und des Versöhnungsbundes zum Truppenabzug aus Afghanistan und dem Iran und zum Abzug der in Deutschland gelagerten US-Atomwaffen.
Allen Interessierten steht eine Friedensbibliothek zur Verfügung. Das King-Zentrum arbeitet mit Schülern und Studenten zusammen, verbreitet sein Gedankengut mit Ausstellungen und Veröffentlichungen und hat monatlich rund 6000 Besucher auf seinen Internetseiten. Es ist eines von nur vier Martin-Luther-King-Zentren weltweit, die sich außer in Werdau noch in Atlanta/USA, Havanna/ Kuba und Lausanne/Schweiz befinden. Sein letztes großes Projekt ist eine von der Bundesstiftung Aufarbeitung Berlin geförderte Wanderausstellung über die Friedensbewegung in der DDR mit aktuellem Bezug auf das vereinigte Deutschland. Die Ausstellung tourt zurzeit durch Städte im Osten und Westen der Republik.
Im King-Zentrum befindet sich auch das vom Freistaat Sachsen geförderte Archiv der Bürgerbewegung für den früheren Bezirk Karl-Marx-Stadt. Fotos und Schriften werden gesucht und eingearbeitet, um eine Aufarbeitung ohne Schwarz-Weiß-Malerei zu unterstützen. Die Initiative hat intensive Forschungsarbeit geleistet über die Verbreitung von Kings Gedankengut mit fantasievollen Mitteln in der Gegenöffentlichkeit der DDR. Mitarbeiter des Zentrums recherchierten den Ostberlin-Besuch Kings im Jahre 1964 mit seinem abenteuerlichen Grenzübertritt ohne Reisepass am Checkpoint Charlie. Sie konnten auch die verloren geglaubte Predigt Kings in der Ostberliner Marienkirche ausfindig machen.

US-Studenten auf Recherche in Werdau
Junge Leute aus Nashville begeistert vom Fundus im Martin-Luther-King-Zentrum – Amerikanische Bürgerrechtsbewegung ist Seminarthema

VON CORNELIA KUNZE

Werdau. Eng ist es gestern in den Räumen des Werdauer Martin-Luther-King-Zentrums zugegangen. Elf Studenten von der Universität Nashville im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee haben die Einrichtung gemeinsam mit ihrem Professor Joel Dark besucht. Er unterrichtet sie in Geschichte und beschäftigt sich unter anderem mit der amerikanischen Bürgerbewegung und Martin Luther King.

Vom Zentrum überrascht
„Umso mehr waren wir überrascht, dass sich in Deutschland und dann noch in einer kleinen Stadt wie Werdau diesem Thema gewidmet wird“, sagte Joel Dark gestern begeistert. Bislang waren seine Forschungen an der Universität auf die Besatzungszeit beschränkt gewesen. ImageDie amerikanische Bürgerrechtsbewegung und deren Wahrnehmung in Europa hatte er vor zwei Jahren zu seinem Forschungsthema gemacht. im Internet war er während seiner Recherchen dann auf das Werdauer King-Zentrum gestoßen und hatte sich entschlossen, innerhalb eines Seminars mit den Studenten auch die Kleinstadt in Sachsen zu besuchen. Mehr als 3o Studenten – sie kommen aus den Fachrichtungen Soziologie, Politikwissenschaften und Literatur – hatten sich um diese zehntägige Reise beworben, doch nur für elf gab es ein Stipendium. Und jene elf sind glücklich, dass sie Deutschland besuchen können, waren doch die meisten von ihnen noch nie außerhalb der Vereinigten Staaten. Wir sind bereits in Magdeburg und Leipzig gewesen und haben uns dort mit Studenten getroffen, die sich mit amerikanischer Geschichte befassen“, erzählt Joel Dark. Doch gestern blieben der Studentengruppe erst einmal rund vier Stunden Zeit, sich im Werdauer Martin-Luther-King-Zentrum umzuschauen und mit dem Leiter des Hauses zu diskutieren.
„Bei uns sind die amerikanischen Gäste auf eine ganze Menge originale Dokumente gestoßen. Beispielsweise einen Film, der 1987 aus der damaligen Bundesrepublik in die DDR gebracht und dann zuerst in Werdau gezeigt worden ist. Insgesamt haben den mehr als 10.000 Menschen gesehen. Zu sehen war er jedoch ausschließlich außerhalb von Kinos“, sagte Georg Meusel, Leiter des Werdauer King-Zentrums. Für ihre Forschungszwecke hatte Georg Meusel auch noch eine Rede Martin Luther Kings auf Band parat, die er 1964 in der Ostberliner Marienkirche gehalten hatte. Noch gestern Nachmittag sind die jungen Leute aus Nashville nach Berlin weitergereist, um sich dort mit Studenten zu treffen.  …

Freie Presse Donnerstag, 19. Juni 2008       Foto: Ralf Roje

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Szenisches Martin-Luther-King-Oratorium – Erstaufführungen in Sachsen

Nach großem Erfolg der Uraufführung des szenischen Oratoriums „Ich habe einen Traum – Martin Luther King auf dem Weg der Gewaltlosigkeit“ unter Schirmherrschaft des Brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzek in Berlin und anschließender Darbietung in Potsdam wird das monumentale Projekt am langen Himmelfahrts-Wochenende erstmals in Sachsen und Sachsen-Anhalt aufgeführt.

Die Termine sind:

Donnerstag, 1. Mai 2008 um 16 Uhr St.-Afra-Kirche Meißen, Freitag, 2. Mai um 18 Uhr Stadtkirche Mylau, Samstag, 3. Mai um 17 Uhr St.-Georgen-Kirche Schwarzenberg und Sonntag, 4. Mai um 17 Uhr Johanneskirche Dessau.

ImageDer Text für das Oratorium stammt von Martin Ahrends, die Musik von Bernhard Opitz. Antonia Braun und Bernhard Hanuschik haben das Werk mit der aus 150 Sängern bestehenden Jugendkantorei Kleinmachnow und zwölf Orchestermusikern in Szene gesetzt, das von Karsten Seibt geleitet wird. Logistische Unterstützung für die Aufführungen im Vogtland und im Erzgebirge leistete das Martin-Luther-King-Zentrum Werdau.

Das Stück schildert Szenen aus dem Leben Martin Luther Kings, die keiner biografischen Dramaturgie folgen, also weder sein Leben nacherzählen wollen, noch ein veritables Drama daraus machen, es sind Szenen, die Fragen zu stellen, welche auch 40 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod aktuell geblieben sind. Es sind Fragen nach der Philosophie und der Psychologie des gewaltfreien Widerstandes, danach, wie gelingen konnte, was ihm und seinen Anhängern gelang: Durch gewaltfreien Widerstand in relativ kurzer Zeit wesentliche Ziele der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung durchzusetzen.

„Wann wird gesungen?“ fragt der Komponist. „Immer dann, wenn Sprache allein nicht mehr ausreicht. Immer dann, wenn der Anteil des Emotionalen so groß ist, dass uns die Stimme bebt, dass wir vor Weinen, Lachen oder vor Wut nicht einfach weiter sprechen können. Natürlich ist die Musik keineswegs frei von dem, woran jeder von uns bei diesem Thema denkt: Gospels, Spirituals, 60er Jahre.“

Der doppelchörige Aufführungsapparat (Kinderchor und Jugendchor der fünften bis 13. Klasse) bietet die Chance, immer dann eine zweite musikalische Ebene zu betreten, wenn von dem die Rede ist, was sich von Martin Luther King lernen lässt. So gibt es in dieser Musik immer die dramatische und die eher subjektive Ebene und ab und zu ein Innehalten, Objektivieren und Betrachten. Die Teilbarkeit des Orchesters in Streicher auf der Einen und Bläser, Schlagwerk und Klavier auf der anderen Seite unterstützt dieses Verfahren.

Die zwölf Szenen vermitteln ein schlüssiges, dokumentarisch untersetztes, facettenreiches Bild vom großen amerikanischen Baptistenprediger, Bürgerrechtler und Nobelpreisträger Martin Luther King, der 1968 als 39-jähriger einem Mordkomplott zum Opfer fiel. (GME)

Kosovo – Eindrücke jenseits des Medienbildes

Nur wenige Tage zwischen zwei Kosovo-Einsätzen mit der Nichtregierungsorganisation „Schüler Helfen Leben“ verbrachte der 27jährige Neukirchener Sebastian Illing in seiner Heimat.
Er nutzte die knappe Zeit für zwei reich mit Fotos illustrierte Vortrags- und Gesprächsabende, um seine Eindrücke jenseits des Bildes der Massenmedien zu vermitteln und zu diskutieren.
Die Inhalte berühren aus persönlichen Erfahrungen Illings die Alltagskulturen, Sprachen, Mentalitäten im Zusammenleben der verschiedenen Ethnien und die wunderbare Landschaft in Bildern von Fotografen aus mehreren Ländern.

Die Veranstaltungen fanden am Montag, den 28. April 2008 um 19:30 Uhr in der Buchhandlung Am Rathaus Würker in Crimmitschau und am Dienstag, den 29. April 2008 um 19:00 Uhr im Martin-Luther-King-Zentrum im Torbogenhaus Werdau-West statt.

Offener Brief von Mitgliedern der DDR-Opposition an Sportlerinnen, Sportler, Verbände und Sponsoren zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in China

Da wir wissen, dass viele von Ihnen sich Gedanken machen, ob eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in China richtig ist; und da wir erlebt haben, wie ein totalitäres politisches System sich des Sports, seiner Verbände und Aktiven bedient, um scheinbare Übereinstimmung zwischen Machthabern und Sportlern zu suggerieren und weil wir uns noch gut erinnern, dass sich dafür viele Trainer, Sportler und Sportfunktionäre missbrauchen ließen, wenden wir uns mit diesem Offenen Brief an Sie. Auch weil sich bereits zwei deutsche Diktaturen mit den Leistungen von Sportlern schmückten, ist die öffentliche Debatte zu diesem Thema notwendig und die Teilnahme an den Spielen in Peking eine Gewissensfrage.

Boykott könnte ein starkes moralisches Signal sein – ob er sinnvoll ist, hängt vom weiteren Verhalten der chinesischen Regierung ab.

Deshalb fordern wir:

  • die chinesische Regierung muss die Verfolgung der Demokratiebewegung, der nationalen Minderheiten und religiöser Gruppen einstellen und den Dialog mit der politischen Opposition aufnehmen,
  • die Gewalt gegen die tibetische Protestbewegung muss sofort beendet und inhaftierte Demonstranten müssen sofort freigelassen werden,
  • deutsche und internationale Sportverbände müssen sich schützend vor jene Sportler stellen, die sich kritisch zu Menschenrechtsverletzungen in China äußern,
  • die internationale Gemeinschaft muss diese Forderungen klar stellen und entsprechende eindeutige Signale an die chinesische Regierung senden.

Als freie und mündige Bürger können auch Sportler gegenüber der Diktatur in China nicht politische Neutralität wahren. Sollte es zu keinem Boykott kommen, liegt bei allen Teilnehmern und Beobachtern der Olympischen Spiele in Peking eine besondere Verantwortung: Nicht nur Politiker und Diplomaten, auch Sponsoren, Journalisten, Sportfunktionäre, Sportler und Zuschauer können die Öffentlichkeit im Vorfeld und während der Spiele auf verschiedene Weise nutzen. Sie können bei öffentlichen Auftritten, auf Pressekonferenzen, in Interviews und Gesprächen:

  • die Unterdrückung der Tibeter, der Uiguren sowie anderer Minderheiten und der Opposition anprangern,
  • eine unabhängige Untersuchungskommission zu den Ereignissen in Tibet, die Freilassung der zu Unrecht Inhaftierten und die freie Berichterstattung aus allen Landesteilen einfordern,
  • nach dem Verbleib des verschleppten Panchen Lama fragen,
  • die chinesische Regierung zum politischen Dialog mit dem Dalai Lama auffordern,
  • darauf hinweisen, dass das geistige Oberhaupt der Tibeter weder zu Gewalt noch zur staatlichen Unabhängigkeit Tibets aufruft, sondern für die Bewahrung der tibetischen Kultur und die dafür notwendige Autonomie des Landes eintritt.

Wir wissen aus unseren eigenen Erfahrungen in der DDR, wie wichtig eine kritische Berichterstattung, Kontakt und Austausch mit Journalisten, Politikern und Bürgern aus aller Welt sind, welchen Schutz die internationale öffentliche Aufmerksamkeit für die politische Tätigkeit von Oppositionellen bietet und dass Diktaturen am meisten eines fürchten – die Öffentlichkeit.

22. April 2008

Unterzeichnerliste des Offenen Briefs von Mitgliedern der DDR-Opposition an Sportlerinnen, Spo rtler, Verbände und Sponsoren zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in China vom 22. April 2008

Albani, Bernd Kulisch, Uwe, Erfurt
Albani, Manuela Kunz, Dorothea, Erfurt
Albrecht, Bernd, Rödental Ladstätter, Mathias, Berlin
Ahrberg, Edda, Cobbel Lange, Thomas, Rostock
Ammer, Thomas, Euskirchen Lenski, Katharina, Jena
Andrich, Andre, Dresden Liersch, Hendrik, Berlin
Auerbach, Thomas, Berlin Lietz, Heiko, Schwerin
Bastian, Katrin, Berlin Matzke, Dietmar, Borna
Begenau, Gunther, Düsseldorf Mehlhorn, Ludwig, Berlin
Beleites, Johannes, Berlin Messer, Ina, Berlin
Beleites, Michael, Dresden Meusel, Georg, Werdau
Bertram, Andreas, Königshain Molt, Rudi, Berlin
Bickhardt-Schulz, Kathrin, Markkleeberg Morawe, Petra, Berlin
Bickhardt, Stephan, Markkleeberg Motzer, Christoph, Leipzig
Birthler, Marianne, Berlin Müller, Rainer, Leipzig
Bittner, Johannes, Berlin Müller, Stefan, Berlin
Börner-Grimm, Sabine, Berlin Neumann, Peter, Berlin
Böttcher, Till, Berlin Nooke, Maria, Berlin
Böttger, Antje, Zwickau Oltmanns, Gesine, Leipzig
Böttger, Martin, Zwickau Oschlies, Renate, Berlin
Bohley, Heidi, Halle/Saale Pahnke, Rudi-Karl, Berlin
Bomberg, Karl-Heinz, Berlin Pfeifer, Frank, Leipzig
Buntrock, Hans Jürgen, Berlin Philipp, Stephan, Oranienburg
Brandt, Holger, Berlin Pietzsch, Henning, Berlin
Brauckmann, Roland, Dresden Postler, Lorenz, Berlin
Breitbarth, Jürgen, Berlin Poppe, Gerd, Berlin
Diete, Wolfgang, Jena Quester, Roland, Leipzig
Dietrich, Christian, Nohra Rathenow, Lutz, Berlin
Dömel, Achim, Roßdorf Ristig, Manfred L., Köln
Drenger, Shanghai, Weimar Rochau, Lothar, Halle/Saale
Ebert, Frank, Berlin Rösch, Peter, Berlin
Eckardt, Anke, Rödental Rosenthal, Rüdiger, Fredersdorf
Eigenfeld, Frank, Halle/Saale Rudolph, Thomas; Leipzig
Eisenfeld, Bernd, Berlin Rüddenklau, Wolfgang, Berlin
Ellmenreich, Renate, Mainz Rüffert, Hartmut, Borna
Falkenberg, Petra, Berlin Sachse, Christian, Berlin
Faktor, Jan, Berlin Schefke, Siegbert, Leipzig
Fischbeck, Hans-Jürgen, Joachimsthal Schicketanz, Peter, Garbsen
Fischer, Werner, Berlin Schidek, Christiane, Berlin
Florath, Bernd, Berlin Schneider, Sven, Berlin
Gajdukowa, Katharina, Marburg Schön, Michaele, Berlin
Goertz, Joachim, Berlin Schult, Reinhard, Bernau
Graeser, Martina, Berlin Schulz, Werner, Berlin
Gresch, Steffen, Saarbrücken Schwabe, Uwe, Leipzig
Grille, Dietrich, Erlangen Sello, Tom, Berlin
Grimm, Peter, Berlin Simon, Annette, Berlin
Gutzeit, Martin, Berlin Sonntag, Frank Wolfgang, Berlin
de Haas, Joachim, Berlin Stadthaus, Wolfgang, Berlin
Hahn, Carsten, Tübingen Steinbacher, Steffen, Berlin
Harembski-Henning, Beate, Zühlsdorf Strasser, Axel, Ahrensfelde
Hartmann, Grit, Leipzig Tschiche, Wolfram, Klinke
Hattenhauer, Katrin, Berlin Ullmann-Goertz, Esther-Marie, Berlin
Heinisch, Michael, Berlin Wagner, Manfred, Rudolstadt
Hering, Christoph, Berlin Wagner, Rainer, Neustadt an der Weinstraße
Hildebrand, Gerold, Berlin Wartenberg, Michael, Berlin
Hildebrandt, Manfred, Berlin Waschitschka, Matthias, Halle/Saale
Hilsberg, Stephan, Berlin Weiß, Konrad, Berlin
Hirsch, Ralf, Berlin Weißhuhn, Reinhard, Berlin
Hugo, Michael, Rostock Wernick-Otto, Frank, Potsdam
Hülsemann, Wolfram, Berlin Westendorff, Dieter, Emmendingen
Ilsen, Almut, Berlin Wetzel, Albrecht, Berlin
Jesche, Carl, Leipzig Wicke, Günter, Toisdorf
Jeschonnek, Günter, Berlin Wolff, Sabine, Halle/Saale
Jonscher, Thomas, Berlin Wonneberger, Christoph, Leipzig
Jugel, Gudrun, Borna Wonneberger, Theophil, Berlin
Kallenbach, Gisela, Leipzig Zech, Karl-Adolf, Berlin
Kinzel, Peter, Grenzach-Whylen Zupke, Evelyn, Winsen
Klähn, Martin, Berlin Ammer, Vera, Euskirchen
Kleim, Michael, Gera Bästlein, Klaus, Berlin
Kloss, Oliver, Leipzig Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit, Bad Ischl
Klotzin, Matthias, Leipzig Blumentritt-Jesche, Simone, Leipzig
Knechtel, Heike, Weimar Booß, Christian, Berlin
Koehler, Brunhild, Halle/Saale Bürgerkomitee 15. Januar e.V.
Köhler, Hannelore, Berlin Ferst, Marko, Gosen
Koehler, Olaf , Goettingen Hartmann, Sabine, Berlin
Kohlbach, Babette, Berlin von Radetzky, Edgar, MEMORIAL Deutschland
Kreutzer, Peter, Bonn Reichl, Matthias, Bad Ischl, Österreich
Krone, Tina, Berlin Wagner, Bernd, Berlin